MIXED-ZONE-INTERVIEW
Das Feld der anwesenden Journalisten hatte sich bereits gelichtet, als Uli Hoeneß anderthalb Stunden nach dem emotionalen Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger den Innenraum der Allianz Arena betrat. Traditionell steht der Präsident des FC Bayern in der Mixed-Zone nur selten für Fragen zur Verfügung, diesmal machte er eine Ausnahme - und gab sich redefreudig.
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Im Interview sprach der 66-Jährige über Schweinsteigers letztes Spiel in München, die enttäuschende Leistung der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland sowie die für Mittwoch angekündigte, damit verbundene Analyse von Bundestrainer Joachim Löw.
Herr Hoeneß, wie emotional war der Abschied von Bastian Schweinsteiger?
Uli Hoeneß: Es war sehr emotional, das hat er sich verdient. Ich bin hierher gefahren und habe mir gedacht: Das wird ein schöner Abend, das Wetter ist toll, die Allianz Arena ausverkauft. Basti ist ein Typ, der für Werte steht. Es hat mir gut gefallen, dass die Zuschauer eine Stunde nach Abpfiff immer noch da waren, um ihn zu verabschieden. Da habe ich gesehen, dass Werte in unserer Gesellschaft doch noch etwas zählen. Die Leute wollten ihm etwas zurückgeben, für das, was er geleistet hat beim FC Bayern.
Gibt es nur noch wenige Spieler, die die Werte, von denen Sie gesprochen haben verkörpern?
Hoeneß: Wir haben einige Spieler, die das tun. Wir haben Manuel Neuer, Franck Ribery und Arjen Robben beispielsweise.
Und insgesamt im deutschen Fußball?
Hoeneß: Der deutsche Fußball wird nur gut, wenn der FC Bayern gut ist.
ImagoWar Schweinsteiger einer der größten Spieler, die je für den Verein aufgelaufen sind?
Hoeneß: Keine Frage. Deshalb hat er sich den Abschied so verdient, wie er heute war.
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Franck Ribery hat bereits angekündigt, dass er sich ein ähnliches Abschlussspiel wünscht. Darf er sich Hoffnungen machen?
Hoeneß (lacht): Ich weiß nicht, was in seinem Vertrag steht. Aber er ist ja auch jemand, der bei den Fans Emotionen weckt. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass der Verein das auch einhält.
Haben Sie mit Bastian Schweinsteiger gesprochen, wie er sich die nächsten Jahre vorstellt? Besteht die Chance, dass er nach seiner Karriere wieder nach München zurückkehrt?
Hoeneß: Nein, er hat noch keinen Plan. Er hat mir nichts zugesagt. Er möchte vielleicht noch ein Jahr spielen und dann schaut er mal weiter.
GettyAm Mittwoch steht die große Analyse von Bundestrainer Joachim Löw an. Was erhoffen Sie sich davon?
Hoeneß: Ich glaube nicht, dass da morgen viel rauskommt. Joachim Löw wäre ja unklug, wenn er alles in der breiten Öffentlichkeit diskutiert. Wenn es etwas zu diskutieren gab, hat er das schon längst mit den Verantwortlichen des DFB gemacht und wird gegebenenfalls mit den wichtigsten Personen, nämlich den Spielern, darüber reden. Ich halte aber überhaupt nichts davon, vor den Medien eine Alibi-Veranstaltung zu machen und da den tollen Hecht zu spielen.
Wie groß muss der Umbruch beim DFB denn Ihrer Meinung nach ausfallen?
Hoeneß: Das weiß ich auch nicht. Man muss jetzt erst einmal Ruhe bewahren. Natürlich muss man auch etwas ändern. Das Wichtigste ist aber aus meiner Sicht, dass die Mannschaft wieder mehr arbeitet und kämpft und dass sie sich nicht ihrem Schicksal ergibt wie in Russland. Wir haben gegen Südkorea, einen zweitklassigen Gegner, in 90 Minuten fast keine Torchance herausgespielt, obwohl jeder wusste, dass es um Sein oder Nichtsein geht. Da muss man jetzt nicht zwölf Spieler austauschen. Man sollte vielmehr die Spieler, die da gespielt haben, daran erinnern, was sie tun müssen.
Thomas Müller (sprach vorher in der Mixed-Zone, Anm. d. Red.) sagte das Thema würde zu heißgekocht werden. Muss man dieses historische WM-Aus nicht knallhart analysieren?
Hoeneß: Ja, das muss man aber nicht für die Medien machen. Ihr Medien meint immer, Ihr seid die Wichtigsten, aber das seid Ihr nicht. Die Wichtigsten sind in dem Fall die Spieler. Mit denen muss man reden, da muss sich etwas verändern. Da sollte man keine Alibi-Geschichten bei Euch (den Medien, Anm. d. Red.) machen.
Sie sind also nicht der Meinung, dass sich am Personal etwas ändern muss?
Hoeneß: Es wird sicherlich der ein oder andere neue Spieler in den nächsten zwei Jahren auftauchen. Aber es werden genügend Spieler dabeibleiben, die auch vorher in der Nationalmannschaft gespielt haben, und die müssen anders spielen als sie es in Russland gemacht haben.
Könnte Löw auch einen Bayern-Spieler aussortieren?
Hoeneß: Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass die Nationalmannschaft nur dann wieder gut wird, wenn der FC Bayern gut ist.


