HINTERGRUND
Zwölf Millionen Euro - das ist für heutige Verhältnisse keine hohe Ablösesumme. Und schon gar nicht, wenn es um einen Spieler geht, der in die Premier League wechselt. Genau diesen Betrag zahlte der FC Watford im August für den 20-jährigen Brasilianer Richarlison von Fluminense. Und nur knapp vier Monate später sieht alles danach aus, als ob die Hornets ein echtes Schnäppchen gemacht hätten, denn der Stürmer entpuppt sich auf der Insel als wahres Wunderkind.
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In der wohl am heißesten umkämpften der großen Ligen Europas ist Richarlison voll eingeschlagen: Acht Scorerpunkte hat er in den letzten neun Partien für Watford erzielt und damit großen Anteil daran, dass der Klub aktuell im Tabellenmittelfeld zu finden ist. Fünf Tore und vier Vorlagen - das ist die überragende Saison-Bilanz für den eher schlaksigen Angreifer, der mit seiner Dynamik, aber auch mit seiner Technik zu überzeugen weiß.
Mit seinen Leistungen in Brasilien machte Richarlison auf sich aufmerksam, doch nur die wenigsten Talente schaffen direkt den Sprung in die Premier League - unter anderem auch, weil es nicht leicht für die englischen Klubs ist, eine Arbeitserlaubnis für die Spieler zu bekommen. Normalerweise gibt es die passenden Papiere nur für aktuelle Nationalspieler oder für außergewöhnliche Talente. Und als eben solch einen vielversprechenden Youngster präsentierte Watford den Neuen, bekam die Erlaubnis und landete damit einen echten Glücksgriff.
Das Wetter, die neue Sprache, die neue Umgebung, die physisch viel stärkeren Gegenspieler: Von all dem ließ sich Richarlison in den ersten Monaten auf der Insel herzlich wenig beeindrucken. Bei seinem ersten Einsatz gegen Liverpool war er direkt am ganz späten Ausgleich beteiligt und bei den Auswärtsspielen in Swansea und bei West Brom schlug er jeweils in den letzten Sekunden zu. Die Watford-Fans schlossen ihn deshalb sofort in ihr Herz - und widmeten ihm schon den ersten Fan-Gesang.
In die Herzen der Fans gespielt
Zur La-Bamba-Melodie singen die Anhänger "Richarlison, Richarlison, he plays for Watford in Silva's army" und motivieren damit den Brasilianer noch mehr - auch wenn der noch gar nicht versteht, was gemeint ist. "Ich möchte das Lied lernen, damit ich mit ihnen mitsingen kann", sagte er Goal . "Die Fans hier sind wunderbar. Ich war sehr überrascht von ihrem Empfang", gestand er.
Dabei ist es ganz einfach: Wer trifft, der wird geliebt. Das gilt für Brasilien genauso wie für England. Und wer besonders häufig trifft, spielt sich automatisch in den Fokus des jeweiligen Nationaltrainers. Bislang kam Richarlison immer nur für Brasiliens U20 zum Einsatz, doch mit seinen Auftritten in der Premier League hat er sich inzwischen sogar bis auf den Notizzettel von Selecao-Coach Tite gespielt.
Der Stürmer ist dynamisch, schnell und obwohl manche Aktionen manchmal ein wenig unbeholfen aussehen, durchaus trickreich mit seinen langen Beinen. Mit den Erfolgserlebnissen der ersten Wochen im Rücken ist er immer selbstbewusster geworden. Weil Richarlison derart auftrumpft, muss inzwischen der eigentliche Kapitän Troy Deeney für den Brasilianer auf die Bank.
Der nächste große Traum kann kommen
"Es ist schon ein Traum für mich wahrgeworden, dass ich in England bin und bei einem Klub wie Watford spielen darf", sagte Richarlison. "Den Traum hatte ich seit meiner Kindheit", gestand er. Wenn er allerdings so weiterspielt wie bisher, dann darf er bald von ganz anderen Dingen träumen: Von der Selecao, von ganz großen Klubs und davon, den Ruf zu bestätigen, das große Wunderkind der Premier League zu sein.