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Walter Mennekes: Der heimliche Star der JHV des FC Bayern


HINTERGRUND

Walter Mennekes verbrachte gerade seinen Urlaub in Kanada, als sein Handy klingelte. Genau genommen war er nach eigener Aussage beim Holzhacken für den Grillabend anzutreffen, als Uli Hoeneß den Unternehmer erreichte und ihm vorschlug, in der Hierarchie des FC Bayern München doch ein wenig nach oben zu klettern.

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Mennekes, 68 Jahre alt, ist Geschäftsführer des gleichnamigen und weltweit führenden Herstellers von Industriesteckern mit Hauptsitz in Kirchhundem im südlichen Sauerland. Geschäftsführer einer Firma, die im vergangenen Jahr rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt und einen Konzernumsatz von rund 130 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Mennekes ist auch der Erfinder des derzeit meistgenutzten Ladesteckers für Elektrofahrzeuge. Der sogenannte Typ2-Stecker zeichnet sich für rund 20 Prozent des Umsatzes seines Unternehmens verantwortlich.

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Auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern wurde Mennekes nun am Freitag mit 99,7 Prozent der Stimmen zum zweiten Vizepräsidenten gewählt.

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Warum also wird ein Unternehmer, der doch ohnehin kaum Zeit haben dürfte, Vizepräsident beim FC Bayern, fragte ein Reporter bei der den langen Abend beschließenden Pressekonferenz, die erst nach der rund fünfstündigen Veranstaltung stattfand und erst nach Mitternacht begann. Mennekes legte mit seiner Antwort gleich einen der Gründe offen: seine Schlagfertigkeit. Seine Gabe, Menschen mit Worten zu fesseln.

 

"Ich sage es nur Ihnen ganz allein, exklusiv", grinste Mennekes im hoffnungslos überfüllten Presseraum des Audi Dome: "Es war ein Traum. So eine Chance bekommen Sie einmal im Leben. Wenn man den Verein liebt und sich die Zeit nehmen kann, weil zuhause alles geordnet ist, dann muss man das tun. So ein Klub ist ein lebender Organismus mit vielen hundert Mitarbeitern, der nach innen und außen sehr schnell gewachsen ist - und jeder weiß: Kein Baum wächst am Tag zehn Meter - das muss man einfach begleiten." Mennekes sprach weiter von einer "so tollen, anspruchsvollen Aufgabe", bei der es "ungemein reizt, als Co-Pilot ein bisschen mitzuwirken". 

Mit seiner launigen Rede hatte Mennekes zuvor die anwesenden 7152 Mitglieder, die sowohl im Audi Dome als auch im aufgrund des hohen Andrangs eingerichteten Zelt unweit der Spielstätte der FCB-Basketballer Gebrauch von ihrem Stimmrecht gemacht hatten, in seinen Bann gezogen.

Mennekes ist seit 23 Jahren Bayern-Mitglied, seit sieben Jahren Mitglied des Verwaltungsbeirats. Und er ist seit den 80er-Jahren eng mit Karl-Heinz Rummenigge befreundet, dem Vorstandsvorsitzenden des Vereins. Über den wiederum lernte er Hoeneß kennen. Und am Freitag lernten die Klubmitglieder auch ihn kennen. 

"Ich", begann Mennekes seine Rede, als er nach Karl Hopfner (zuletzt Präsident), Rummenigge, Jan-Christian Dreesen (Finanzvorstand), Dieter Mayer (1. Vizepräsident) und Hoeneß die Bühne betreten hatte, "bin der Unbekannteste von allen. Mich kennt keiner." Warum ich, fragte er rhetorisch. "Weil der FC Bayern seit langem mein Lieblingsverein ist. Ich bin begeisterter Fan und liebe diesen Verein."

"Die verschiedenen Strömungen erkennen"

Er fasste sich kurz auf dieser langatmigen Veranstaltung, sprach von dem FC Bayern als Garant für Spitzenfußball und als Top-Unternehmen. Er sprach von seinen Steckern, von denen "nicht von ungefähr die meisten rot" seien. Er sprach von der Zukunft, und davon, die Weichen für künftige Generationen zu stellen, sich dafür einzusetzen, "dass wir so stark bleiben, wie wir es sind, und vielleicht noch stärker werden". Er sprach von seinen prominenten Fürsprechern und den Amateurabteilungen, die vielen Fans wichtig sind, betonte gleichzeitig deren Wichtigkeit. Kurzum: Er traf den Nerv der Fans. Nicht umsonst spendeten die ihm einen Applaus, der es mit den Beifallsbekundungen für Hoeneß durchaus aufnehmen konnte. 

Sich selbst machte er derweil klein. Mennekes sieht sich als Neuankömmling, als "Newcomer", wie er selbst wiederholt sagte. Dementsprechend erklärte er auch nach seiner Wahl, "den Mund nicht zu voll nehmen" zu wollen.

"Ich bin der Newcomer, den keiner kennt. Von daher werde mit Behutsamkeit versuchen, die verschiedenen Strömungen im Verein noch deutlicher zu erkennen, meine Schlüsse daraus zu ziehen und sie dann im Präsidium vorzutragen", erklärte er. Das klingt beinahe nach Matthias Sammer, dem früheren Sportvorstand. So weit wird Mennekes allerdings längst nicht ins sportliche Geschehen eingreifen. "Ich möchte das lieber im Verborgenen tun. Es ist Ansporn und Ehre, wenn man vom Verwaltungsbeirat, von Uli Hoeneß nominiert wird, und dann so eine Abstimmung erleben darf."

Mennekes wird weiterhin im Sauerland wohnen, aber es ist ja nicht weit bis nach München, nur dreieinhalb Stunden. Dreieinhalb Stunden, die er künftig wohl noch häufiger zurücklegen wird als in der Vergangenheit. "Wir wollen", sagte er, "dass der FC Bayern das bleibt, was ihn berühmt gemacht hat: begeisternder Fußball auf dem Platz und in der Bilanz tiefschwarze Zahlen." Bei diesen Worten hatte selbst Hoeneß "überhaupt kein Problem" damit, dass ihm der heimliche Star des Abends beinahe die Show gestohlen hätte. Wie auch? Er ist ja selbst Schuld. 

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