Das rheinische Derby geht als erstes "Geisterspiel" in die Geschichte der Bundesliga ein - doch es bleibt nicht das einzige: Das Coronavirus hat endgültig auch das deutsche Oberhaus eingeholt. Nicht nur die Nachholpartie zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln am Mittwoch geht ohne Publikum über die Bühne. Mindestens sechs weitere Partien des kommenden Spieltags finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, darunter das 178. Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04.
Betroffen ist auch das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien am 31. März in Nürnberg. "Über allem steht die Gesundheit. Die Behörden haben nun klare Vorgaben gemacht, für die wir in dieser für uns schwierigen und komplexen Frage sehr dankbar sind. Auch wenn es natürlich bitter ist, dass dieser Klassiker vor leeren Rängen stattfinden muss", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius.
Die Regierungen der Länder Nordrhein-Westfalen, Bayern, Schleswig-Holstein und Bremen untersagten als Maßnahme gegen die Ausbreitung des Virus, Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern auszurichten. Damit folgten sie der Forderung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). In Bayern gilt diese Regelung zunächst bis zum 19. April, in Bremen bis zum 26. März und in Schleswig-Holstein bis zum 10. April.
Geisterspiele wegen Coronavirus: Keine zeitliche Befristung
In NRW nannten Ministerpräsident Armin Laschet und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (beide CDU) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz keine zeitliche Befristung. "Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat dem Kabinett einen Erlass zur Bewertung von Großveranstaltungen vorgestellt, der heute an alle Kommunen geht und verbindlich ist", teilte Laschet mit. In NRW sind die meisten Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert.
Im deutschen Oberhaus betrifft die Maßnahme am kommenden 26. Spieltag zunächst die Partien zwischen Fortuna Düsseldorf und dem SC Paderborn am Freitag, das Revierderby und die Partien Köln gegen den FSV Mainz 05 sowie TSG Hoffenheim gegen Hertha BSC am Samstag, das Spiel des FC Augsburg gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag sowie das Duell zwischen Werder Bremen und Bayer Leverkusen am Montag. Das rheinische Derby in Mönchengladbach ist am Mittwoch (18.30 Uhr/Sky) das erste "Geisterspiel" in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Auch Spielen der 2. Bundesliga sowie der 3. Liga dürfte in den betroffenen Bundesländern ein ähnliches Schicksal blühen.
"Die Gesellschaft steht über dem Sport. Fußball ist wichtig, aber es gibt viele Dinge, die viel, viel wichtiger sind. Wir müssen uns dem jetzt stellen", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Gladbach-Trainer Marco Rose sieht "keine einfache Situation" für alle Beteiligten: "Es geht darum, sich mit allen Leuten zu solidarisieren, die Schaden davontragen können."
Dortmunds Coach Lucien Favre äußerte sich vor der Absagenflut am Rande des Abflugs nach Frankreich, wo sein Team am Mittwoch (21.00 Uhr/Sky) bei Paris St. Germain bereits ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit bestreiten muss. "Niemand weiß, ob das die richtige Entscheidung für den Fußball ist. Der Terminplan ist eng und es ist schwer, das zu annullieren", sagte der Schweizer.
Bisher gab es im deutschen Profifußball sechs Spiele ohne Zuschauer
Bisher hatten im deutschen Profifußball sechs Spiele ohne Zuschauer stattgefunden - allerdings stets unterhalb des Oberhauses mit jeweils drei Spielen in der 2. Bundesliga sowie der 3. Liga.
In Gladbach war am vergangenen Samstag das Westduell gegen Dortmund (1:2) noch ohne größere Einschränkung ausgetragen worden. Zu dieser Entscheidung bekannte sich die Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (CDU) am Dienstag: "Vor diesem Spiel gab es weder eine klare Empfehlung von Bundesseite noch klare Vorgaben durch das Land." Laschet sagte, dass die Diskussionen um diese Partien zeigten, "dass wir eine einheitliche Regelung brauchen".
Die Bundesliga-Klubs reagierten ebenfalls. Unter anderem stoppten der 1. FC Köln und der SC Freiburg den Ticketverkauf für alle kommenden Heimspiele, Gladbach und Schalke verzichten vorerst auch auf öffentliche Trainingseinheiten. "Wenn Karteneinnahmen wegbrechen, wäre das natürlich ein Problem. Aber nicht nur für uns, sondern für fast alle Bundesligisten", hatte Kölns Sport-Geschäftsführer Horst Heldt bereits am Montag gesagt. Die Einnahmen von Bundesliga-Klubs bewegen sich bei Heimspielen im tiefen, einstelligen Millionenbereich.
Eine Aussetzung oder ein Abbruch der Meisterschaft kommt derzeit nicht infrage. "Die laufende Saison 2019/20 muss wie vorgesehen bis zum Sommer 2020 zu Ende gespielt werden", hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) mitgeteilt.




