Lucas Vazquez Real Madrid Real Sociedad 10022018Getty Images

Lucas Vazquez bei Real Madrid: Ein Held für wenig Geld


HINTERGRUND

222 Millionen Euro für Neymar, 120 Millionen für Philippe Coutinho, 105 Millionen für Paul Pogba – mit Blick auf die astronomischen Summen, die aktuell im Fußball gezahlt werden, wundert man sich über fast nichts mehr. Qualität hat eben seinen Preis, heißt es. Und besagte Spieler haben ohne Frage Qualität, die sie beinahe wöchentlich in den größten Stadien der Welt aufblitzen lassen.

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Doch was heißt diese Preisentwicklung im Umkehrschluss? Bekommt man Qualitätsspieler nur noch für einen dreistelligen oder zumindest hohen zweistelligen Millionenbetrag? In einer Zeit, in der selbst Minderjährige für achtstellige Summen wechseln, scheint die Hoffnung auf echte Stars zum Schnäppchenpreis verschwindend gering.

Doch es gibt tatsächlich noch Ausnahmen – und das beweist aktuell ausgerechnet Real Madrid. Ein Klub, der nicht gerade dafür bekannt ist, sparsam mit seinen Millionen umzugehen und traditionell gerne mal über die eine oder andere Null auf den Abrechnungen hinwegsieht. Denn bei den Königlichen kommen nicht etwa Superstar Cristiano Ronaldo oder 100-Millionen-Mann Gareth Bale auf die meisten Pflichtspieleinsätze in dieser Saison, sondern ein Spieler, der 2015 für eine läppische Million Euro von Espanyol Barcelona in die Hauptstadt wechselte: Lucas Vazquez.

Vazquez der Grund für die Sprengung von BBC

Doch warum berichtet die internationale Presse trotz seiner Vielzahl an Einsätzen kaum über Vazquez? Im Fokus stehen hinter dem alles überstrahlenden Ronaldo eher Superstars wie Gareth Bale, gefeierte Nationalspieler wie Isco oder aufstrebende Talente wie Marco Asensio. Mit seinen 26 Jahren, seiner geringen Ablöse und fünf Länderspielen ist Vazquez keiner dieser Kategorien zuzuordnen. Trotzdem ist er ein "echter Schlüsselspieler", wie Alberto Pinero, Real-Madrid-Korrespondent von Goal, bestätigt.

"Vazquez ist der Grund, warum Bale, Cristiano und Benzema kaum noch zusammen in der Startelf stehen", erklärt Pinero. Denn anders als seine Teamkollegen mit den so klagvollen Namen ist Vazquez ein echter Kämpfer und vor allem in der Defensive wertvoller als reine Offensivkünstler. So hat er wahrscheinlich weniger Talent als Bale oder Benzema, doch dank seiner Kraft, Ausdauer, Opferbereitschaft und Geschwindigkeit hat er bei Trainer Zinedine Zidane dennoch die Nase vorn.

Ohne Allüren spielt der 26-Jährige bei den Königlichen dort, wo man ihn braucht – und was dabei viel wichtiger ist: Er macht seine Sache stets gut. Am liebsten kommt er über den rechten offensiven Flügel, von wo aus er in der laufenden Saison wettbewerbsübergreifend bereits zwölf Treffer auflegen konnte (Top-Wert bei Real).

Madrid liebt Lucas Vazquez

Doch auch defensiv weiß der gebürtige Galizier zu überzeugen. Selbst auf allerhöchstem Niveau wie dem Halbfinale in der Champions League. Denn nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Daniel Carvajal rückte er beim 2:1-Hinspielsieg gegen den FC Bayern zurück auf die Rechtsverteidiger-Position in der Viererkette und zeigte dort gegen einen gewissen Franck Ribery eine beeindruckende Leistung.

Da Carvajal auch im Rückspiel am Dienstag (20.45 Uhr im LIVE-TICKER) ausfällt, soll Vazquez diese Rolle wohl auch im Bernabeu ausfüllen. Sorgen macht sich bei den Madrilenen deshalb niemand, denn "jeder liebt ihn, egal ob Zidane oder die Fans", weiß Real-Korrespondent Pinero. "Er kommt aus der eigenen Jugend, ist Nationalspieler, identifiziert sich voll mit dem Verein und ist immer höflich. Ein echter Madridista."

Vazquez liebt den Klub und lebt bei Real seinen Traum, denn bereits als kleiner Junge fieberte er mit den Königlichen. Im 2000-Seelen-Örtchen Curtis geboren, trug er schon in der Jugend die Trikots seiner großen Stars, die damals Raul oder auch Zidane hießen, bis er es schließlich selbst in die Nachwuchsakademie der Blancos schaffte. Zusammen mit Alvaro Morata, Carvajal oder Alex Fernandez räumte er dort sämtliche Titel ab, doch der Durchmarsch zu den Profis blieb ihm zunächst verwehrt.

Lucas Vazquez photo supporting Real Madrid when he was a kidSchon als Kind drückte Lucas Vazquez Real Madrid die Daumen

Auch in den großen Spielen zur Stelle

Über den Umweg Espanyol schaffte er es 2015 schließlich doch in die erste Mannschaft. Als Rollenspieler, der auch von der Bank kommend seine Qualitäten hat, wurde er schnell ein wichtiger Faktor im Starensemble der Madrilenen. Bemerkenswert ist, dass er auch in den wichtigen Spielen in der Champions League den Vorzug vor den vermeintlich größeren Namen erhält. Trotz großer Bühne zeigte sich Vazquez allerdings nie nervös, sondern war zur Stelle und erzielte wichtige Tore oder bereitete Treffer vor.

So steuerte er im Achtelfinale gegen Paris Saint-Germain einen Assist bei, holte den entscheidenden Elfmeter im Viertelfinal-Rückspiel gegen Juventus Turin heraus oder übernahm im Champions-League-Finale 2016 Verantwortung und trat als Erster zum Elfmeterschießen an. Und das, obwohl er etwa ein Hundertstel von dem gekostet hat, was für Ronaldo oder Bale ausgegeben wurde. 

Nicht ohne Grund ist Vazquez in Madrid deshalb ein Held. Für die Fans wegen seiner Einsatzfreudigkeit und Loyalität und für die Verantwortlichen wegen des auf dieser Ebene vielleicht einzigartigen Preis-Leistungs-Verhältnisses: eben ein Held für wenig Geld.

Lest auch: Wer keine Möglichkeit hat, Real Madrid gegen den FC Bayern München im LIVE-STREAM und TV zu sehen, kann auch den LIVE-TICKER von Goal verfolgen

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