Cora Zicai Germany 2024Getty Images
12. Mai 2025
Bundesliga
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VfL Wolfsburg

Umbruch in Wolfsburg: Wie der große Rivale den FC Bayern wieder vom Thron stoßen will

Zehn Spielerinnen gehen, die Titelhoffnung bleibt: Wolfsburg plant den Neustart – und hat den FC Bayern dabei fest im Visier.

Knapp einen Monat nach dem Abgang von Trainer Tommy Stroot geht die Umstrukturierung des VfL Wolfsburg weiter. Zehn Spielerinnen werden die Autostadt nach dem kommenden Spieltag verlassen. Kann durch einen großflächigen Umbruch die Dominanz der Bayern gebrochen werden?

  • VfL Wolfsburg: Zahlreiche Abgänge im Sommer

    Das Ende der Vorherrschaft im Pokal, fortwährende Chancenlosigkeit in der Champions League - diese Spielzeit in Wolfsburg ist zum Vergessen! Immerhin gelang auf der letzten Rille noch die erneute Qualifikation für die Königsklasse im nächsten Jahr.

    Kein Wunder, dass die Wölfinnen nun vor einem Umbruch stehen. Insgesamt zehn Spielerinnen bestreiten am kommenden 22. Spieltag ihre letzte Partie für den Klub. Besonders schwer wiegt der Abgang von Außenstürmerin Jule Brand, die seit ihrer Verpflichtung im Jahr 2022 über 62 Tore für den Verein erzielte. Die 22-Jährige wird sich dem Vernehmen nach in der kommenden Saison Olympique Lyon anschließen.

    Fehlen wird auch Routinier Marina Hegering. Die 35-jährige Innenverteidigerin absolvierte 14 Saisonspiele von Beginn an, wird sich nach ihrer Aussortierung in der kommenden Spielzeit allerdings dem 1. FC Köln anschließen. Mit Anneke Borbe, Merle Frohms und Lisa Schnitz verliert der VfL zudem alle drei Torhüterinnen. Auch Offensivtalent Sveindis Jonsdottir hat in der Autostadt keine Zukunft.

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    Wolfsburg will sich an Vergangenheit orientieren

    Gänzlich unerfahren mit dieser Situation sei der Verein allerdings nicht, meint Interimstrainerin Sabrina Eckhoff. "Wolfsburg hatte auch 2021 einen großen Umbruch zu bewältigen." Neun Spielerinnen verließen den Verein in jenem Sommer. "Auch da war die Situation so, dass man von außen betrachtet vielleicht nicht genau wusste, in welche Richtung sich das Team entwickelt."

    Mit dem anschließenden Double habe man schon damals bewiesen, dass "frischer Wind und neue Personalien dazu führen können, dass sich etwas sehr schnell zusammenfügt".

  • Wölfinnen verlieren Identifikationsfigur

    Das soll auch für die kommende Spielzeit wieder gelingen. Mit den beiden Torhüterinnen Stina Johannes (Frankfurt) und Martina Tufekovic (Hoffenheim) ist der Platz zwischen den Pfosten bereits reserviert. Die Nachfolge der Flügelspielerinnen Brand und Jonsdottir soll einerseits die junge Cora Zicai vom SC Freiburg einnehmen. Die 20-Jährige überzeugte in der noch laufenden Saison mit elf Scorerpunkten (acht Tore, drei Vorlagen) in 19 Spielen.

    Nationalspielerin Zicai zog das Interesse zahlreicher Topklubs auf sich, gilt in jungen Jahren bereits als Spielerin, die den Unterschied machen kann. Brand gelang der Schritt vom hoffnungsvollen Talent zur Weltklassespielerin in Wolfsburg nicht. Zicai soll das nun schaffen und spätestens mittelfristig ein Upgrade darstellen. Zudem lotste man die australische Nationalspielerin Sharn Freier nach Niedersachen. Auch sie bringt Tempo, Dribblingstärke und Beweglichkeit mit, um die zuletzt zu statische Offensive der Wolfsburgerinnen zu verbessern.

    Der Kurs ist klar: Wolfsburg will mehr auf Entwicklung junger Spielerinnen setzen. Eine Folge daraus, dass man in den letzten Jahren den Anschluss an die europäische und auch nationale Spitze verloren hat. Die Konkurrenz ist finanzstärker und bietet den attraktiveren Standort – also muss man bei Transfers kreativ werden.

    In der Summe stehen den zehn Abgängen zum aktuellen Zeitpunkt allerdings nur fünf Zugänge gegenüber. Gerade in der Abwehr hat man mit Hegering, Kristin Demann, Lynn Wilms und Kathrin Hendrich mehrere Abgänge zu verzeichnen. Insbesondere letztere war in den vergangenen Jahren zu einem Teil Wolfsburger Identität geworden. Die 33-Jährige feierte vier Pokalsiege sowie eine Meisterschaft mit den Wölfinnen.

  • Stephan Lerch steht vor großen Herausforderungen

    Noch steht die laufende Saison freilich vor ihrem Ende, die Planungen für die kommende Spielzeit haben gerade erst begonnen. Und auch Trainer Stephan Lerch hat sein Amt noch nicht angetreten. Auf den ehemaligen und zukünftigen Fußballlehrer des VfL kommt im Sommer allerdings eine gewaltige Aufgabe zu: Nicht nur müssen die vielen Abgänge kompensiert werden, viel mehr soll die immer größer werdende Lücke zu den Bayern geschlossen werden.

    In Wolfsburg muss man dafür wohl Geduld mitbringen – und die Akzeptanz, dass der Weg zurück nach oben nicht innerhalb eines Transferfensters zu bewältigen ist.

    Immerhin: Die Erfahrung dazu besitzt Lerch. Bereits zwischen 2017 und 2021 übte er das Amt in Wolfsburg aus und führte den Verein zu drei Meisterschaften und vier Pokalsiegen. Und auch der FC Bayern muss sich neu aufstellen, nachdem Alexander Straus seinen Abschied verkündet hat. Vielleicht ein kleiner Hoffnungsschimmer für den gebeutelten VfL.