Kovac mit Pokal 20052018Getty Images

Alle feiern Niko Kovac: Der filmreife Abschied des neuen Bayern-Trainers von Eintracht Frankfurt


HINTERGRUND

Niko Kovac hatte Tränen der Rührung in den Augen - schon wieder. Die 100.000 Fans beim Autokorso, die 70.000 Anhänger auf dem Römerberg, der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt - sein Abschied am Sonntag vom DFB-Pokal -Sieger Eintracht Frankfurt wurde dem ergriffenen Trainer nicht leicht gemacht. "Meine Lieben", rief Kovac den Massen zu, als er seine Stimme nach einem Moment des Innehaltens wiedergefunden hatte: "Es war ein wunderschöner Tag nach einem historischen Spiel. Der Pokal ist ein Geschenk von uns an Euch."

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Das "Geschenk" der Fans am Tag nach dem 3:1 (1:0) im Finale gegen Bayern München hatte Kovac vorher schon mündlich erhalten. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", grölten die Anhänger - der künftige Trainer der Münchner nahm es grinsend zur Kenntnis

Niko Kovac dankt den SGE-Fans für die Unterstützung

Ähnlich emotional war es schon in der Nacht zugegangen. Die feuchtfröhliche Pokalparty vor dem Brandenburger Tor war bereits in vollem Gange, als Kovac der jubelnden Fanschar noch einmal die Trophäe entgegenreckte. Beseelt vom ersten Titel seit 30 Jahren lauschte der Erfolgstrainer den Gesängen, die Berlin auch weit nach Mitternacht erfüllten. "Ihr habt immer zu uns gehalten", schrie Kovac vom Balkon: "Ich freue mich, Teil eurer Geschichte zu sein!"

Spätestens in diesem Moment waren all die Anfeindungen und Beschimpfungen vergessen, die der 46-Jährige wegen seines bevorstehenden Wechsels zu den Bayern hatte ertragen müssen. Die Anhänger feierten Kovac - und der genoss. Es war das filmreife Ende einer (größtenteils) wundervollen Ehe.

Eintracht Team DFB Pokal 20052018

"Irgendwann im Leben kommen Situationen, die nicht ganz einfach sind", sagte Kovac. Sein sensationeller Triumph im Endspiel des DFB-Pokals gegen die scheinbar übermächtigen Bayern war so ein Moment, und der ging dem emotionalen Trainer sichtlich nahe. "Ich bin zwar weg, aber ich werde den Klub nie vergessen. Das alles wird immer in meinem Herzen bleiben."

Kovac, der eine lebenslange Mitgliedschaft im Verein besitzt, meinte die Rettung in der Relegation vor zwei Jahren, die er nach einer kurzen Eingewöhnungsphase im kniffligen Umfeld am Main erreicht hatte. Er meinte ebenso die unglückliche Pokalniederlage im Vorjahr an gleicher Stelle, die den Verein noch enger zusammenrücken ließ. Und natürlich den großen Schlusspunkt am Samstag, der bis um 6.30 Uhr mit kalten Getränken aus dem goldenen Pokal gefeiert wurde.

Hasan Salihamidzic lobt Niko Kovac

Inmitten aller Feierlichkeiten stand zu Recht Kovac. "Der Erfolg gehört zu 90 Prozent ihm. Er ist jeden Tag zu 100 Prozent ein Vollprofi", schwärmte der gebürtige Berliner Kevin-Prince Boateng: "Seine Ansprache hat uns wieder auf den Punkt motiviert."

Aber nicht nur die war gegen ratlose Münchner das Erfolgsgeheimnis der Eintracht, die unter Kovac somit nur eines von 14 (!) K.o.-Spielen verloren haben. Auch die Spielweise der cleveren Frankfurter belegte Kovac' taktische Fähigkeiten, von denen künftig der Rekordmeister profitieren wird. "Niko hat das Team perfekt eingestellt und die richtigen Knöpfe gedrückt", lobte Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Fredi Bobic Hasan Salihamidzic FC Bayern Eintracht Frankfurt

Hinzu kam die individuelle Klasse von Angreifer Ante Rebic, der die Eintracht vor dem Schlussakkord von Mijat Gacinovic (90.+6) mit seinem Doppelpack (11./82.) zweimal in Führung gebracht hatte . Und letztlich das "Glück des Tüchtigen" (Kovac), das die Hessen bei der Videobeweis-Entscheidung von Schiedsrichter Felix Zwayer (Berlin) kurz vor Schluss besaßen.

Kevin-Prince Boateng: "Heute habe ich das Sagen"

"Ich treffe ihn ganz klar, den muss er pfeifen", sagte "Sünder" Boateng, der Bayerns Javi Martinez im Strafraum zu Fall gebracht hatte - und nach bangen Sekunden des Wartens und der Pokalübergabe durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier die Richtung für die Siegesfeier vorgab: "Wenn es nach dem Trainer ginge, würden wir Wasser trinken. Aber heute habe ich das Sagen."

"Das wird eine längere Woche", mutmaßte auch Offensivspieler Marius Wolf. Und Bobic, der "frühestens ab Mittwoch" wieder zum Alltag übergehen wollte, warnte sicherheitshalber die Frankfurter Bürger vor: "Wir haben uns den Sieg durch ehrliche Arbeit verdient. Nun ist alles erlaubt, wir werden die Bankentürme zum Wackeln bringen."

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