Goretzka Schalke

Leon Goretzka geht auf Schalke durchs Stahlbad: "Schwersten Tage meiner Karriere"


HINTERGRUND

"Endlich geschafft", wird sich Leon Goretzka  am Sonntagabend gegen 21 Uhr nach zahlreichen Pfiffen, einem schwachen Bundesligaspiel und unzähligen Fragen der Journalisten mit Sicherheit gedacht haben. "Es waren die bisher schwersten Tage meiner Karriere", gestand er an den Mikrofonen. "Allein eine Entscheidung zu treffen, war alles andere als einfach."

Die Analyse: Füllkrug rettet Hannover - Pfiffe für Goretzka

Diese Entscheidung, seine Heimat, das Ruhrgebiet, zu verlassen und sich dem FC Bayern anzuschließen, sorgte in der Veltins-Arena für viel Zündstoff. Transparente mir der Aufschrift "1000 Freunde im Stich gelassen für emotionslose Titel und oberflächliche Lackaffen?" oder "Weder Kohle noch Titel sind mehr wert als unser Verein! Wer das nicht schätzt, kann sich sofort verpissen!" spiegelten die Gemütslage der enttäuschten Anhänger deutlich wider, die den 22-jährigen Nationalspieler bei jeder seiner 34 Ballaktionen auspfiffen.

"Es war zu erwarten, dass die Fans bei der Mannschaftsaufstellung pfeifen", gewährt Goretzka einen Einblick in seine Gefühlswelt, nachdem er zuvor durch ein Stahlbad gehen musste. "Damit habe ich gerechnet. Wenn es den Leuten völlig egal wäre, dass ich den Verein verlasse, hätte ich in den letzten Jahren etwas falsch gemacht." "Wir sind nicht so blauäugig zu glauben, dass er Sonderapplaus bekommt. Es ist das Recht jedes Fußballfans, seine Meinung kundzutun", stellte auch Sportvorstand Christian Heidel klar.

Trotz Pfiffen: Goretzka "sehr glücklich" über Stimmung im Stadion

Schon im Vorfeld des müden 1:1 seiner Schalker gegen Hannover 96 machte Goretzka vor allem die Ungewissheit zu schaffen. Nachdem es schon am Samstagnachmittag vereinzelt üble Beleidigungen in Richtung des einstigen Fanlieblings gab, war die ganze Fußballnation gespannt, was im Stadion passieren würde. "Ich brauche niemanden anlügen, auch nicht mich selbst: Es war eine besondere und vor allem ungewohnte Situation für mich. Ich wusste nicht, was mich erwartet", machte er klar und freute sich, dass sich der Unmut der Anhänger lediglich auf Pfiffe beschränkte: "Ich bin mit der Stimmung im Stadion sehr glücklich. Die Fans haben es verstanden, die Mannschaft zu unterstützen."

Den vielen Anhängern macht vor allem die Frage zu schaffen, warum sich der Mittelfeldspieler schließlich für einen Wechsel nach München entscheiden hat, obwohl die sportliche Entwicklung unter Domenico Tedesco deutlich zu erkennen ist. "Ich möchte die Euphorie im Verein nicht bremsen, denn die ist zurecht groß. Wir haben einen hervorragenden Trainer und der Weg geht klar in die richtige Richtung.", lobte er, relativierte aber gleichzeitig: "Wenn man rational denkt, standen wir vor diesem Spieltag nur einen Sieg vor dem Neuntplatzierten. Ich habe versucht, für mich herauszufinden, was ich für ein Typ bin und wo ich hinmöchte und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich diese Ziele am besten mit dem FC Bayern erreichen kann. Ich bin klar mit der Entscheidung und sehr sicher, dass es der richtige Schritt ist."

Nach langen und intensiven Überlegungen hat Goretzka die Entscheidung, Schalke zu verlassen in den ersten Januarwochen getroffen. "Ich hoffe, dass jeder verstehen kann, dass es eine sehr wichtige Entscheidung in meinem Leben war und ich sie dementsprechend mit Bedacht treffen wollte", beschrieb er den Entscheidungsprozess und erklärte auf Goal- Nachfrage, dass ein Wechsel zum FC Bayern "reizvoller" sei, als sich einem Top-Klub im Ausland anzuschießen.

Goretzka Schalke

Goretzka geht nicht von Winter-Wechsel zu Bayern aus

Nachdem Heidel unter der Woche durchblicken ließ, dass es bereits vor dem Confed Cup eine mündliche Einigung zwischen Goretzka und dem Verein gab, bezeichnete der gebürtige Bochumer dies als "eine Art Missverständnis" und erklärte, dass er lediglich einen unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt bekommen wollte, um im Falle einer Entscheidung schnell Fakten schaffen zu können: "Schalke ist dafür an seine Grenzen gegangen, was mich persönlich sehr geehrt hat", gab er zu.

Wie der FC Bayern mit Leon Goretzka spielen könnte

Genutzt hat es Heidel und Königsblau im Endeffekt nichts, denn der Verein wird seinen Mittelfeldmotor im Sommer verlieren. Spekulationen um einen kurzfristigen Januar-Wechsel erteilte jedenfalls Goretzka eine Absage: "Ich möchte der Mannschaft beim Erreichen der Ziele helfen und das werde ich auch tun", während der Sportvorstand zwar betonte, dass sich "das Thema derzeit nicht stellt", aber gleichzeitig erklärte, mit den Bayern zu sprechen, falls diese an Schalke herantreten: "Wenn Rummenigge anruft, werde ich ans Telefon gehen."

So muss sich der 22-Jährige auch in den nächsten 16 Bundesligaspielen weiterhin auf Pfiffe aus dem eigenen Lager einstellen, gibt sich aber kämpferisch und gelobt, "alles dafür zu geben, dass die Pfiffe weniger werden." 

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