Real-Madrid-Star Rodrygo im Interview: Carlo Ancelotti als brasilianischer Nationaltrainer? "Wäre sehr glücklich!"

Seit knapp fünf Jahren steht Rodrygo für Real Madrid auf dem Feld. Trotz seines jungen Alters von nur 22 Jahren hat der Brasilianer schon einiges erlebt. Im exklusiven Interview mit GOAL und SPOX spricht der Flügelflitzer über Carlo Ancelotti als möglichen brasilianischen Nationaltrainer, besondere Tore für die Königlichen und den Titelkampf in La Liga.

Klub-Weltmeister mit Real Madrid. Das hört sich nicht schlecht an, oder?

Rodrygo: "Ja, das tut es. Es ist sehr gut. Ich freue mich sehr über einen weiteren Titel. Das war ein Titel, den ich unbedingt wollte. Ich bin sehr glücklich darüber."

Sieben Titel in weniger als vier Jahren bei Real Madrid. Was hätten Sie gedacht, wenn man Ihnen das vor Ihrer Unterschrift bei Real Madrid gesagt hätte?

Rodrygo: "Ich hätte es nicht geglaubt. Mir geht es gut, aber ich möchte noch viel mehr gewinnen."

Es war 2018, als Real Madrid Sie verpflichtet hat. Was war das Erste an was Sie sich erinnern, als man Ihnen zum ersten Mal sagte, dass Real Madrid wirklich daran interessiert ist, Sie zu verpflichten und wie haben Sie reagiert?

Rodrygo: "Als mein Vater mir die Nachricht überbrachte. Ich erzähle diese Geschichte immer wieder. Er kam in mein Zimmer und hatte zwei Trikots in der Hand: eines von Barça und eines von Real Madrid. Ich musste mich entscheiden. Die Entscheidung ist mir sehr leicht gefallen. Mit Barcelona war schon alles abgesprochen. Es war eine Überraschung für mich, ich hatte nicht erwartet, dass Real Madrid noch kommen würde. Es war ein Schreck, aber dann war es einer der glücklichsten Momente in meinem Leben."

Was ist Ihnen von Ihrem ersten Gespräch mit Präsident Florentino Pérez in Erinnerung geblieben und wie gehen Sie im Alltag mit ihm um?

Rodrygo: "Er mag mich sehr gern und ich mag ihn sehr gern. Das erste Mal haben wir miteinander gesprochen, als ich hier zu Besuch war, um alles kennenzulernen. Er ist immer sehr liebevoll mit mir umgegangen, es war ein ganz besonderes Treffen für mich."

Sie haben bereits sieben Titel mit Real Madrid gewonnen. Nur die Copa del Rey fehlt noch. Dieses Jahr geht es im Halbfinale gegen den FC Barcelona. Ist es für Sie motivierender und aufregender, wenn es im Halbfinale einen Clásico gibt?

Rodrygo: "Vielleicht, aber da es ein Titel ist, den wir in den vergangenen Jahren nicht gewonnen haben - egal ob gegen Barça oder eine andere Mannschaft - sind wir sehr motiviert und freuen uns darauf, ihn zu gewinnen. Natürlich ist ein Clásico immer etwas ganz Besonderes. Es ist immer sehr schwierig, gegen Barça zu spielen, aber wir werden darüber nachdenken. Wir haben noch viele Spiele vor uns. Wir werden versuchen alle zu gewinnen."

Barcelona hat sich in der Liga einen deutlichen Punktevorsprung erarbeitet. Sie haben sich in den vergangenen Monaten daran gewöhnt, in vielen Spielen einen Rückstand aufzuholen. Glauben Sie, dass es möglich ist, den Rückstand in der Liga noch aufzuholen?

Rodrygo: "Das ist immer möglich, man muss nur bis zum Schluss daran glauben. In meiner ersten Saison lagen wir viele Punkte hinter Atlético und sind dann zurückgekommen. Es ist sehr schwierig, aber wir werden versuchen zurückzukommen und alle verbleibenden Spiele zu gewinnen um zu sehen was passiert."

Man kann mit Sicherheit sagen, dass Sie Ihre beste Saison seit Ihrer Ankunft bei Real Madrid spielen - sowohl in Bezug auf Tore und Vorlagen, als auch in Bezug auf Ihren Beitrag zur Mannschaft. Aber trotzdem gibt es Zeiten, in denen Sie nicht in der Startelf stehen. Wie sehen Sie das und was können Sie noch tun, um ein unbestrittener Stammspieler zu sein?

Rodrygo: "Ich muss nur die guten Dinge tun, die ich tue - jeden Tag weiterarbeiten, mich weiter verbessern... Ich sehe, dass ich jedes Jahr besser werde, jede Saison entwickle ich mich weiter. Jetzt liegt es am Trainer. Er entscheidet, aber natürlich haben wir sehr gute Spieler. Das muss ich auch respektieren. Ich möchte weiterhin meine Sache gut machen."

Sie haben über Trainer Carlo Ancelotti gesprochen. In Brasilien wird momentan viel darüber gesprochen, dass er der zukünftige Nationaltrainer sein könnte. Wie sehen Sie eine mögliche Verpflichtung und die Tatsache, dass ein ausländischer Trainer die brasilianische Nationalmannschaft leiten könnte?

Rodrygo: "Meine Beziehung zu Ancelotti ist sehr gut. Er hilft mir immer sehr und gibt mir viele Anweisungen. Ich weiß, dass darüber gesprochen wurde. Aber dann wurde die Nachricht dementiert. Ich habe nicht mit ihm über dieses Thema gesprochen. Aber wenn er Nationaltrainer von Brasilien wird, wäre ich auch sehr glücklich."

Einer der Anführer der Mannschaft war Casemiro. Ich weiß nicht, ob man ihn mehr auf dem Spielfeld oder im Alltag in der Umkleidekabine vermisst. Vielleicht in beidem…

Rodrygo: "In allem. Wir vermissen ihn sehr, denn er hat uns immer sehr geholfen - sowohl auf dem Spielfeld als auch abseits des Platzes, denn wir sind jung und brauchten viele Dinge. Er war lange bei uns, genau wie Marcelo. Beide haben uns immer geholfen und wir vermissen sie beide."

In den vergangenen Monaten hatten Sie einige sehr wichtige und schöne Momente. Bei der Weltmeisterschaft haben Sie aber den vielleicht schwersten Moment Ihrer Karriere erlebt. Was ist Ihnen vom Ausscheiden gegen Kroatien in Erinnerung geblieben?

Rodrygo: "Ich versuche mich nicht daran zu erinnern, aber das ist unmöglich. Es ist ein bisschen traurig, weil ich eine tolle Weltmeisterschaft hatte. Ich habe in jedem Spiel sehr gut gespielt. Dann hat ein Elfmeter das ein bisschen verändert. Natürlich muss man weitermachen, man darf nicht darüber nachdenken, sondern muss weiter gute Arbeit leisten und mehr Elfmeter trainieren. Ich weiß, dass ich bald wieder Elfmeter schießen werde, weil ich das gut kann und ich weiß, dass sie mich brauchen werden und ich darauf vorbereitet sein muss."

In dieser Woche stehen zwei wichtige Spiele an, um den Rückstand in der Liga aufzuholen, aber auch die Rückkehr in die Champions League steht vor der Tür. Wenn man in letzter Zeit über die Champions League und Real Madrid spricht, kann man nur an Rodrygo denken. Was passiert in diesem Wettbewerb mit Ihnen, das Sie verändert und man immer nur die beste Version von Ihnen sieht?

Rodrygo: "Ja, es war schon immer ein besonderer Wettbewerb für mich. Ich habe jedes Spiel gespielt, ich war wichtig für mein Team. Ich habe die Champions League bereits einmal gewonnen. Es ist ein besonderer Wettbewerb und ich hoffe, dass ich weiterhin gut abschneide. Ich hoffe, dass ich gegen Liverpool ein gutes Spiel mache, wir die K.o.-Runde überstehen und noch einmal die Champions League gewinnen. Das wäre wirklich schön."

Wie sehen Sie das Spiel gegen Liverpool? Sie haben vor kurzem gegeneinander gespielt, nicht nur im Finale 2022, sondern auch im Viertelfinale vor zwei Jahren. Es war das Jahr der Pandemie, es gab keine Zuschauer. Ein leeres Stadion ist nicht dasselbe wie ein volles Stadion in Liverpool.

Rodrygo: "Natürlich. Es wird ein sehr schwieriges Spiel. Das wissen wir. Es ist immer schwer gegen Liverpool zu spielen - mit oder ohne Publikum. Mit Publikum ist es aber noch schwieriger. Wir sind bereit, wir bereiten uns bereits darauf vor und hoffen, dass wir ein gutes Spiel machen werden."

Ihr Tor im vergangenen Jahr gegen den FC Chelsea war ein Wendepunkt Ihrer Karriere. Seitdem wirken Sie sehr selbstbewusst, schießen viele Tore, waren an wichtigen Comebacks beteiligt…

Rodrygo: "Ja, völlig einverstanden. Ich glaube, dass war das wichtigste Tor für mich. Ich habe sehr gute Spiele gemacht, aber mir hat das Tor gefehlt. Als ich dieses Tor geschossen hatte, änderte sich alles. Ich habe angefangen, viel mehr Tore zu schießen und viel entscheidender für mein Team zu sein. Das ist alles, was mir gefehlt hat. Ich habe immer mit allen hier darüber gesprochen: 'Wenn ich mein erstes Tor geschossen habe, dann werde ich nicht mehr aufhören.' Und genau das ist passiert. Ich hoffe, dass ich noch mehr wichtige Tore schießen kann."

Sie haben das Tor geschossen, das das Comeback gegen Sevilla einleitete, in einem Spiel, das Ihnen praktisch die Meisterschaft bescherte. Sie haben einen Doppelpack gegen Espanyol am Tag des Titelgewinns erzielt. Der Höhepunkt war das Comeback gegen Manchester City mit zwei historischen Toren. Was haben Sie von diesem Tag in Erinnerung und was können Sie den Madridistas sagen? Das war sicher ein Spiel, das Sie nie vergessen werden.

Rodrygo: "Niemals. Ich erinnere mich, dass wir tot waren. Niemand hat mehr daran geglaubt. Unsere Fans haben bis zum ersten Tor auch nicht daran geglaubt, denn wir haben uns auf dem Platz bemüht, aber selbst nicht daran geglaubt. Aber nach dem ersten Tor haben wir angefangen, an das Weiterkommen zu glauben. Die Fans haben uns unterstützt. Als sechs Minuten Nachspielzeit gegeben wurden, wussten wir, dass wir zurückkommen werden. Ich war sehr glücklich, dass ich an diesem Abend zwei Tore geschossen habe."

Ich weiß nicht, was im Bernabéu passiert, aber wenn man ein Comeback startet, haben sowohl die Real-Spieler als auch die gegnerischen Spieler das Gefühl, dass Madrid das Spiel sicher gewinnen wird…

Rodrygo: "Ja, das ist etwas, was Sie bereits wissen. City hat zu Beginn viel mit dem Ball gespielt und dann nicht mehr. Es scheint, dass sie schon wussten, was passieren würde, weil es schon mit Paris und mit Chelsea passiert ist."

Wer wird der nächste Spieler von Real Madrid sein, der den Ballon d'Or gewinnt?

Rodrygo: "Zuerst wieder Karim (Benzema, Anm. d. Red) und dann Rodrygo (lacht).

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