KOLUMNE
Liebe Fans, liebe Fußball-Enthusiasten,
Ich bin sehr erfreut darüber, Euch mitteilen zu dürfen, dass ich von nun an neuer Goal-Kolumnist sein werde.
Einmal pro Monat werde ich hier die Situation bei PSG, in der Nationalmannschaft, mein Leben als Spieler oder meine Aktivitäten abseits des Feldes beschreiben. Zuerst möchte ich jedoch über die Anfänge meiner Karriere berichten und wie ich mich bei diesem ambitionierten Klub entwickelt habe.
Ich fühle mich geehrt und bin gleichzeitig sehr glücklich, dritter Kapitän von PSG zu sein. Ich nehme diese Rolle sehr ernst. Mein Französisch ist sehr gut und ich kenne die Ambitionen des Klubs, aber auch die Leute, die hier arbeiten. Deshalb habe ich eigentlich zu allen Leuten eine gute Beziehung. In der Umkleidekabine ist das sehr wichtig. Es ist notwendig, Spieler zu haben, die Reife und Erfahrung ins Team einbringen, gleichzeitig sind aber auch Spaßmacher elementar.
Kapitän zu sein ist eine schwierige Aufgabe. Wenn es einmal nicht so gut läuft, muss man wissen, wann man mit seinen Mitspielern reden oder sie auch einmal anschreien muss. Die Schwierigkeit liegt darin, negative Dinge anzusprechen, ohne sie zu verletzen. Dabei muss man überlegt vorgehen, aber wir sind keine Psychologen und machen Fehler. Als Fußballer muss man sehr schnell reifen. In den meisten Jobs bekommen die Vorgesetzten die nötige Zeit, um zu lernen, doch ich bin 23 und bereits dritter Spielführer.
Ich bin bei diesem Klub groß geworden und stolz darauf, seit Beginn ein Teil dieses Projekts zu sein. Dabei hatte ich bereits verschiedene Trainer und viele Spieler kamen und gingen. Wenn man in so einer Phase bei seinem Verein bleibt, verändern sich auch die Dinge für dich, ja sie haben sich sogar verbessert. Auf meinen Werdegang bin ich deshalb sehr stolz, nicht nur, weil ich bereits lange hier bin, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass meine Mühen respektiert werden.
2013 bin ich nach einer guten Saison bei der Roma nach Paris gekommen. Als ich das erste Mal vom Interesse von PSG hörte, fühlte ich mich geehrt, denn das Projekt war sehr interessant. Es war ein langfristiger, aber auch ambitionierter Plan, den sie verfolgten. Ich war damals 19 Jahre alt, war erst kurze Zeit in Europa, und wollte mich bei einem großen Klub weiterentwickeln.
In diesem Alter verändert man sich sehr stark. Als Fußballer musst du früh Verantwortung übernehmen. Darum musst du in deinen ersten Jahren als Profi sehr schnell erwachsen werden. Das habe ich versucht, als ich nach Paris kam. Schon damals standen sehr gute Spieler im Kader und ich wusste, dass ich auf meine Chance warten muss. Mein Ziel war es, von meinen Mitspielern zu lernen. Alex stand in der Hierarchie über mir und das wusste ich.
Die Entwicklung eines Spielers hängt auch davon ab, wie viel er von seinen Teamkollegen lernen kann. Das ist meine Meinung. Ich versuche, so viel wie möglich von denen zu lernen, die ich bewundere. Jeder Spieler hat mir auf seine Weise etwas beigebracht.
Es ist ganz natürlich, dass man mit den Spielern, die aus demselben Land wie du kommen, mehr gemeinsam hat. Man spricht die gleiche Sprache, hat dieselben Ess-Kulturen und die Kommunikation ist allgemein einfacher. Deshalb hat sich mittlerweile eine großartige Freundschaft zu Lucas entwickelt. Er ist wie ein Bruder für mich.
Getty ImagesThiago Silva war mein Idol, als ich jung war. Ich kam auch deshalb nach Paris, weil ich mit ihm zusammenspielen wollte, die gleichen Erfahrungen machen wollte.
Doch auch andere Spieler wie Blaise Matuidi, Serge Aurier oder Adrien Rabiot sind längst Freunde von mir geworden. Wir haben einfach viel gemeinsam erlebt.
Als ich darauf warten musste, meine Qualitäten auf dem Feld unter Beweis stellen zu dürfen, musste ich geduldig und zurückhaltend bleiben. Wenn ich auf einer anderen Position – beispielsweise als Rechtsverteidiger – spielen musste, hat das bedeutet, dass man mir vertraut. Es wurde viel mit mir gesprochen, also konnte ich es akzeptieren. In dieser Zeit habe ich viel gelernt. Ich nutzte meine Chancen, um den Fans, dem Trainer und dem Klub zu zeigen, was ich drauf habe. Die beste Antwort gibt man immer auf dem Platz.
Heute stehe ich in einem Konkurrenzkampf mit Thiago und Presnel Kimpembe. Der Trainer sagt, dass wir alle in jedem Spiel auflaufen könnten, weil wir uns auf einem sehr hohen Level befinden. Konkurrenz innerhalb des Teams ist wichtig. Wenn man die Qualität auf dem Feld steigern will, musst du das Beste aus allen Spielern herauskitzeln. Ich denke, dass Unai Emery das sehr gut hinbekommt.
Persönlich muss ich mich einfach auf meine Arbeit und Leistung auf und neben dem Platz fokussieren.
Die steigende Strahlkraft des Klubs ist eine sehr gute Sache, es ist letztendlich eine Bestätigung, dass sich das Projekt in die richtige Richtung bewegt. Natürlich gibt es weiterhin Dinge, die man verbessern kann, doch der gesamte Verein hat ein neues Niveau erreicht, wenn man sich anschaut, welche Spieler verpflichtet werden konnten und welche Erfolge und Ergebnisse man – auch in der Champions League - vorweisen kann.
Ich finde es wunderbar, Teil dieses großen Projekts zu sein. Seit ich hier bin, habe ich sowohl gute als auch schwierige Zeiten erlebt. Das ist Teil meines Weges. Ich bin hier groß geworden, deshalb sind solche Momente für mich von besonderer Bedeutung.
Mit der Zeit hat sich meine Liebe zu PSG nur noch weiter vergrößert!
Marquinhos


