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TSG Hoffenheim - Angelo Stiller im Interview: "Mit Uli Hoeneß' Gutschein habe ich einen Staubsauger gekauft"

Angelo Stiller durchlief von 2010 bis 2021 die Jugend des FC Bayern München, ehe er ablösefrei zur TSG Hoffenheim wechselte. Im Interview mit GOAL und SPOX erinnert sich der 21-jährige Mittelfeldspieler an einen Gutschein von Uli Hoeneß, nicht eingehaltene Ansagen des Klubs und den Moment, als ein Abschied für ihn unausweichlich war.

Herr Stiller, wie haben Sie sich bei der TSG Hoffenheim eingelebt?

Angelo Stiller: Ich fühle mich hier sehr wohl. Nur wenn man sich wohlfühlt, kann man sich bestmöglich entwickeln. Ich habe bisher sehr viel gespielt und hoffe, dass es so weitergeht.

Sebastian Hoeneß war schon bei der U19 und Reserve des FC Bayern München Ihr Trainer. Welche Rolle spielt er für Sie?

Stiller: Es ist immer gut, wenn man den Trainer kennt, bevor man zu einem neuen Verein kommt. Er kennt meine Stärken, und ich weiß, wie er spielen lassen will. Dass es zwischen uns gut funktioniert, sieht man auf dem Platz.

Er ist der Neffe des langjährigen Bayern-Managers und -Präsidenten Uli Hoeneß. Haben die beiden ähnliche Charakterzüge?

Stiller: Ich kann das eigentlich nur für Sebastian Hoeneß beurteilen. Er ist ein sehr souveräner und sachlicher Trainer, der selten richtig laut wird.

Haben Sie Uli Hoeneß während Ihrer Zeit beim FC Bayern persönlich kennengelernt?

Stiller: Einmal habe ich ihn getroffen. Nach einer guten Saison mit der U17 war er bei einem Mannschaftsessen dabei. Er hat uns gratuliert und jedem einen Media-Markt-Gutschein geschenkt. Darüber haben wir uns alle gefreut.

Was haben Sie mit dem Gutschein gekauft?

Stiller: Einen Staubsauger für meine Mutter.

Sie sind im Alter von neun Jahren vom TSV Milbertshofen zum FC Bayern gewechselt. Wie kam der Wechsel zustande?

Stiller: Mit acht wurde ich zu einem Probetraining eingeladen. Ich habe bei den zwei Jahre Älteren mitgemacht und hätte bleiben dürfen. Aber für mich war eigentlich von vornherein klar, dass ich lieber weiter mit meinen Freunden in Milbertshofen spielen will. Nach einem Jahr haben sich die Bayern erneut gemeldet. Dann haben meine Eltern gesagt, dass diese Chance vielleicht nicht noch einmal kommen würde. Ich musste sie ergreifen, bevor es zu spät ist.

Waren Sie zu dem Zeitpunkt schon Bayern-Fan?

Stiller: Natürlich. Trikot und Schal hatte ich und auch ein Foto mit Bastian Schweinsteiger an der Säbener Straße.

2017 ist die Jugendabteilung des FC Bayern von der Säbener Straße an den neugebauten Campus im Norden Münchens umgezogen. Was hat sich dadurch geändert?

Stiller: Durch die Eröffnung hatte man auf einmal viel bessere Entwicklungsmöglichkeiten. An der Säbener war alles kompakt und eher klein gehalten. Am Campus hatte jeder viel mehr Platz für sich. Das Beste ist der riesige Athletikraum. Für mich persönlich war auch der kürzere Anfahrtsweg sehr angenehm, ich war in fünf Minuten dort.

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Haben Sie irgendwas an der Säbener Straße vermisst?

Stiller: Nein. Für mich war der Campus in allen Belangen besser.

Hat Ihnen die Nähe zur Profimannschaft gefehlt?

Stiller: Tatsächlich habe ich an der Säbener wenig von den Profis mitbekommen. Wenn sie vormittags trainiert haben, waren wir noch in der Schule. Zu unseren Trainingszeiten am Abend waren die meisten Profis schon zu Hause.

Gab es irgendwelche Verbindungen zwischen Campus und Profimannschaft?

Stiller: Ab und an haben Spieler vorbeigeschaut und im Athletikraum hingen Fotos von Profis beim Trainieren. Das habe ich als Ansporn genutzt.

Stiller: "Das war sehr nett von Müller"

2019 durften Sie mit 18 Jahren an der USA-Reise der Profis teilnehmen. Mit wem hatten Sie am meisten zu tun?

Stiller: Thomas Müller. Er saß bei einem Abendessen mit uns jungen Spielern am Tisch, hat uns seine Erfahrungen mitgeteilt und Tipps gegeben. Das war sehr nett von ihm. Ich habe alles aufgesaugt, was er gesagt hat und dann versucht, seine Tipps umzusetzen.

Seit Müller hat es beim FC Bayern kein gebürtiger Bayer aus der eigenen Nachwuchsabteilung mehr geschafft, sich nachhaltig bei den Profis durchzusetzen. Zeitweise galten Sie als potenzieller Nachfolger. War der Druck zu groß?

Stiller: Ich habe keinen extra Druck verspürt, nur weil ich in München geboren bin. Eher im Gegenteil: Es hat mir Ansporn und Kraft gegeben. Ich wollte unbedingt den Weg gehen, den Thomas Müller gegangen ist.

Sie haben 2020 mit der Reserve den Meistertitel in der 3. Liga gewonnen, durften wegen der Regularien aber nicht aufsteigen. Finden Sie das unfair?

Stiller: Wir Spieler hatten uns die Meisterschaft auf dem Rasen über eine Saison hinweg erspielt. Da hätte ich es gerecht gefunden, wenn wir hätten aufsteigen dürfen. Aber ich weiß nicht, wie das in Deutschland aufgefasst worden wäre.

Stiller bemängelt fehlendes Vertrauen bei den Bayern

Haben Sie sich nach dem Titelgewinn in der 3. Liga Hoffnungen auf Einsätze bei den Profis gemacht?

Stiller: Wer bei der Reserve Leistung bringt, kriegt oben seine Chancen - das war uns immer gesagt worden. Ich hätte mich gefreut, wenn ich mehr Vertrauen gespürt hätte.

Stattdessen holte der FC Bayern im Oktober 2020 kurz vor Transferschluss mit Marc Roca und Tiago Dantas zwei neue Mittelfeldspieler, sie nannten das später einen "Schlag ins Gesicht". Wie haben Sie das erlebt?

Stiller: Ich habe es in der Kabine von anderen Spielern erfahren. Das war nicht schön. Im Endeffekt war für mich damit klar, dass mein Weg bei Bayern nach dieser Saison zu Ende ist. Das habe ich dann auch schnell den Verantwortlichen kommuniziert.

Haben Sie das Gespräch selbst oder über Ihren Berater geführt?

Stiller: Persönlich. Das war mir sehr wichtig.

Gab es Umstimmungsversuche?

Stiller: Natürlich haben die Verantwortlichen versucht, mich umzustimmen. Für mich stand aber da bereits fest, dass es Zeit für etwas Neues ist.

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