MIXED-ZONE-INTERVIEW
Dank eines Geniestreichs von Toni Kroos wenige Sekunden vor dem Abpfiff bezwang Deutschland Schweden im zweiten Gruppenspiel bei der Weltmeisterschaft in Russland mit 2:1. Somit wendete der amtierende Titelträger das erstmalige Scheitern in einer Endrunden-Gruppenphase ab und darf weiter aufs Achtelfinale hoffen.
Erlebe die Highlights aller WM-Spiele auf DAZN. Jetzt Gratismonat sichern!
Nach seinem Freistoß-Traumtor zeigte sich der Held des Abends sichtlich erleichtert und zuversichtlich für die kommenden Aufgaben - und äußerte - wie schon einige seiner Kollegen in den letzten Tagen - Kritik an der negativen Berichterstattung über die Mannschaft in der Heimat.
Toni, mit welchem Gefühl fahren Sie nach einem solch emotionalen Spiel nach Hause?
Toni Kroos: Mit einem Guten, wir haben uns belohnt und ein gutes Spiel gemacht, vor allem in der zweiten Halbzeit. Wir haben uns häufig über die Außen durchgesetzt, häufig flache Bälle in die Mitte gespielt. Hohe Bälle verteidigen die Schweden zu gut.
Wie kamen Sie zu dem Entschluss, es direkt zu probieren?
Kroos: Die hohen Flanken wurden meistens von den Schweden herausgeköpft. Marco Reus hatte erst geplant, direkt zu schießen. Davon war ich aber nicht so sehr überzeugt.
Getty ImagesWas ist Ihnen danach durch den Kopf gegangen?
Kroos: Große Freude, aber danach habe ich mir direkt gedacht: Jetzt kommen gleich noch ein paar lange Bälle von den Schweden. Wir waren in Unterzahl und hatten bis auf Antonio Rüdiger und Mario Gomez viele kleine Spieler in unseren Reihen und die Schweden eher größere Jungs dabei. Ich habe gehofft, dass schon viel von der Nachspielzeit runtergelaufen ist.
Was kann so dieser Sieg jetzt auslösen?
Kroos: Natürlich sind wir jetzt erstmal froh. Jeder kann die Gruppenkonstellation lesen. Heute nicht zu gewinnen, wäre richtig schlecht gewesen. Wir hoffen, den Sieg jetzt mitzunehmen ins nächste Spiel.
Kann der Sieg also zu einer Aufbruchstimmung führen?
Kroos: Ich hoffe das, das ist eine gute Vorlage. Am Mittwoch haben wir schon wieder ein K.o.-Spiel. Dann kommt es drauf an und dann werden wir sehen.
Sebastian Rudy hat diesmal an ihrer Seite gespielt. Wie stehen Sie zu dieser Konstellation?
Kroos: Das macht für mich keinen großen Unterschied. Er hat das wirklich gut und abgeklärt gemacht in der ersten halben Stunde.Wir haben insgesamt als Mannschaft richtig gut begonnen, haben es aber wieder verpasst in Führung zu gehen und dann hatten die Schweden schon vor ihrem Treffer eine gute Möglichkeit, da hätten wir besser verteidigen können.
Sie haben den Fehlpass gespielt, der zum Gegentor führte. Wie schmerzhaft war das für Sie?
Kroos: Das ging natürlich ganz klar auf meine Kappe, da brauchen wir nicht drüber reden. So ein Pass passiert mir normalerweise nicht, aber es kann vorkommen, wenn man 400 Pässe pro Spiel spielt, dass dann zwei mal nicht ankommen. Einer hat dann leider zu dem Gegentor geführt. Entweder so ein Fehler macht einem das Spiel kaputt oder man versucht danach, alles reinzuhauen.
Getty ImagesHätte es Elfmeter für Schweden geben müssen?
Kroos: Wir haben ja heutzutage Überprüfungsmöglichkeiten en masse. Und wenn dann niemand sagt, dass es Elfmeter geben sollte, dann war es wohl auch keiner. Aus meiner Sicht war ein Schubser da, ich glaube aber, dass das nicht unbedingt ein Elfmeter ist.
Wie bewerten Sie Ihre Leistung bis zum Tor?
Kroos: Ich hatte gefühlt 200 Ballkontakte, davon hat leider ein Pass zum Gegentor geführt, danach habe ich versucht, die Mannschaft anzuführen und anzutreiben.
Warum glauben Sie, dass viele Leute in der Heimat nicht wollen, dass sie weiterkommen?
Kroos: Ich habe mir abgewöhnt, alles zu lesen, was geschrieben wird. Wer sich da heutzutage alles zu Wort meldet und was da auch geschrieben wird! Ich meine nicht die Fans, aber bei mir ist das Gefühl da, dass es viel mehr Spaß macht, schlecht über uns zu schreiben oder über uns zu reden. Wenn das Gefühl falsch ist, dann tut es mir leid, aber so habe ich das in den letzten vier bis fünf Tagen wahrgenommen. Von allen, die schreiben, von allen, die unsere Körpersprache schlechtmachen, bekommen wir keine Hilfe. Die werden uns nicht zum Titel schreiben. Dafür sind wir selbst verantwortlich. Wir wissen, dass wir viele Fans im Rücken haben, aber mehr Hilfe bekommen wir nicht.
Kommt die Sicherheit durch den Sieg wieder?
Kroos: Ich glaube, wir haben über weite Teile dominant agiert haben und vernünftig gespielt haben. Die Schweden haben sich von der ersten Minute aufs Verteidigen konzentriert und auf Zeit gespielt, aber natürlich kann so ein spätes Tor auch noch einmal pushen für den Rest des Turniers.
