657.291 Fans besuchten die Spiele der Europameisterschaft, eine Auslastung von 98 Prozent. 14 Prozent Steigerung im Vergleich zur vergangenen EM in England, sogar 40,6 Prozent, wenn man Finale und Eröffnungsspiel jeweils streicht – denn die fanden in England damals im Old Trafford und im Wembley statt. Die Schweiz hatte Stadien dieser Größenordnung nicht.
Entsprechend dieser beeindruckenden Zahlen wird es in den kommenden Wochen wohl wieder Diskussionen darüber geben, wie man den "Hype" dieses Turniers mit in den Alltag nehmen kann. Klar ist schon mal: Mit Diskussionen über einen vermeintlichen "Hype" wird das nicht gelingen. Der Fußball der Frauen hat sich in den letzten Jahren derart rasant entwickelt, dass "Hype" die vollkommen falsche Bezeichnung ist.
Ein Hype kommt, bleibt kurz und geht dann wieder. Der Fußball der Frauen ist gekommen, um zu bleiben. Er durfte historisch bedingt durch die jahrzehntelange Unterdrückung und Kleinhaltung erst sehr spät kommen, aber jetzt lässt er sich gewiss nicht mehr aufhalten. Diese EM war ein weiterer Beleg dafür, wie schnell sich alles weiterentwickelt.
Manchmal, so könnte man ebenfalls argumentieren, etwas zu schnell und etwas zu sehr an das angelehnt, wohin sich der Fußball der Männer entwickelt hat. Nämlich ein System, das vor allem dem Profit untergeordnet ist. Und doch wird deutlich, welch enormes Potenzial der Fußball der Frauen hat und wie viel Entwicklung noch vor ihm liegt.
Deshalb braucht es jetzt kein Gerede über einen "Hype", den es nicht gibt, sondern Investitionen. England ist in Europa die Nation, die am frühsten damit angefangen hat und jetzt die Früchte erntet. In Spanien sind es die großen Klubs und allen voran der FC Barcelona, die früh genug erkannt haben, was möglich ist.
Es ist kein Zufall, dass diese beiden Länder die vergangenen Jahre dominiert haben. Auch in anderen Ländern braucht es großflächige Investitionen in Strukturen und vor allem in die Basis, um Mädchen eine bestmögliche Entwicklung zu gewährleisten. Und es braucht neben den Investitionen eine Idee davon, wie man bewusst einen anderen Weg einschlagen kann als die Männer.