Trotz des Titelgewinns muss sich England neu sortieren. Wirklich überzeugend waren die Leistungen bei der Europameisterschaft nicht, auf dem Weg ins Finale brauchte es immer wieder Jokertore und auch das Quäntchen Glück. Auch gegen Spanien war es mehr Kampf und letztlich auch Zufall, als einem Top-Team lieb sein kann.
Anders als in den Jahren zuvor hat das Spiel der "Three Lionesses" an Souveränität verloren. Positiv unterstellen kann man ihnen, dass sie kämpferisch nochmal zugelegt haben und einige Probleme durch Willenskraft und physische Wucht kaschieren konnten. Anders wäre dieser Finaleinzug kaum möglich gewesen. Auch gegen Spanien gelang es ihnen ab der zweiten Halbzeit, das gegnerische Spiel durch eine harte sowie aggressive Zweikampfführung zu zerstückeln, den Spanierinnen den Rhythmus zu nehmen.
So wichtig dieser Teil des Fußballs ist, so klar ist aber, dass die Engländerinnen fußballerisch für die kommenden Turniere wieder zulegen müssen. Es scheint, als wäre das Team über dem Zenit. Was beim Blick auf das Alter der Spielerinnen überrascht. Nur vier Spielerinnen im Kader sind über 30 Jahre alt. Dass es trotz der Probleme für eine so erfolgreiche EM gereicht hat, spricht dennoch für die enorme Qualität im Team.
Gleichzeitig aber auch für Sarina Wiegman, die abermals unter Beweis gestellt hat, wie gut sie ist. Von umstrittenen Personalentscheidungen wie Torhüterin Hannah Hampton, die nun zur Final-Heldin wurde, bis hin zu Anpassungen während des Turniers, um den Stotterstart möglichst zu korrigieren. Auch für sie wird es aber eine riesige Herausforderung, die jetzt auf sie wartet. Denn England ist keinesfalls so stark, wie es der EM-Triumph vermuten ließe.