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Resultierte das Wunder von Bern aus Doping?

Berlin. Die Süddeutsche Zeitung berichtet von systematischem Doping im deutschen Sport. Über Jahrzehnte sollen unerlaubte Substanzen an Sportler verteilt worden sein Die Politik war angeblich informiert und stellte Steuermittel zur Verfügung. Nicht nur Leichtathleten sind betroffen, auch das DFB-Team soll mehrmals gedopt in Endrunden-Finals gestanden haben.

Demnach fanden Wissenschaftler der Berliner Humboldt-Universität in einer bisher unveröffentlichten Studie heraus, dass die Nationalspieler mit Pervitin und später Amphetaminen versorgt wurden. Angeblich stand auch die Weltmeistermannschaft von 1954 unter Drogeneinfluss.

Das Team von Bundestrainer Sepp Herberger soll vor den Spielen Pervitin genommen haben, das wie Crystal Meth zu den N-Amphetaminen gehört. Sie unterdrücken Müdigkeit, Hungergefühl und Schmerz und stärkt kurzzeitig das Selbstvertrauen. Allerdings können die Drogen unter anderem Psychosen und Paranoia auslösen.

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Auch Wembley-Finale unter Dopingeinfluss?

Auch im WM-Finale in Wembley 1966 stand das DFB-Team angeblich unter dem Einfluss von leistungssteigernden Substanzen. Die Nationalspieler sollen demnach durch Ephedrin beeinflusst gewesen sein, das die Ausschüttung von adrenalinähnlichen Stoffen auslöst.

Dabei sind die WM-Finale offenbar keine Ausnahme. In dem 800 Seiten starken Bericht über "Doping in Deutschland von 1950 bis heute" führten die Dopingforscher Umfang und Systematik der Leistungssteigerung in der Bundesrepublik Deutschland auf. Aus Steuermitteln seien über Jahrzehnte Versuche mit Substanzen wie Anabolika, Testosteron, Östrogen oder dem Blutdopingmittel Epo finanziert worden.

Politik förderte Dopingforschung

Auslöser soll das 1970 gegründete Bundesinstitut für Sportwissenschaft sein, das bis heute dem Bundesinnenministerium untersteht. Das Institut förderte offenbar Forschungen an den sportmedizinischen Hauptuniverisitätsstädten Freiburg, Köln und Saarbrücken.

Die Forscher sollten nachweisen, dass ein Stoff nicht leistungsfördern sei. Stellte sich dann wie bei Anabolika oder Testosteron das Gegenteil heraus, wurden die Substanzen angeblich schnell den Sportlern verabreicht. Neben dem Einsatz von Anabolika bei Leichtathleten und dem Doping der Fußballer wurden offenbar auch Minderjährige behandelt. Zudem sollen die Mediziner schon 1988 mit Epo experimentiert haben.

Veröffentlichung der Ergebnisse unsicher

Die Studie der Humboldt-Universität wurde bereits im April 2013 fertiggestellt. Allerdings streiten sich die Beteiligten um die Veröffentlichung. Das in die  Dopingpraktiken involvierte Bundesinstitut für Sportwissenschaft ist selbst der Auftraggeber. Eine erste Version des Abschlussberichts wurde unter Berufung auf Datenschutzaspekte zurückgewiesen. Mittlerweile ist die Überarbeitung abgeschlossen.

Zwar dürfen die Wissenschaftler die Studie nun veröffentlichen, es gibt offenbar aber ein entscheidendes Problem: Weil zahlreiche im Bericht beschuldigte Funktionäre, Sportler, Ärzte und Politiker noch aktiv sind, drohen den Wissenschaftlern Klagen, sobald die Studie veröffentlicht wird. Einen Rechtsschutz lehnt der Auftraggeber allerdings ab.

Immer wieder wird das "Wunder von Bern" mit Aufputzschmitteln oder anderen Substanzen in Verbindung gebracht. Mehrere Betreuer sollen den Spielern Vitamine gegeben haben. Seit Jahren hält sich diese Behauptung. Eine endgültige Antwort konnte bisher nicht gefunden werden.

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