"Zu der Zeit war er nicht annähernd so weit": Auch ein heutiger Star vom FC Bayern wurde viel zu früh verkauft

Hat jüngst Manchester City mit dem Verkauf von Offensivspieler Cole Palmer an den FC Chelsea einen großen Fehler gemacht? Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola ist auch ohne ihn so stark, dass es vielleicht sogar egal ist. Aber Chelsea wird sicher denken, dass es endlich einen Coup auf dem Transfermarkt gelandet hat, wenn man sich anschaut, wie gut sich Palmer entwickelt, seit er im Sommer 2023 vom Etihad Stadium an die Stamford Bridge gewechselt ist.

Die Blues sind eigentlich der Klub, der dafür bekanntgeworden ist, Spieler zu früh gehen zu lassen - und einer von ihnen ist ein Superstar: Kevin De Bruyne verließ Chelsea 2014 für 22 Millionen Euro Richtung VfL Wolfsburg - und kehrte nach nur einer Saison in die Premier League zu Man City zurück.

Den Belgier gehen zu lassen, war natürlich ein kolossaler Fehler des FC Chelsea. Aber wo rangiert sein Abgang unter den schlimmsten Verkäufen in der Geschichte der Premier League? GOAL geht die Liste der unterbewerteten und unterschätzten Spieler durch, die zu früh oder zu billig verkauft wurden - oder beides!

  • Carlos Tevez Manchester City 2012Getty

    10Carlos Tevez (Manchester City zu Juventus Turin)

    Man kann verstehen, warum Manchester City Carlos Tevez einst loswerden wollte. Der Argentinier hatte für Aufsehen gesorgt, weil er sich angeblich geweigert hatte, in einem Champions-League-Spiel bei Bayern München eingewechselt zu werden. Tevez bestand hinterher darauf, dass er lediglich die Anweisungen von Trainer Roberto Mancini missverstanden hatte. Außerdem musste er noch Sozialstunden wegen Fahrens ohne Führerschein machen - bis er dann 2013 an Juventus Turin verkauft wurde.

    Dieser Deal war jedoch ein großer Fehler. Denn obwohl City bei den Gehältern und Prämien sparen wollte, war die Ablösesumme von 15 Millionen Euro für einen Stürmer mit immer noch viel Potenzial auch für damalige Verhältnisse lächerlich niedrig.

    Der Argentinier zeigte in Italien dann, was er noch draufhatte. Der Stürmer, nach dem sich Trainer Antonio Conte schon lange gesehnt hatte, half Juventus dabei, sich mit dem Einzug ins Champions-League-Finales 2015 gegen den FC Barcelona (1:3) wieder als Top-Verein Europas zu etablieren.

    Im Sommer 2015 verließ Tevez Juventus dann, um zu seinen geliebten Boca Juniors zurückzukehren, aber das als einer der besten Zehner in der Geschichte der Bianconeri. Verteidiger Giorgio Chiellini schwärmte von ihm: "Carlos ist ein Weltklasse-Champion!"

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  • David Beckham Manchester United West HamGetty Images

    9David Beckham (Manchester United zu Real Madrid)

    Es ist kein Geheimnis, dass Sir Alex Ferguson die Beziehung von David Beckham mit Victoria "Posh Spice" Adams nie gut fand. Der Ex-Trainer von Manchester United hat sogar erklärt, dass der ehemalige englische Nationalspieler "nie ein Problem war, bis er geheiratet hat".

    Ferguson meinte, dass Beckham irgendwann mehr Star als Fußballer geworden sei und dass seine Leistungen auf dem Spielfeld darunter gelitten hätten. Beckham widersprach dem vehement. Die größer werdenden Spannungen zwischen den Beiden gipfelten in einem erbitterten Streit in der Kabine, als Ferguson Beckham nach einem Spiel im Februar 2003 versehentlich mit einem Fußballschuh im Gesicht traf.

    Nur vier Monate später einigte sich United mit Real Madrid auf den Verkauf von Beckham für 37 Millionen Euro. Jose Angel Sanchez, Marketingdirektor der Blancos, konnte die Summe nicht fassen und bezeichnete sie als "Peanuts" für einen der talentiertesten und berühmtesten Fußballer der Welt.

    Beckham sagt heute, dass sein Abgang aus dem Old Trafford angesichts seines späteren Erfolgs in den USA vielleicht das Beste gewesen sei, was ihm passieren konnte. Aber er gab in der kürzlich erschienenen Netflix-Doku erneut zu, dass es immer sein Traum gewesen sei, seine gesamte Karriere bei United zu verbringen.

  • Xabi Alonso Liverpool 06122009Getty

    8Xabi Alonso (FC Liverpool zu Real Madrid)

    Liverpools Trainer Rafael Benítez machte im Sommer 2008 keinen Hehl aus seinem Wunsch, Mittelfeldspieler Gareth Barry zu verpflichten. "Wenn wir ihn vor dem Ende des Transferfensters verpflichten können, werden wir es weiter versuchen", sagte der spanische Coach. "Wir werden unseren Kader immer weiter verbessern." Warum Benítez der Meinung war, dass der Verkauf von Xabi Alonso und der gleichzeitige Kauf von Barry seinen Kader verbessern würde, bleibt ein Rätsel. Denn Alonso spielte einfach auf einem ganz anderen Level als der Engländer.

    Klar ist, dass Alonso sehr verärgert darüber war, dass er in einem solch schrägen Move nur ein Spielball war. "Ich denke lieber nicht zu viel darüber nach, wie ich dort behandelt wurde", sagte der Mittelfeldspieler der englischen Zeitung Daily Express, nachdem er sich geweigert hatte, Anfield zu verlassen. "Es war eine neue Situation für mich, etwas, das ich noch nie zuvor erlebt hatte. Es ist nicht immer leicht, sich von solchen Dingen nicht beeinflussen zu lassen, aber ich akzeptiere, dass das zum Fußball dazugehört. Das Wichtigste ist, dass alles geklärt wurde und ich jetzt regelmäßig spiele. Ich war wirklich froh, dass ich meine Karriere in Liverpool fortsetzen konnte."

    Im nächsten Sommer reichte ein immer noch verärgerter Alonso einen Transferwunsch ein und wechselte zu Real Madrid. Mitspieler Steven Gerrard war "am Boden zerstört" und Benítez stand schlecht da, weil er einen Schlüsselspieler des Champions-League-Triumphs 2005 verärgert und abgegeben hatte.

  • Serge Gnabry Arsene Wenger Arsenal 2013Getty

    7Serge Gnabry (FC Arsenal zu Werder Bremen)

    Ex-West-Brom-Coach Tony Pulis hat erklärt, dass er es leid ist, als der einzige Trainer hingestellt zu werden, der das Potenzial von Serge Gnabry während der sechsmonatigen Leihe des Flügelspielers in der Saison 2015/16 vom FC Arsenal nicht erkannt hat. "Das wird mir immer wieder vorgeworfen", sagte er im Podcast Under the Cosh, "er hat sich seitdem fantastisch entwickelt, also Hut ab, aber zu der Zeit war er nicht annähernd so weit."

    Der Coach fuhr fort: "Die Leute vergessen, dass wir ihn ausgeliehen hatten, Arsenal war sein Stammverein, und Arsène Wenger war sein Trainer, der ihn für acht Millionen Euro an Werder Bremen in die Bundesliga verkauft hat. Wenger hatte ihn, seitdem er 14 war. Ich hatte ihn nur für ein paar Monate."

    Das ist ein Argument. Es ist klar, dass jemand bei Arsenal nicht aufgepasst hat. Aber Wenger beteuerte hinterher, dass er Gnabry eigentlich hätte behalten wollen. Er sagte beIN SPORTS, dass er "sehr traurig" war, als der Spieler sich entschloss, den Verein zu verlassen, um regelmäßig in einer ersten Mannschaft zu spielen, weil er wusste, dass der vielseitige Angreifer "eine große Karriere" vor sich habe.

    Und genau so ist es auch gekommen. Gnabry schlug sich in Bremen so gut, dass er nach nur einem Jahr zum FC Bayern München wechselte, dort in der Saison 2019/20 23 Tore erzielte und mit den Münchenern das Triple gewann.

  • Jaap Stam Manchester United 2001Getty

    6Jaap Stam (Manchester Utd zu Lazio Rom)

    Es bleibt umstritten, warum Manchester United 2001 überraschend beschloss, Jaap Stam an Lazio Rom zu verkaufen. Einige glauben, dass der damalige Trainer Sir Alex Ferguson über die Anschuldigungen des Innenverteidigers in seiner Autobiografie "Head to Head" verärgert war. Diese wurde vor der Veröffentlichung in Auszügen vom Daily Mirror vorgestellt und enthielt die Behauptung, dass Stam von Ferguson abgehört worden war, bevor er von der PSV Eindhoven nach England kam. Stam hatte in dem Buch auch einige wenig schmeichelhafte Bemerkungen über die Neville-Brüder Gary und Phil sowie über David Beckham getätigt.

    Ferguson betonte jedoch, dass es sich um eine rein sportliche Entscheidung gehandelt habe, den Niederländer dann nach Italien zu verkaufen - auch wenn es eine schlechte gewesen sei. "Damals hatte sich Jaap gerade von einer Achillessehnenverletzung erholt, und wir dachten, er wäre nicht mehr der Alte", erklärte der Schotte 2007. "Wir bekamen ein Angebot von Lazio, fast 20 Millionen Euro für einen Innenverteidiger, der 29 Jahre alt war. Das war ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Aber aus sportlicher Sicht war es ein Fehler."

  • Emiliano Martinez Arsenal 2020Getty

    5Emiliano Martínez (FC Arsenal zu Aston Villa)

    Nur drei Monate, nachdem Arsenal Emiliano Martínez für 25 Millionen Euro an Aston Villa verkauft hatte, war Ian Wright klar, dass das deutlich zu wenig war. "Er ist jetzt schon viel mehr wert als das", sagte die Gunners-Ikone in seinem Podcast. "Er ist einer der besten Torhüter der Premier League."

    Wright hatte nicht unrecht. Martínez hat in seinen ersten 100 Spielen für Villa nicht nur mehr Zu-Null-Spiele als all seine Vorgänger, sondern wurde auch als bester Torhüter bei der WM 2022 ausgezeichnet, nachdem er unter anderem vier Schüsse in Elfmeterschießen pariert und im Finale in der letzten Sekunde der Nachspielzeit einen Versuch von Randal Kolo Muani abgewehrt hatte.

    Der unglaubliche Erfolg des 31-Jährigen seit seinem Weggang aus dem Emirates ist für die Fans des FC Arsenal nur schwer zu verkraften - da Trainer Mikel Arteta Stammkeeper Bernd Leno zum FC Fulham gehen ließ und dann 35 Millionen Euro für Aaron Ramsdale ausgab. Der Engländer wurde jetzt vom Spanier David Raya, der auch nicht unumstritten ist, zur Nummer zwei verbannt.

  • Gerard Pique Manchester United 2007Getty

    4Gerard Piqué (Manchester Utd zum FC Barcelona)

    Gerard Piqué wollte wohl diplomatisch sein, als er sein Abgang von Manchester United im Jahr 2008 als die "vielleicht beste Entscheidung für (Alex) Ferguson, für mich, für Manchester United und für Barcelona" bezeichnet. In Wahrheit war es jedoch ein riesiger Fehler von Ferguson und United. Die Red Devils hatten Piqué im Alter von 17 Jahren ablösefrei von Barça geholt, ihn aber unerklärlicherweise für nur sechs Millionen Euro zurück zu den Blaugrana ziehen lassen.

    Schlimmer noch: Man ist sich in Manchester einig, dass United den katalanischen Innenverteidiger wegen nur einem einzigen schlechten Auftritt abgegeben hat. So behauptete der ehemalige Stürmer Wayne Rooney, dass eine Auswärtsniederlage in Bolton "Gerard Piqués Karriere bei United mehr oder weniger beendet hat".

    Der Engländer erklärte: "Er war jung und wurde dort rumgeschubst", schrieb Rooney in der englischen Zeitung Sunday Times, "und ich glaube, da hat Fergie entschieden, dass er körperlich nicht für die Premier League gemacht ist."

    Piqué hat zugegeben, dass er sich die Schuld an der 0:1-Niederlage von United in Bolton gegeben hat. Aber er ist sowohl Ferguson als auch United sehr dankbar, dass sie ihn zu Barça zurückkehren ließen - wo er zur Legende wurde und alle denkbaren Titel gewann. Piqué hatte damals befürchtet, dass die Ablösesumme ein Problem darstellen würde und war daher erleichtert, dass United ihn seltsamerweise für so gut wie nichts abgab.

  • Kevin De Bruyne ChelseaGetty

    3Kevin De Bruyne (FC Chelsea zum VfL Wolfsburg)

    Chelsea verpflichtete Kevin De Bruyne am letzten Tag des Wintertransferfensters 2012 für acht Millionen Euro aus Genk und schickte ihn im Sommer für eine Saison auf Leihbasis zu Werder Bremen in die Bundesliga. Dort spielte er gut - De Bruyne war an einem Wechsel zu Jürgen Klopps Borussia Dortmund interessiert. Doch José Mourinho verhinderte dies, indem er dem offensiven Mittelfeldspieler sagte, er sei ein wichtiger Bestandteil seiner Pläne für die Saison 2013/14.

    Nach einem vielversprechenden Start in die Saison kam De Bruyne jedoch nur noch selten in der ersten Mannschaft zum Einsatz. Mourinho besteht nach wie vor darauf, dass er den Mittelfeldspieler nicht zum Abschied gedrängt habe - sondern, dass dieser einfach nicht bereit gewesen sei, um einen Platz im Team zu kämpfen.

    De Bruyne hat zugegeben, dass er während seiner Zeit an der Stamford Bridge "einige Fehler" gemacht habe und dass er mit 21 Jahren nicht ganz verstanden habe, welches Maß an Professionalität und Geduld von einem talentierten Premier-League-Spieler verlangt wird.

    "Nach dem vierten Spiel [der Saison] war es vorbei", schrieb de Bruyne in The Players' Tribune. "Ich saß auf der Bank und bekam nie wieder eine Chance. Ich habe keine Erklärung dafür bekommen. Ich war einfach aus irgendeinem Grund untendurch."

    Daraufhin verkaufte Chelsea De Bruyne im Januar 2012 für 22 Millionen Euro an den VfL Wolfsburg. Im August 2015 kehrte er schließlich in die Premier League zurück und schloss sich Manchester City an, wo er sich als einer der besten Spieler der Liga erweisen sollte.

  • Mohamed Salah ChelseaGetty

    2Mohamed Salah (FC Chelsea zur AS Rom)

    José Mourinho ist nach wie vor sehr verbittert darüber, dass viele Leute glauben, er sei der Grund, warum Chelsea Mohamed Salah verkauft hat. "Das Gegenteil ist der Fall", sagte der Portugiese in einem Interview mit ESPN Brasil. "Ich war derjenige, der Salah von Basel gekauft hat. Aber er kam als junger Kerl, er war körperlich nicht bereit, er war mental nicht bereit, er war verloren hier. Alles war schwer für ihn."

    Der Ex-Chelsea-Mittelfeldspieler John Obi Mikel ist jedoch der Meinung, dass Mourinho nicht der richtige Trainer für Salah war, da der Star-Coach nicht besonders rücksichtsvoll war, auch nicht bei jungen Spielern.

    "Wenn du deinen Job nicht gemacht hast, egal, wer du warst, hat er dich fertig gemacht", sagte der Nigerianer in seinem Podcast. "Einmal hat er Mohamed Salah in der Halbzeitpause angemacht und der hat dann geweint. Wir dachten, 'Okay, er wird ihn weitermachen lassen', aber dann hat er den Jungen einfach fertig gemacht und vom Platz geholt."

    Salah selbst hat zugegeben, dass dies der Moment war, in dem er erkannte, dass es für seine Karriere besser wäre, Chelsea zu verlassen - und so macht er es dann auch. Nach Erfolgen auf den Leihstationen bei der AC Florenz und der AS Roma wechselte der ägyptische Flügelstürmer für 20 Millionen Euro fest in die italienische Hauptstadt. Nachdem Salah dort brilliert hatte, ging er 2017 zum FC Liverpool und gilt heute als einer der besten Spieler in der Geschichte der Premier League.

  • Eric Cantona 1992-93Getty

    1Eric Cantona (Leeds United zu Manchester United)

    Es war ein Telefonat, das die englische Fußballgeschichte veränderte. Am 25. November 1992 rief der Geschäftsführer von Leeds, Bill Fotherby, den Vorsitzenden von Manchester United, Martin Edwards, an, um sich nach der Verpflichtung von Denis Irwin zu erkundigen. Der irische Außenverteidiger war unverkäuflich, aber nach Aussage von United-Trainer Alex Ferguson forderte er Edwards auf, sich bei der Gelegenheit nach dem Leeds-Stürmer Eric Cantona zu erkundigen.

    Edwards sagt bis heute, dass die Verpflichtung des Franzosen seine Idee war. Aber egal, wer nun den ersten Schritt machte: United konnte sein Glück nicht fassen, als sich Fotherby eine Stunde später zurückmeldete und erklärte, dass Cantona für knapp zwei Millionen Euro zu haben war. Denn Leeds-Trainer Howard Wilkinson hatte die Arroganz und Disziplinlosigkeiten des französischen Stürmers satt.

    Die Red Devils handelten Leeds schließlich auf 1,5 Millionen Euro herunter und wickelten damit den besten Deal in der Geschichte der Premier League ab. Cantona wurde im Old Trafford zur Legende und verhalf United nur sechs Monate nach seiner Ankunft zum ersten Meistertitel seit 25 Jahren.