Houssem Aouar: Benzemas kleiner Bro auf dem Weg nach oben

Pechschwarze Sneaker, roter Jogginganzug, die Kapuze lässig über den Kopf gezogen. Real Madrids Superstar Karim Benzema ist bekannt für seinen außergewöhnlichen Style. Neben ihm steht ein 18-Jähriger - ebenfalls im Jogginganzug, ebenfalls Kapuze über dem Kopf. Zusammen posieren die beiden auf Benzemas Instagram-Post, erinnern dabei an ein Hip-Hop-Cover aus den 90ern.

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Auf den ersten Blick sieht das Ganze nach einem klassischen Foto von einem Star und einem seiner Fans aus. Dem ist aber ganz und gar nicht so. Denn dieser Junge neben Benzema ist selbst Profi. Houssem Aouar lautet sein Name, er spielt bei Benzemas Ex-Klub Olympique Lyon.

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"Lyonnais ... #cestlescenario" - beschrieb der Superstar aus Madrid das Bild. Auch er begann seine Laufbahn in Lyon, genau wie Aouar. Der soll es ihm in den nächsten Jahren nachmachen, das gleiche Drehbuch schreiben. So hofft es Aouar, so hofft es Olympique Lyon.

Neben dem gleichen Start und einem ähnlichen Modegeschmack eint die beiden auch noch ihre Herkunft. Benzema und Aouar haben beide algerische Wurzeln - die Familien wanderten bereits vor ihrer Geburt aus Algerien nach Lyon aus.

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"Benzema hat eine große Karriere hingelegt und er hilft mir auch oft weiter“, schwärmt Aouar von seinem Vorbild. Der Stürmer der Königlichen kann das Kompliment nur zurückgeben und lobte Aouar bei RMC: "Ich mag den kleinen Aouar. Er verschafft sich mit seiner technischen Qualität einen guten Überblick über das Spiel. Wenn er dran bleibt, kann er es weit bringen.“

Doch alles der Reihe nach. Aouar schaffte letzten Sommer den Sprung aus der Jugend von OL in die erste Mannschaft. Dort kam er bisher erst zu wenigen Kurzeinsätzen. Bei seinem Debüt für Lyon in der Europa-League-Zwischenrunde gegen AZ Alkmaar wurde er in der 63. Minute für Maxwell Cornet eingewechselt.

Der wendige Spielmacher fand sich dabei auf Anhieb in der mit Talenten übersäten Mannschaft zurecht., schon 24 Minuten nach seiner Einwechselung traf er, schob das Leder durch die Hosenträger des Keepers von Alkmaar. Seit diesem Debüt kamen lediglich 57 weitere Spielminuten auf sein Konto hinzu. Ordentlich für einen 18-Jährigen, der sich aber womöglich bereits mehr erhofft hat.

Das Joker-Gefühl kannte der technisch versierte Mittelfeldstratege bisher nicht. In der Jugend war er stets der Lenker seiner Mannschaft, überzeugte mit präzisen Pässen und eiskalten Abschlüssen. Fähigkeiten, die der U19-Mannschaft von Lyon in der UEFA Youth League halfen, sich unter anderem gegen die Altersgenossen von Juventus Turin durchzusetzen. Doch im Spiel mit den Großen hieß es vorerst zusehen und lernen.

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"Ab einem gewissen Alter will man spielen. Ich versuche aktuell so viele Spiele wie möglich zu bekommen, aber ich bleibe geduldig“, meinte der 18-Jährige auf einer Pressekonferenz. Dabei kann sich Aouar von seinem Mitspieler Alexandre Lacazette einiges abschauen. Dieser brauchte auch eine Anpassungszeit, um heute zu einem der begehrtesten Stürmer Europas zu zählen. "Alexandre ist ein gutes Beispiel, dem man folgen sollte. Er gibt mir viele Ratschläge.“

Eine Karriere wie die von Lacazette oder Benzema ist das erklärte Ziel Aouars. Die Anlagen bringt er mit - aber auch das Durchhaltevermögen? Goals Lyon-Experte Julien Quelen meint: "Aouar hat eine tolle Ballbehandlung, gute Technik und allgemein alle Voraussetzungen für einen Spielmacher. Seine Pässe, das Dribbling – mit dem Ball an seinen Füßen kann er ein Spiel entscheiden."

"Zu sehr gehypt"

Doch nicht alle sind von dem Talent Aouars überzeugt, wie ein Beobachter aus Lyon-Kreisen gegenüber Goal gesteht: "Seit zwei Jahren wird er als der nächste große Star bei Lyon gehandelt, aber er schafft es nicht, diese Erwartungen zu erfüllen. Manchen Menschen wird er zu sehr gehypt.“

"Ich weiß nicht, ob er der Spieler wird, den manche Menschen erwarten. In der Youth League war er durchschnittlich – an einem Tag ist er großartig, an einem anderen ist er ein Totalausfall“, so der Beobachter weiter.

Trotz der Kritik und der mangelnden Spielzeit sind angeblich bereits Top-Klubs wie Arsenal und Liverpool hinter dem Spielmacher her. Sein Vertrag bei Lyon läuft aber noch bis 2020 – was ihn als potenzielle Zukunftshoffnung zu keinem Schnäppchen machen wird.

Im Moment zählt jedoch nur eines: Spielpraxis. Und wer weiß, wenn er sich bald in Lyons Stammformation etablieren kann, wird ihm vielleicht auch bald die große Aufmerksamkeit entgegengebracht wie seinem Bro Benzema. Dann könnte Aouar im coolen, roten Jogginganzug dastehen - und neben ihm die vielleicht nächste Generation.