Messi Argentina France Francia World Cup  2018 30062018ROMAN KRUCHININ/AFP/Getty Images

Argentiniens WM-Aus: Lionel Messi geht wohl als Unvollendeter


HINTERGRUND

Kein Blick nach rechts oder links, kein Wort über die schmerzvolle Gegenwart oder die ungewisse Zukunft: Mit versteinerter Miene und schnellen Schritten verließ Lionel Messi den Ort, an dem sein Traum von der WM-Trophäe wohl endgültig platzte. Argentiniens Superstar, das größte Fußball-Genie seiner Generation, geht als Unvollendeter. Seinen Nachfolger hat der 31-Jährige bei der Zeitenwende in Kasan schon kennengelernt.

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Wie es nach dem Achtelfinal-K.o. gegen Frankreich und den fulminanten Jungstar Kylian Mbappe in ihm aussah, mussten seine Teamkollegen erklären. "Leo geht es natürlich schlecht, wie uns allen", berichtete Stürmer Sergio Aguero nach dem spektakulären 3:4 (1:1): "Aber ihn hat es sicher am schlimmsten von uns allen getroffen, aufgrund des ganzen Drucks, der auf ihm bei jedem Spiel für die Seleccion lastet."

An diesem Druck ist der fünfmalige Weltfußballer, der mit seinem Klub FC Barcelona sage und schreibe 34 Titel gewann, zerbrochen. Bei seiner vierten Weltmeisterschaft fehlte dem Alleinunterhalter mehr denn je jegliche Unterstützung seiner alternden Mitspieler. Kaum vorstellbar, dass Messi im Winter 2022 bei der WM in Katar mit 35 Jahren noch einen fünften Anlauf auf den Goldpokal nehmen wird.

"Mit oder ohne Messi": Argentiniens Presse fordert neue Ära

"Es ist das Ende einer Generation", titelte das Sportblatt Ole. "Die Zeit zum Umbau ist gekommen", urteilte die Tageszeitung Clarin. Und La Nacion forderte: "Mit oder ohne Messi, eine neue Ära muss eingeläutet werden. Es gab keinen epischen Messi, sondern einen viel irdischeren."

Seinen Rücktritt wie nach der Finalniederlage bei der Copa America 2016 erklärte Messi in Kasan noch nicht, doch er hatte ihn vor der WM angedeutet. "Es wird davon abhängen, wie wir abschneiden", hatte er erklärt. In den Minuten nach dem Schlusspfiff sah alles nach dem Abschied von der Weltbühne aus. Zur Salzsäule erstarrt, die Hände in die Hüften gestemmt, verharrte Messi lange regungslos am Mittelkreis. Ein gebrochener Mann, der überhaupt nicht mitzubekommen schien, was um ihn herum passierte.

Nach und nach klopften ihm die anderen auf die Schulter, tätschelten tröstend seinen Kopf. Erst die Franzosen um Mbappe, dann seine eigenen Mitspieler. Den 30.000 geschockten Landsleuten auf den Tribünen schenkte er nur ein kurzes Winken, dann verschwand er als erster Argentinier in den Katakomben der Kazan Arena - und ließ sie mit der bangen Frage zurück: War's das?

Argentinien: Nationalelf-Zukunft von Messi ungewiss

Die Albiceleste ohne Messi wollen sich auch nach dem vierten Scheitern auf der WM-Bühne und wieder keinem Tor des "besten Spielers der Welt" (Trainer Jorge Sampaoli) in einem K.o.-Spiel die meisten nicht vorstellen. "Der Einzige, auf den man nicht verzichten kann, ist Messi", sagte Mittelfeldabräumer Javier Mascherano, "alle anderen sind entbehrlich." Folgerichtig erklärte der 34-Jährige, der mittlerweile in China spielt, umgehend seinen Rücktritt.

Wie es mit Messi weitergeht, der auf den Tag genau vor zwölf Jahren bei seinem WM-Debüt im Viertelfinale von Berlin an Gastgeber Deutschland im Elfmeterschießen gescheitert war, blieb dagegen noch ungeklärt. Damals als 18-Jähriger nur Ersatzspieler, drehte sich diesmal in Russland alles um ihn. Gegen Frankreich sollte er als "falsche Neun" den Unterschied machen, doch trotz zwei Torvorlagen stand er im Schatten des 19-jährigen Mbappe, der mit seinem entscheidenden Doppelpack auf den Spuren der Fußballlegende Pele wandelte - und eine Zeitenwende einläutete.

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