"Müller spielt immer", sprach Louis van Gaal vor rund 14 Jahren. Nur drei Worte, aber längst ein ikonischer Satz der deutschen Fußball-Geschichte. Geht's raus und spielt's Fußball! Elf Freunde müsst ihr sein! Müller spielt immer! Van Gaal gab seinem damals 21-jährigen Lieblingsschüler eine Stammplatzgarantie, die weitaus länger währte als seine eigene Trainer-Amtszeit in München. Wer will schließlich dem imposanten Tulpen-General widersprechen, den sogar seine eigenen Töchter siezen müssen? Eben.
Bis heute wird van Gaal zitiert, wenn einer seiner Nachfolger Müller skandalöserweise auf der Bank lässt. Lange todernst, mittlerweile eher mit einem Augenzwinkern. Als sich Niko Kovac und Carlo Ancelotti diesem Gesetz widersetzten, waren sie ihre Jobs schnell los. Thomas Tuchel löste größtmögliche Aufregung aus, als er kurz nach seinem Amtsantritt gegen Manchester City auf Müller verzichtete und erklärte: "Das war kein Thomas-Müller-Spiel." Trainer kamen und gingen. Thomas Müller aber blieb immer.
Langjähriger Leistungsträger mit sagenhaften 242 Toren und 268 Assists in 707 Pflichtspielen. Demnächst Rekordspieler, Sepp Maier ist nur noch zwei Einsätze entfernt. Titelsammler, zwölfmaliger deutscher Meister, Triple-Sieger, Weltmeister und noch einmal Triple-Sieger. Schlitzohr, Spaßvogel, Sprücheklopfer. Raumdeuter, Radio Müller. Das "M" im "Mia san mia", wie der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen neulich betonte.
Thomas Müller ist ohne Zweifel einer der größten Spieler in der Geschichte des FC Bayern, doch nun trudelt seine Karriere aus. Bei der Heim-EM überzeugte der 34-Jährige eher als Integrator, denn als Fußballer. Danach trat er aus dem DFB-Team zurück. Beim FC Bayern ließen schon unter Tuchel seine Einsatzzeiten nach, auch Nachfolger Vincent Kompany plant Müller eher nicht als Stammspieler ein. Sein Vertrag läuft im kommenden Sommer aus. Womöglich geht Müller in seine letzte Profi-Saison, das Finale dahoam 2025 in der Allianz Arena könnte ein würdiger Abschluss werden.
Doch wie fing alles an? Wie wurde aus dem Buben aus Pähl der Müller-spielt-immer-Müller? Auf dem Weg dahin wurde gependelt, gezweifelt und im Puff-Imitat genächtigt. Im Sommer 2008 verzichtete Müller auf eine Teilnahme an der U19-EM, erreichte dafür aber schulische, sportliche und private Meilensteine. In Indien hing der "Kleber" am Klo fest, in Malaysia am Computer. Von seinem Namensvetter Gerd bekam er Stürmer-Tipps, Hermann Gerland empfahl ihn schließlich van Gaal - vielleicht auch wegen einer Wette mit Uli Hoeneß.