Thiago Silva Brazil 04102017Getty

Als Brasiliens Thiago Silva in Moskau dem Tod ins Auge schaute


HINTERGRUND

Für Thiago Silva ist das WM-Abenteuer in Russland auch eine Reise in eine kummervolle Vergangenheit. Vor 13 Jahren hing das Leben des brasilianischen Stars in einem sterilen Krankenhauszimmer unweit der Moskwa am seidenen Faden. "Wo ich die schlimmsten Momente durchgemacht habe, könnte ich nun die schönsten erleben", sagt der 33-jährige Nationalspieler der Selecao . Seine Offenbarung lässt erahnen, was dieser Tage in ihm vorgeht.

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"Irgendwann habe ich gedacht, da kommt er nicht mehr lebend raus", erzählt auch seine Mutter. Dona Angela machte sich damals besorgt auf die lange Reise nach Moskau. Seine Freundin Isabelle, damals gerade einmal 17 Jahre alt, eilte ebenfalls ans Krankenbett. "Er war niedergeschlagen, depressiv", erinnert sich die heutige Mutter seiner zwei Söhne.

Thiago Silva: Vom FC Porto trotz Schmerzen weggeschickt

Als Kind flüchtete der heutige Kapitän von Paris St. Germain vor Schießereien in einer benachbarten Favela, fiel als Junior gleich bei acht Klubs in seiner Heimatstadt Rio de Janeiro im Probetraining durch, wurde dennoch 2004 als Talent vom FC Porto angeheuert. Schon dort klagte er über Schmerzen in der Brust. Trotzdem schickten sie ihn ein Jahr später enttäuscht von seiner physischen Form zu Dynamo Moskau.

"Ich trainierte hustend, die Lunge tat beim Atmen weh. Irgendwas stimmte nicht", sagt Silva. Und durch die widrigen Lebensumstände in der russischen Hauptstadt wurde es nicht besser. Er wohnte damals in einem winzigen Zimmer. Vom Bett aus erreichte seine Hand bereits das Waschbecken. Die Toilette war ein Loch im Boden. Darüber hing die Dusche.

Thiago Silva: Sechs Monate zwischen Leben und Tod

Sein Retter war ein Landsmann: Ivo Wortmann. Kurz nach Silva kam der Trainer zu Dynamo, schickte den offensichtlich Schwindsüchtigen endlich in ein Krankenhaus, wo er sechs Monate zwischen Leben und Tod schwebte. Wortmann war es auch, der ihn nach seiner Genesung zu Fluminense zurück nach Rio holte. Wieder bei Kräften, kam Silvas Talent zum Vorschein. Es blieb 2009 auch dem AC Mailand nicht verborgen - der Startschuss einer großen Karriere.

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"Wenn ich zurückblicke, sehe ich, wie schwierig es war, aber auch, wie viel ich erreicht habe. Die Lunge ist wieder in Ordnung, das Herz hat noch viele Emotionen vor sich", sagt Silva. Vielleicht schon in Russland. Denn Nationaltrainer Tite setzt auf den Routinier, der zwischen Juni 2015 und Oktober 2016 bei den Berufungen der Selecao gefehlt hatte.

"Ich hoffe, dass ich das Land am Ende als Weltmeister verlassen kann", sagt Silva. Sohnemann Isago (9) machte dagegen erst einmal keine guten Erfahrungen mit dem WM-Land. Er musste sich nach einer noch in seiner Pariser Schule erlittenen Verletzung im Selecao-Quartier Sotschi seinen Fuß eingipsen lassen. Hoffentlich kein böses Omen.

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