Hans Hateboer, Netherlands 03232018ProShots

Senkrechtstarter mit Fernweh: Das ist BVB-Kandidat Hans Hateboer


BVB-KANDIDAT HANS HATEBOER IM PORTRÄT

Kurz nach dem Jahreswechsel von 2016 auf 2017 traf Hans Hateboer eine richtungsweisende Entscheidung. Eine, die Mut erforderte, die ihm gleichzeitig aber neue Türen öffnete. Mit richtig starken Auftritten beim FC Groningen hatte der Rechtsverteidiger das Interesse von Feyenoord Rotterdam geweckt. Dem Team, das in der Eredivisie seinerzeit in Richtung Meistertitel stürmte.

Die Champions League winkte, verlockende Aussichten. Doch irgendwas störte Hateboer. "In der Königsklasse gibt es sechs Spiele. Und der Rest der Saison würde genau so aussehen wie in den Jahren zuvor. Wieder gegen Willem II, wieder gegen Utrecht", sagte Hateboer im Interview mit Voetbal International. "Ich hatte in den Niederlanden nicht mehr das richtige Gefühl. Ich wollte ein Abenteuer, Grenzen überwinden, neue Dinge erleben, neue Klubs, ein neues Leben."

Also pfiff er auf Feyenoords Interesse - und beschäftigte sich vor allem mit anderen Angeboten. Hull City klopfte an. Und Atalanta Bergamo. Hateboer entschied sich für die Italiener, für den Wechsel in die Serie A. Dort bekam er sein Abenteuer, spielte diese Saison Europa League, feierte vor wenigen Tagen im Test gegen England sein Debüt für die niederländische A-Nationalelf. Und: Borussia Dortmund hat Atalanta laut Gazzetta dello Sport nun ein erstes konkretes Angebot für Hateboer in Höhe von 15 Millionen Euro vorgelegt, die Italiener sollen jedoch 20 Millionen fordern.

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BVB-Kandidat Hans Hateboer: Die Eckdaten

Alter24 (9. Januar 1994)
PositionRechtsverteidiger (Nebenpositionen: rechtes Mittelfeld, Innenverteidiger)
VereinAtalanta Bergamo (seit Januar 2017, Vertrag bis Juni 2020)
NationalitätNiederlande
A-Länderspiele1
Pflichtspiele 2017/18 (Tore / Vorlagen)43 (0 / 3)
Marktwert (laut transfermarkt.de)3 Millionen Euro

Der BVB, wo er laut eines Berichts der Bild von Ende März auf lange Sicht Lukasz Piszczek rechts hinten beerben könnte, wäre das nächste internationale Abenteuer. Und der Sprung zu einem der absoluten Topklubs Europas. Etwas, womit Hateboer vor einigen Jahren wohl noch nicht gerechnet hatte.

Hans Hateboers Stärken: Physis, taktisches Geschick, Zweikampf

Geboren wurde er im kleinen Ort Beerta im Nordosten der Niederlande. Groningen war die nächstgelegene Großstadt, nur rund eine halbe Autostunde entfernt. Über den SC Veendam kam Hateboer schließlich als Teenager in die Akademie des FC Groningen, die immerhin schon Spieler wie Arjen Robben hervorgebracht hat.

Im Gegensatz zu Bayern-Star Robben war Hateboer allerdings nie einer der Überflieger. Fußballerisch nicht übermäßig veranlagt, waren die starke Physis, das erstklassige Verhalten im Defensivzweikampf und taktisches Geschick schon immer drei große Stärken des frisch gebackenen A-Nationalspielers. "Er hat noch viel Entwicklungspotenzial", sagt Martijn Slot von Goal Niederlande. "Er mag es beispielsweise auch, sich ins Offensivspiel einzuschalten und verbessert sich darin stetig."

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Eleganz ist dabei nicht unbedingt das Faustpfand Hateboers. Auf dem in den Niederlanden vor allem im Jugendbereich häufig bespielten Kunstrasen tut er sich schwer. "Auf Kunstrasen fühlte ich mich immer wie ein Körperklaus", sagte er mal. Dass er lieber immer auf sattem Naturrasen spielen wollte, war letztlich neben seinem Fernweh ebenfalls einer der Gründe für den Wechsel ins Ausland.

Trotz nicht vorhandener Kunstrasen-Affinität hatte sich Hateboer in Groningens Nachwuchs aber schließlich so gut entwickelt, dass er Anfang 2014 kurz nach seinem 20. Geburtstag in der Eredivisie debütieren durfte. Eine turbulente Premiere, sah er gegen Waalwijk doch nach knapp 70 Minuten die Rote Karte. Zuvor hatte er jedoch die zwischenzeitliche 1:0-Führung vorbereitet.

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In den nächsten Wochen setzte sich Hateboer, der neben Rechtsverteidiger auch Innenverteidiger spielen kann, bei Groningens Profis durch, wurde Stammspieler. Zudem schaffte er es im September 2014 in die U20 der Niederlande und damit endlich in den Kreis der besten Talente des Landes. Zuvor war er in keiner U-Nationalmannschaft Oranjes berücksichtigt worden.

Atalanta bezahlte nur 340.000 Euro für Hateboer

Vor allem in der Hinrunde der Spielzeit 2016/17 machte Hateboer bei Groningen dann richtig auf sich aufmerksam. Neben seinen defensiven Qualitäten blühte er nun auch im Spiel nach vorne auf, lieferte in 19 Eredivisie-Einsätzen vier Assists und erzielte einen Treffer selbst. Dennoch: "Für die A-Nationalelf war er in Groningen nie Thema", weiß Martijn Slot.

Gut ein Jahr nach seinem Wechsel zu Atalanta, das läppische 340.000 Euro Ablöse für Hateboer nach Groningen überwies, debütierte er dann aber doch für die Elftal. Im Test gegen England vergangenen Freitag spielte Hateboer 90 Minuten lang den defensiveren Part auf der rechten Außenbahn hinter Quincy Promes, war bei der 0:1-Niederlage einer der Lichtblicke. "Mehr als zufrieden" war der neue Nationaltrainer Ronaldo Koeman mit seinem Debütanten.

Hateboer hatte sich die Nominierung in den letzten Monaten redlich verdienen müssen. Bei Atalanta klappte es nicht auf Anhieb, zunächst musste er sich im 3-4-3 von Trainer Gian Piero Gasperini auf der Position des rechten Offensiv-Verteidigers hinter Top-Talent Andrea Conti anstellen, spielte im ersten halben Jahr nur unregelmäßig.

Doch Conti ging letzten Sommer zum AC Mailand - und Hateboer schlüpfte nahtlos in seine Rolle. Seit Saisonbeginn war er Stammspieler, hat sich gegen das letzten Sommer für sechs Millionen Euro verpflichtete belgische Talent Timothy Castagne durchgesetzt. 33-mal lief Hateboer 2017/18 in der Serie A auf, in allen acht Europa-League-Partien Atalantas stand er in der Startelf.

Dabei muss er stets Offensivdrang an den Tag legen, gleichzeitig aber auch nach hinten seine Seite im Griff haben. Das taktische Geschick und die nötige Laufstärke dafür hat er allemal.

Das ist nun offenbar auch dem BVB aufgefallen, der für Hateboer aber weitaus mehr bezahlen müsste als Atalanta vor knapp eineinhalb Jahren. Der Niederländer hat in Bergamo jedenfalls noch Vertrag bis 2020.

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