HINTERGRUND
Zwei Torhüter wurden in den vergangenen Tagen auf dem europäischen Transfermarkt mit einem Wechsel in Verbindung gebracht: Der eine sicherte sich gerade die Auszeichnung zum besten Keeper der WM und der andere hat für ein Land, das bei der Weltmeisterschaft im Achtelfinale ausschied, gerade einmal ein Länderspiel absolviert.
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Für einen der beiden zahlt der FC Chelsea nun mit 80 Millionen Euro den höchsten Betrag, der jemals für seinen Schlussmann auf den Tisch gelegt wurde . Und erstaunlicherweise tun die Blues das für Kepa Arrizabalaga von Athletic Club aus Bilbao, den unerfahreneren des Duos – und geben den zuletzt bei der WM ausgezeichneten Thibaut Courtois aller Voraussicht nach ab.
Kepa Arrizabalaga: Mit neun Jahren zu Athletic Club
Das Vorgehen der Engländer zeigt: Nicht alles, was auf dem Transfermarkt abläuft, ist auf den ersten Blick immer nachvollziehbar. Doch wenn man weiß, dass Courtois unbedingt wieder mit seiner Familie in Spanien vereint sein möchte und dass Kepa immer noch trotz seiner 23 Jahre eines der größten Torhüter-Talente der Welt ist, erklärt das das Chelsea-Vorgehen zumindest ansatzweise.
Für Kepa ist der Wechsel in die Premier League die nächste große Entscheidung in seiner Karriere. Die erste wichtige Wahl musste der Torhüter schon im Alter von neun Jahren treffen. Der Junge aus dem Fischerort Ondarroa im Baskenland hatte schon die beiden großen Klubs der Region mit seinem Talent auf sich aufmerksam gemacht und musste sich nun entscheiden: Ging es für ihn zu Real Sociedad nach San Sebastian oder zu Athletic Club nach Bilbao?
GOALEr entschied sich für Athletic Club, wo in den Jugendmannschaften aus dem schlaksigen Jungen ein richtiger Torwart gemacht wurde, der inzwischen vor allem mit seiner Beweglichkeit und seinen Reflexen beeindruckt. Kepa wirkt nicht wie ein Keeper aus dem Kraftraum zwischen den Pfosten, sondern hat etwas Elegantes und Stürmisches an sich, das auffällt. Zum Beispiel dem neuen Chelsea-Trainer Maurizio Sarri: "Mein erster Eindruck war, dass er ein sehr guter Torhüter ist. Sehr jung, aber auch sehr, sehr gut", sagte der Italiener in dieser Woche.
Kepa verlässt sein "Zuhause" für Chelsea
Diese guten Eindrücke hinterließ Kepa schon als Teenager: Für Spaniens U19 war er 2012 beim EM-Titelgewinn der große Rückhalt, der im Halbfinale gegen Frankreich zwei Elfmeter parierte. In der U21 der Iberer war er jahrelang der Stammtorwart, der regelmäßig zum Matchwinner wurde. Und in der Liga spielte er sich in den letzten Jahren bei Athletic Club derart in den Vordergrund, dass ihn Real Madrid im Januar noch unbedingt haben wollte .
Damals lag die fixe Ablösesumme für Kepa noch bei 20 Millionen Euro – doch der Torhüter traf seine nächste große Entscheidung und sagte den Königlichen ab. Stattdessen verlängerte er sein Arbeitspapier in Bilbao. "Ich bin sehr froh, dass ich in meinem Zuhause weitermachen kann", verkündete er, nachdem er seine Unterschrift unter den neuen Vertrag gesetzt hatte . Die Basken vervierfachten clevererweise die fixe Ablösesumme für ihr Talent – und nur ein gutes halbes Jahr später ist Chelsea nun bereit, diese 80 Millionen Euro für ihn hinzublättern.

Als die Engländer ihr Interesse angemeldet hatten, stand für Kepa die dritte große Entscheidung an: Soll er seine Karriere vorantreiben und seinen Heimatklub verlassen, um bei einem Top-Klub Europas anzuheuern? Der 23-Jährige sagte zu – und hofft nun darauf, dass sich der Wechsel für ihn bezahlt macht. Und der FC Chelsea hofft darauf, dass er zwar den besten WM-Torhüter abgibt, mit Kepa Arrizabalaga aber dann im Gegenzug nicht nur den teuersten, sondern auch einen der besten Keeper der Welt in seinem Kader hat.


