Uli HoeneßGetty Images
1. Dez. 2025
Bundesliga
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Uli Hoeneß und Equal Pay: Lautstark am Thema vorbei

Equal Pay ist im Frauenfußball seit Jahren ein Thema, das die Spielerinnen selbst kaum noch hören können – doch Uli Hoeneß holt es wieder hervor. Seine Aussagen zeigen vor allem, wie weit manches von der Realität der Spielerinnen entfernt ist. Ein Kommentar.

Uli Hoeneß hat mal wieder "Klartext" gesprochen. "Diese Mär von Equal Pay halte ich für totalen Schwachsinn", sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern kürzlich im OMR-Podcast. Jeder solle verdienen, was er einspiele und solange der Frauenfußball keine Millionen generiere, müssten Spielerinnen eben "kleinere Brötchen backen". 

Deutliche Worte. Aber Hoeneß argumentiert gegen eine Forderung, die im Frauenfußball schlicht niemand stellt – ein Strohmann, der mehr ablenkt als erklärt.

  • Klar ist, die Frauenabteilung des FC Bayern ist ein Zuschussgeschäft – sechs bis acht Millionen Euro pro Jahr, wie Hoeneß nicht müde wird zu betonen. Niemand erwartet deshalb, dass dort Zehn-Millionen-Euro-Verträge verteilt werden. Und ganz wichtig: die Fußballspielerinnen fordern es auch nicht. 

    Ex-DFB-Kapitänin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg hat es vor einiger Zeit längst im kicker klargestellt: "Ich kenne in Deutschland keine Spielerin, die sagt, sie wolle genauso viel verdienen wie die Männer." Und Bayern-Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf nennt den Begriff Equal Pay nicht umsonst eine "Frechheit" – da er ein völlig falsches Bild zeichne und Kritikern eine einfache Angriffsfläche liefere, statt die tatsächlichen Forderungen der Spielerinnen abzubilden.

  • Imago Images / Nordphoto

    Worum es wirklich geht

    Die Realität ist viel simpler und für viele wohl deutlich unbequemer: Fußballerinnen verlangen keine Millionen und auch nicht, wie Oberdorf sagt, "nach der Karriere ausgesorgt" zu haben. Es geht um etwas Grundlegenderes: um Bedingungen, die es überhaupt ermöglichen, diesen Beruf professionell auszuüben. Also darum, nicht nebenbei Schichten schieben zu müssen. Darum, nicht mit improvisierter medizinischer Versorgung auszukommen. Und darum, nicht von Rest-Trainingsplätzen abhängig zu sein, weil die Infrastruktur fehlt.

    Zwischen der tatsächlichen Situation im Frauenfußball und dem Schlagwort Equal Pay liegen Welten – und keine Spielerin ist so realitätsfern, Letzteres zu fordern, solange die elementaren Schritte dorthin noch immer ausstehen.

    Equal Pay dient in dieser Debatte vor allem als Nebelkerze, ob bewusst gesetzt oder nicht. Ein Schlagwort, das Empörung erzeugt, aber die eigentlichen Fragen verdeckt. Denn das eigentliche Problem liegt woanders: Es fehlt an echter Überzeugung, an dem Willen, nachhaltig in die Frauenabteilung zu investieren. Acht Millionen Euro im Jahr klingen viel, doch bei Hoeneß' FC Bayern macht das nicht einmal ein Prozent des Gesamtumsatzes aus.

  • Ohne Einsatz kein Fortschritt – auch nicht beim FC Bayern

    Jedes Investment startet als Minusgeschäft. Professionalisierung funktioniert nicht im Sparmodus, weder im Männerfußball noch sonst irgendwo im Profisport. Zu erwarten, dass sich eine Abteilung irgendwann selbst trägt, ohne zuvor die nötigen Mittel bereitzustellen, ist nicht nur unrealistisch, sondern auch widersprüchlich. Wachstum entsteht durch langfristige Strukturarbeit, nicht durch Abwarten. Und dieses Wachstum ist im Frauenfußball längst sichtbar, steigende Zuschauerzahlen, höhere TV-Reichweiten, wachsendes Interesse. Es ist keine Frage ob, sondern wann sich der Frauenfußball wirtschaftlich trägt.

    Hoeneß hat Recht: Jeder sollte verdienen, was er oder sie einspielt. Aber das funktioniert nur, wenn zuvor überhaupt die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit etwas eingespielt werden und auch wachsen kann. Genau daran fehlt es bei machen Vereinen immer noch – und darüber müsste man sprechen. Nicht über ein Schlagwort, das im Frauenfußball längst niemand mehr ernsthaft fordert.