BVB: Gewinner und Verlierer der Vorbereitung von Borussia Dortmund auf die Saison 2018/19

Er stieß aufgrund seiner WM-Teilnahme erst verspätet zum Team, muss sich um seinen Stammplatz aber erstmal keine Sorgen machen. Bürki hat trotz einer schwierigen Episode in der Vorsaison den Rückhalt der Vereinsbosse. Der Schweizer überzeugt Favre vor allem wegen seiner spielerischen Fähigkeiten, die für den neuen BVB-Coach bei einem Torwart unabdingbar sind. Im DFB Pokal gegen Fürth rettete er mehrmals in letzter Not, geht nun gestärkt in die Saison.

Der Neuzugang vom FC Augsburg verzichtete freiwillig auf die WM, um beim BVB einen Vorsprung vor Landsmann Bürki zu haben. Das gelang Hitz nicht wirklich. Zwar überzeugt er mit seinen Reaktionen auf der Linie, insgesamt wirkt er jedoch nicht sattelfest. Favre vermisst bei Hitz die fußballerischen Fähigkeiten eines Bürki. Sollte die Nummer eins der Schwarz-Gelben nicht patzen, winkt dem Schweizer dauerhaft ein Bankplatz.

Zum Saisonstart wird Manuel Akanji zusammen mit Abdou Diallo in der Innenverteidigung spielen, daran besteht kein Zweifel. Der Schweizer hat trotz verspäteter Trainingsaufnahme einen Stammplatz sicher. Er überzeugt mit seinem Stellungsspiel und seiner Spieleröffnung. Im DFB-Pokal offenbarte der 23-Jährige allerdings noch kleinere Abstimmungsprobleme mit seinem Nebenmann.

Ob Abdou Diallo die vom BVB an Mainz überwiesenen 28 Millionen Euro wert ist, wird sich noch herausstellen müssen. Die vorschnellen Kritiker des Deals hat der Innenverteidiger jedoch schon einmal verstummen lassen. Mit seiner ruhigen, unaufgeregten Art kommt er im Team gut an und zeigt sich auf dem Platz bereits als Führungsfigur. Favre ist ein Fan des Linksfußes, mag ihn vor allem wegen seines sicheren Aufbauspiels. In der Vorbereitung hat Diallo sich den Stammplatz von Toprak erobert. Das investierte Geld scheint gut angelegt zu sein.

Ömer Toprak ist einer der großen Verlierer der ersten Monate unter Favre. Der ehemalige Leverkusener hat seinen Stammplatz an Diallo verloren, obwohl er von Anfang bis Ende der Vorbereitung mitwirken konnte. Aufgrund seiner oft riskanten und fehlerhaften Spieleröffnung bevorzugt Favre Diallo und Akanji. Der Schweizer war vor allem mit dem Ziel angetreten, die defensive Stabilität wieder zurück nach Dortmund zu bringen. Toprak, der sich auch öfter individuelle Fehler in der Zweikampfführung leistet, passt mit seinen Leistungen bislang nicht richtig zu dieser Zielsetzung. Aufgrund vieler zu erwartender englischer Wochen wird der Deutsch-Türke aber sicher zu seinen Einsätzen kommen.

Die ersten Spiele der vergangenen Spielzeit müssen für Dan-Axel Zagadou wie im Flug vergangen sein. Der BVB fegte unter Peter Bosz über die Liga hinweg, der junge Franzose spielte sich auf der ungewohnten Linksverteidigerposition fest. Dann aber folgte die Ernüchterung, mit dem sportlichen Niedergang ging auch ein persönlicher einher. Neben kleinerer Blessuren plagte Zagadou auch ein Muskelbündelriss. Nun ist er wieder da, muss sich aber hinter dem Trio Akanji, Diallo und Toprak anstellen. Noch kann er sich, das hat die Vorbereitung gezeigt, in vielen Bereichen dazulernen, Favre hat aber Geduld mit dem 19-Jährigen. Viele Einsätze winken ihm allerdings nicht, gegen Fürth war er nicht im Kader.

Marcel Schmelzer hat sichtlich an Selbstvertrauen gewonnen, das kommt seinem Spiel zugute. In der Vorbereitung konnte der ehemalige Kapitän Favre von sich überzeugen, ist links gesetzt. Die Taktik des Schweizers mit langen Ballbesitzphasen liegt dem 30-Jährigen, der noch nie der Schnellste war, offensichtlich. Dadurch kommt er oft hinter der gegnerischen Verteidigungslinie zum Flanken. Weiter verbessern muss sich noch die Abstimmung der Viererkette inklusive Schmelzer. Gegen Fürth sah der Linksverteidiger einige Male nicht gut aus.

Für Achraf Hakimi ist es nicht leicht. Verspäteter Einstieg ins Training aufgrund der WM, ein neues Umfeld und dazu einen gesetzten Lukasz Piszczek vor der Nase. Doch nicht umsonst ist die Leihe des Marokkaners auf zwei Jahre ausgelegt. Er soll sich in Ruhe entwickeln und den Polen von Zeit zu Zeit entlasten. Dass er das durchaus erfolgreich bewältigen kann, hat der 19-Jährige bei seinen Einsätzen gezeigt. Mit seiner offenen und wissbegierigen Art hat er sich schnell Freunde gemacht. Viele Startelfeinsätze winken trotzdem nicht.

Lukasz Piszczek ist und bleibt der gesetzte Rechtsverteidiger bei Borussia Dortmund. Lucien Favre weiß die Qualitäten des Polen zu schätzen. Nicht kleinzureden ist allerdings das Alter, welches sich langsam bemerkbar macht. Der 33-Jährige ist nicht mehr so schnell wie früher, kann gegen flinke Gegenspieler nicht mehr so aggressiv verteidigen. Nicht umsonst hat der BVB mit Hakimi bereits eine frische Kraft in der Hinterhand. Für diese Spielzeit reicht es bei Piszczek aber in jedem Fall, seine Flanken waren auch in der Vorbereitung brandgefährlich.

Welche Raphael Guerreiros Lieblingsposition ist, lässt sich nicht genau sagen. Unter Thomas Tuchel spielte der Portugiese meist im zentralen Mittelfeld. Später bei Peter Stöger dann war er für die Linskverteidigerposition vorgesehen. Nun plant Lucien Favre wieder auf der sogenannten "Acht" mit dem Linksfuß. Wichtig ist für den 24-Jährigen, endlich einmal ohne Verletzung durch die Saison zu kommen. Dann ist er sicherlich, das hat die Vorbereitung gezeigt, ein Kandidat für die Startelf. Von Bedeutung ist für Guerreiro jedoch auch die Systemfrage. Schmelzer ist als Linksverteidiger gesetzt, hier wird er nur in Notfällen gebraucht. Im von Favre bevorzugten 4-3-3 könnte er die linke Achterposition einnehmen. Schwierig wird es bei einem 4-2-3-1, wo wohl nur der linke Flügel für Guerreiro infrage käme. Das ist weder seine Lieblingsposition, noch kann er dort seine Fähigkeiten am besten zum Tragen bringen.

Durch die Verpflichtungen von Witsel und Delaney ist die bislang unangefochtene Position von Julian Weigl in der Startelf in Gefahr. Der 22-Jährige verpasste aufgrund einer Verletzung weite Teile der Vorbereitung, stieg erst vor kurzem wieder ins Training ein. Lucien Favre schätzt die Passsicherheit des defensiven Mittelfeldspielers, weswegen der sich keine allzu großen Sorgen um seinen Platz im Team machen muss. Allerdings hängt dieser sicherlich auch davon ab, wie schnell sich seine Mitspieler in seiner Abwesenheit finden und gefunden haben.

Erst spät hat die Borussia Axel Witsel verpflichtet, doch der Belgier ist gleich ein Hoffnungsträger. Mit seinem späten Tor gegen Greuther Fürth schoss er sich bereits in die Herzen der Fans. Zusammen mit Delaney soll der 29-Jährige für die Balance zwischen Offensive und Defensive sorgen. Durch die WM-Teilnahme hat Witsel allerdings noch Fitnessrückstand, den es aufzuholen gilt. Zudem muss er sich natürlich auch an das Spielsystem von Lucien Favre gewöhnen. Es bleibt abzuwarten, wie lange das dauert.

Bereits in der letzten Saison war Nuri Sahin außen vor, das gleiche Schicksal droht ihm nun auch in dieser Spielzeit. Mit Delaney, Weigl, Witsel und eventuell Götze oder Guerreiro ist die Konkurrenz riesig. Zwar überzeugt der 29-Jährige immer noch mit seiner Spielintelligenz und wäre fußballerisch prädestiniert für Favre. Durch seine zum Teil schwache Zweikampfführung und mangelnde Schnelligkeit offenbarte er aber auch in der Vorbereitung Probleme. Musste sich das Pokalspiel vom Sofa aus anschauen.

Dzenis Burnic warf sich in der Vorbereitung voll rein, überzeugte durch aggressive Zweikämpfe und sicheres Passspiel. Insgesamt hat der Youngster, der letztes Jahr an den VfB Stuttgart ausgeliehen war, aber nur eine sehr geringe Chance auf Einsatzzeiten. Die Konkurrenz ist wie bei Sahin zu groß. Sollte noch ein Interessent auf den BVB zukommen, wird man sich das Angebot sicherlich anhören.

20 Millionen Euro überwiesen die Schwarz-Gelben im Sommer nach Bremen, um Thomas Delaney zu bekommen. Der Däne soll der aggressive Leader des Teams werden und deutete bereits an, dass er gewillt ist, diese Rolle zu erfüllen. Lautstark dirigierte er in den Testspielen seine Mitspieler, sorgt zudem für dringend benötigte Torgefahr aus dem defensiven Mittelfeld. Ist im 4-3-3 auf der Halbposition gesetzt.

Im Pokal gegen Greuther Fürth durfte Mahmoud Dahoud von Anfang an ran, enttäuschte jedoch wie der Großteil der Mannschaft. Insgesamt ist der 22-Jährige, der letzte Saison von Borussia Mönchengladbach kam, im Aufwind. Der Mittelfeldspieler konnte die komplette Vorbereitung mitmachen und deutete dabei sein Kreativpotential an. Favre setzt auf den Deutsch-Syrer, der sich jedoch großer Konkurrenz erwehren muss.

Im defensiven Mittelfeld hat Sebastian Rode keine Chance auf Einsätze. Der ehemalige Bayern-Spieler verpasste fast die komplette Vorsaison verletzt und konnte sich auch nun in der Vorbereitung nicht nachhaltig empfehlen. Zwar bemüht, aber keiner der Lieblingsspieler von Favre. Auch bei Rode wäre der BVB gesprächsbereit, um den Kader zu verkleinern.

Marius Wolf bringt dem BVB das dringend benötigte Tempo auf der Außenbahn. Fünf Millionen Euro ließen sich die Schwarz-Gelben den Frankfurter kosten, der im Fall der Fälle auch rechts hinten spielen kann. Aus der Vorbereitung geht der 23-Jährige topfit hervor, durfte im Pokal auch gleich von Anfang spielen. Die Konkurrenz auf dem Flügel ist in Dortmund zwar groß, die Qualitäten Wolfs im Verein jedoch recht einzigartig. Bewahrt er sich seine Zielstrebigkeit, wird er zu einigen Einsätzen kommen.

Schwierige Jahre liegen hinter Mario Götze, nun soll alles besser werden. Der WM-Held von 2014 konnte die komplette Vorbereitung mitmachen. Favre hält viel vom 26-Jährigen, der unter Peter Stöger keine Rolle gespielt hat, und baut ihn behutsam ein und auf. Götze kommt zugute, dass er im Laufe der Vorbereitung sein Profil geändert hat. Für die beiden Achterpositionen kommt er sowieso infrage, zuletzt wurde er aber auch auf der Sechs getestet. Zudem wirkt er zum ersten Mal seit langem topfit.

Im Gegensatz zu Götze ist Shinji Kagawa unter Favre auf dem absteigenden Ast. Die eigentliche Position des Japaners im offensiven Mittelfeld gibt es im 4-3-3 nicht mehr. Auf den Halbpositionen ist die Konkurrenz zu groß, der neue BVB-Coach setzt auf Spieler wie Götze oder Delaney. Dass der 29-Jährige wegen der WM zudem erst verspätet einsteigen konnte, wirkt sich ebenfalls nicht positiv aus. Gegen Fürth war Kagawa nicht im Kader.

Kurz gesagt: Sergio Gomez wird es sehr schwer haben, in dieser Saison auf Einsatzzeiten zu kommen. Vom Talent des erst 17-Jährigen sind sie beim BVB alle überzeugt. In der Vorbereitung zeigte er zudem vielversprechende Ansätze. Eine Leihe scheint dennoch wahrscheinlich.

Stammplatz, Schlüsselspieler, Leader. All das trifft auf Marco Reus zu. Der Kapitän ist natürlich gesetzt, er und Favre kennen und schätzen sich aus gemeinsamen Gladbacher Tagen. Nach seinem WM-bedingten Sonderurlaub kehrte der 29-Jährige mit aller Macht zurück ins Team, schoss gegen Greuther Fürth als Stürmer auch gleich das Siegtor in der Verlängerung. Das erstaunliche dabei: Reus war einer der fittesten Spieler auf dem Platz, konnte auch in der Verlängerung noch zulegen. Er will mit den Dortmundern einen Titel gewinnen, das merkt man ihm an.

Jadon Sancho war einer der Gewinner unter Peter Stöger, bekam zum Ende der vergangenen Saison regelmäßig Spielanteile. Mit seinen Dribblings strahlte der Engländer auch in der Vorbereitung Gefahr aus. Bereitete nach seiner Einwechslung das Siegtor vor. In einer langen Saison wird Sancho natürlich benötigt und wichtig werden. Denn in einem Punkt sind sie sich beim BVB alle sicher: Sancho ist ein Rohdiamant!

Mit Christian Pulisic hat Borussia Dortmund eines der Top-Talente des Weltfußballs in seinen Reihen. Sein riesiges Potenzial konnte der US-Amerikaner auch in der Vorbereitung zeigen, als er die Mannschaft ohne die ganzen WM-Fahrer trug. Auf einer der beiden Außenposition im System Favre ist er zunächst gesetzt. Nun muss es Pulisic noch schaffen, seine Leistungen auf hohem Niveau zu konservieren.

Der Gewinner und der Verlierer der Vorbereitung schlechthin ist Jacob Bruun Larsen. Vollkommen unerwartet hat sich der Außenbahnspieler während der Amerikareise in den Fokus gespielt. Er überzeugte Favre mit Torgefahr und Spielintelligenz. Damit war nach einer enttäuschenden Leihe zum VfB Stuttgart in der letzten Saison nicht zu rechnen. Eine Fußprellung zwang den 19-Jährigen dann aber zu einer Pause, dadurch wird er die ersten Ligaspiele, für die er durchaus Startelfchancen besaß, verpassen. Es wird abzuwarten sein, ob er sich danach wieder zurück in die Mannschaft kämpfen kann. Den Grundstein dafür hat er gelegt, ein Transfer von Bruun Larsen ist vom Tisch.

Im Moment ist Maximilian Philipp der einzige Angreifer mit Startelfchancen. Die letzte Saison verpasste er wegen einer Patellasehnenluxation zum Großteil. Durch den erwarteten Abgang von Michy Batshuayi ist die Position im Sturmzentrum eigentlich frei, gegen Greuther Fürth beorderte Favre allerdings Reus dorthin. In der Vorbereitung zeigte sich der 24-Jährige treffsicher, kann zudem über den Flügel agieren. Er wird zu einigen Einsätzen kommen.

Einer der Verlierer der Vorbereitung ist Alexander Isak. Mit Ausnahme von Philipp ohne echte Konkurrenz im Sturm, schaffte er es nicht, sich in den Fokus zu spielen. Dem Schweden fehlt es an Durchsetzungskraft, Cleverness und Körperlichkeit. So wird er es zum Ligaauftakt kaum in den Kader schaffen. Musste bereits bei den letzten Testspielen und dem Pokalspiel zuschauen. Eine Leihe steht im Raum, der, das darf man nicht vergessen, erst 18-jährige Isak will aber wohl lieber in Dortmund bleiben.