BVB - Warum (fast) ganz Köln auf einen Dortmund-Titel hofft: Kevin zahlt

"1:0 für Köln", schrie BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel im Mai 2011 in sein Radio-Mikrofon und löste somit Dortmunder Jubelstürme aus. Um die Stimmung im geschriebenen Wort halbwegs authentisch zu transportieren, muss die Botschaft unbedingt in Versalien versetzt werden: "1:0 FÜR KÖLN!" Der BVB führte am 32. Spieltag bereits souverän gegen den 1. FC Nürnberg. Für die Fixierung des Meistertitels brauchte es nur noch einen Patzer von Verfolger Bayer 04 Leverkusen im Derby gegen den 1. FC Köln - und genau so sollte es kommen.

Die Kölner Fans freuten sich im Müngersdorfer Stadion darüber, dem Lokalrivalen Leverkusen die letzte Titelchance genommen zu haben und sangen provokativ: "Deutscher Meister wird nur der BVB!" Was sie bei einem Sieg gegen Dortmunds Lieblingsfeind FC Schalke 04 am letzten Spieltag übrigens ähnlich provokativ gleich wiederholten. Im Signal-Iduna-Park dankten die Dortmunder unterdessen lautstark: "Erster Fußballclub Köln!"

Spätestens ab diesem Zeitpunkt fanden sich die beiden Fanlager äußerst sympathisch, mittlerweile gibt es enge Verbindungen zwischen den jeweiligen Ultra-Gruppierungen. Regelmäßig besuchen Ultras die jeweils andere Szene, Kölner Schals sind in der Dortmunder Kurve genauso präsent wie umgekehrt.

Beim direkten Aufeinandertreffen im März dieses Jahres feierten die beiden Fanlager ihre Freundschaft mit einer gemeinsamen Choreografie. Auf einem großen Banner standen die Namen der Klubs und dazwischen: "Wir sind der Westen".

BVB-Legende Kevin Großkreutz macht ein Versprechen

Auch in dieser Saison könnte Köln Dortmunds Meister-Ambitionen unterstützen: Sollte der BVB am letzten Spieltag daheim nicht gegen den FSV Mainz 05 gewinnen, würden die Dortmunder Schützenhilfe von Köln gegen Verfolger FC Bayern benötigen. Bei zwei Zählern Rückstand verfügen die Münchner über die bessere Tordifferenz.

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2011 brauchte Köln im Abstiegskampf selbst noch Punkte, nun geht es für die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart theoretisch um nichts mehr - genau wie übrigens für BVB-Gegner Mainz. Köln rangiert auf Platz zehn, die Abstiegs- und Europapokalzonen sind außer Reichweite. Aber nicht nur die Fans dürften Interesse an einem Dortmunder Titelgewinn haben.

"Die Spieler können ein Jahr lang nach Dortmund kommen, die kriegen alles umsonst. Ich lade die überall ein", sagte Kevin Großkreutz vergangene Woche im Podcast "Großkreutz & Küpper - Viertelstunde Fußball". Die BVB-Legende lebt die Fanfreundschaft und ließ sich schon öfter in Kölner Fan-Kleidung ablichten.

"Ich werde nochmal einigen Effzeh-Jungs eine Nachricht schicken und sie anrufen. Alles! Ich werde alles tun, werde alles probieren, um die Jungs heiß zu machen. Ich werde denen die ganze Woche auch ein bisschen auf den Sack gehen. Die Mannschaft muss brennen, das Stadion wird auch brennen", sagte Großkreutz. "Ich kenne ja einige. Ich muss die heiß machen, die wissen das auch. Ich bin mit Luca Kilian gut, der ist ja auch aus Dortmund. Die wissen alle, dass es eine Fanfreundschaft gibt. Ich glaube, die werden alles raushauen."

1. FC Köln: Steffen Baumgarts Frau ist Fan des FC Bayern

Genau wie Großkreutz spielte auch Kölns Innenverteidiger Kilian bereits in der Jugend für den BVB. Torjäger Steffen Tigges wechselte vor der Saison von Dortmund nach Köln. In 30 Bundesligaspielen gelangen ihm bisher sechs Tore, das bis dato letzte am vergangenen Spieltag beim 1:1 gegen Werder Bremen. Das Spiel gegen den FC Bayern verpasst er aber verletzt.

Im Dortmunder Kader stehen mit Marius Wolf, Salih Özcan und Anthony Modeste unterdessen drei ehemalige Kölner. Modeste wechselte vor der Saison für fünf Millionen Euro zum BVB, im Falle eines Dortmunder Meistertitels würde die Ablösesumme laut Express dank einer Klausel um eine sechsstellige Summe ansteigen.

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Zusammenfassend: Wird der BVB Meister, profitiert der 1. FC Köln finanziell, seine Spieler durch Einladungen von Großkreutz und seine Fans durch die Freude mit den Freunden. "Wir wollen ein geiles Spiel machen und gewinnen", sagte Trainer Steffen Baumgart der SportBild. "Als Trainer habe ich gegen Bayern noch nie gewonnen. Das treibt uns an." Auch das noch.

Tatsächlich dürfte im Kölner Umfeld nur eine Person etwas gegen einen Dortmunder Titelgewinn haben. Baumgarts Frau Katja, bekannt aus dem Film: "'Komm hoch da mit deinem Arsch!' Hier schreit Steffen Baumgart den Fernseher zusammen!" Katja Baumgart arbeitete einst in einem Fanshop des FC Bayern in Berlin und ist bekennender Fan der Münchner. "Ich habe zumindest Muffensausen vor dem Spiel", sagte sie der Bild. "Weil ich möchte, dass Bayern Meister wird - aber weiß, dass Steffen gewinnen will."

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