MIXED-ZONE-INTERVIEW
Der FC Bayern verliert das Finale des DFB-Pokals überraschend mit 1:3 gegen Eintracht Frankfurt und muss sich mit der Tatsache begnügen, nicht das erhoffte Double aus Meisterschaft und Pokal geholt zu haben.
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Im Anschluss an die Begegnung äußert sich Thomas Müller zum verweigerten Elfmeter in der Nachspielzeit, zieht ein Saisonfazit und erklärt, warum die Münchner in der Kabine verschwanden, noch bevor die Hessen die Trophäe überreicht bekamen.
Thomas, der Traum vom Double ist geplatzt. Fühlt sich die Tatsache, "nur" die Meisterschaft geholt zu haben, als Erfolg an oder überwiegt der Frust?
Thomas Müller: Das fühlt sich heute an wie eine große Niederlage. Das ist ein riesiger Mist. Wir haben die Meisterschaft gefühlt im Februar oder März geholt, deshalb liegt der letzte große Erfolg schon ein paar Monate zurück. Wir haben sehr viel Arbeit in den April gelegt, hatten fünf tolle Wochen. Seit dem Madrid-Spiel wurde uns ein wenig der Stecker gezogen, wir haben schon in Köln und gegen Stuttgart nicht gut gespielt.
Wie äußerte sich der "gezogene Stecker" auf dem Platz?
Müller: Ein Radsportler legt auch seinen Höhepunkt auf die Tour de France und wir waren eben voll auf diese April-Wochen fokussiert. In Madrid haben wir eine tolle Leistung gezeigt und sind mit einer Enttäuschung nach Hause gefahren. Im Nachhinein hätten wir das professioneller abstreifen müssen. Es war danach nicht mehr die Attitüde, die wir vor dem Aus hatten. Nichtsdestotrotz haben wir uns in der zweiten Halbzeit heute dagegengestemmt.
Heute hatte Bayern Pech, gegen Real Madrid ebenso und in den letzten Jahren immer mal wieder in großen Spielen. Ist es in Summe immer nur Pech oder spielen auch andere Faktoren mit rein?
Müller: Das ist die Mischung. Wir machen natürlich auch Fehler, die zu Gegentoren geführt haben. Frankfurt hatte drei oder vier Torchancen, inklusive der Tore. Wir hatten eine Vielzahl an Möglichkeiten, treffen zweimal die Unterkante der Latte, deshalb würde ich sagen, heute war es mehr Pech. Dann kommt auch noch die spielentscheidende Fehleinschätzung des Schiedsrichters hinzu. Insgesamt haben wir in der ersten Halbzeit nicht so gut gespielt, obwohl wir auch da Chancen hatten. In der zweiten Halbzeit war es schwungvoller und besser. Nach dem 1:1 waren wir drauf und dran, noch ein Tor zu schießen. Letztlich ist es anders gekommen, mit der krönenden Szene ganz am Schluss, in der man sich fragt, wozu es den Videoschiedsrichter gibt.
Schiedsrichter Felix Zwayer hat erklärt, dass der Kontakt nicht stark genug war in der Szene.
Müller: Man sieht, dass Kevin-Prince Boateng den Ball rausschlagen will, statt des Balles aber den Fuß trifft. Dann muss der Kontakt ja auch stark genug gewesen sein. Für diese Argumentation muss Herr Zwayer erst einmal jemanden finden, der das nachvollziehen kann.
GettyWaren Sie überrascht, dass Sie ausgewechselt wurden, obwohl es auch hätte Verlängerung geben können?
Müller: Der Trainer trifft die Entscheidungen, ich habe nur am Dienstag trainiert und zwei Tage krank auf der Couch gelegen. Da gibt es keine Diskussion.
Der FC Bayern wurde kritisiert, weil er vor der Siegerehrung der Frankfurter in der Kabine verschwunden ist. Können Sie die Kritik nachvollziehen?
Müller: Frankfurt stand Spalier, ich habe auch unsere Teambetreuerin gefragt, ob wir auch Spalier stehen müssen. Da hat sie gesagt: "Nein, das ist anders herum. Der Sieger steht Spalier für den Verlierer." Ich kann nicht nachvollziehen, warum jetzt versucht wird, eine Diskussion aufzumachen. Frankfurt hat es sich aus sportlicher Sicht verdient. Auch wenn der Spielverlauf auch einen anderen Sieger hergegeben hätte. Aber es war kein Zeichen von Respektlosigkeit. Es ist schon hart genug, durch ein Spalier hindurch zu gehen, wenn man verloren hat und dann dem Sieger ins Gesicht schauen muss. Ich glaube nicht, dass Frankfurt traurig war, dass wir nicht mitgefeiert haben.
Am Sonntag wird auf dem Marienplatz gefeiert. Wie sehr drückt diese Niederlage auf die Stimmung?
Müller: Unsere Fans haben sich eine Feier verdient, sie haben uns immer unterstützt, auch heute wieder. Es hätte etwas Großes werden können dieses Jahr und jetzt stehen wir gefühlt mit leeren Händen da. Jeder ist extrem unzufrieden.




