Trotz steigender Einnahmen und Zuschauerzahlen ist im Frauenfußball eines längst nicht wegzudenken: Verluste. Ein Großteil der bisherigen zwölf Bundesligisten schreibt jedes Jahr rote Zahlen im Millionenbereich. Beim FC Carl Zeiss Jena ist es hingegen genau umgekehrt.
ImagoSie halten ihren Verein am Leben: Ein deutscher Traditionsklub wird von seinen Frauen finanziert
Nahezu jährlich stellt die Frauen-Bundesliga neue Zuschauerrekorde auf. Zur neuen Saison wird das deutsche Oberhaus zudem auf 14 Mannschaften erweitert. In England hat es indes den ersten Millionentransfer gegeben. Kurzum: Frauenfußball boomt!
Trotz stetig steigender Einnahmen ist das Geschäftsmodell aber noch immer nicht vollständig rentabel. Zahlreiche Bundesligisten schreiben rote Zahlen in siebenstelliger Höhe. Möglich ist das, weil Klubs wie Bayern München, der VfL Wolfsburg und Co. diese Verluste durch ihre finanzstarken Männerabteilungen auffangen. Der Plan: Langfristig werden die Frauenmannschaften nicht nur für sich selbst sorgen können, sondern auch selbst Gewinne erwirtschaften.
Bei einem Bundesligisten ist genau das allerdings schon heute der Fall: Dort schreibt nicht nur das Frauenteam schwarze Zahlen – es trägt sogar zur Finanzierung der Männerabteilung bei.
Getty ImagesBundesliga-Frauen machen Millionen-Verluste – nur Jena nicht
Der FC Carl Zeiss Jena steckt seit Jahren in finanziellen Schwierigkeiten und die traditionsreiche Männermannschaft seit dem Abstieg 2020 in der Viertklassigkeit fest. Jahr um Jahr fahren die Thüringer Millionenverluste ein. Ex-Investor Roland Duchatelet fing diese über Jahre ab. Seit seinem Weggang 2022 befindet sich der Verein allerdings auf einem harten Konsolidierungskurs, mit dem das strukturelle Defizit beseitigt werden soll.
Dabei helfen sollen nun ausgerechnet die Frauen des FCC. Durch die Erlöse aus dem Bundesliga-Alltag sind diese finanziell breit aufgestellt. Allein Einnahmen aus Namensrecht-Partnerschaften und den Fernsehgeldern bescheren der Frauen-Abteilung jährlich 800.000 Euro. “Wir sind der einzige Klub der Liga, der mit einem Gewinn aus dem Spieljahr geht“, erklärte Geschäftsführer Patrick Widera jüngst der Ostthüringer Zeitung. Zum Vergleich: Anders als in Jena verbuchen die Frauen-Bundesligisten durchschnittlich ein Minus von rund 1,9 Millionen Euro pro Jahr.
Während die Männer also in den vergangenen Jahren wirtschaftlich mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen hatten, sind die Frauen durch den Klassenerhalt mittlerweile zum Stabilitätsanker geworden.
ImagoJena-Boss bestätigt: Frauen finanzieren Männer mit
Möglich ist das, weil die Mannschaft deutliche Einbußen in der Kaderplanung hinnimmt. Laut Soccerdonna ist die Mannschaft des FC Bayern mehr als zehnmal so viel wert, wie die der Thüringerinnen. "Bei den großen Vereinen sind die Spielerinnen eben Vollprofis. Bei uns sind sie Vertragsspielerinnen", sagte der ehemalige Torwarttrainer Luis Urbig kürzlich bei t-online.
Mit durchschnittlich 22,8 Jahren war der FCC in der vergangenen Saison das jüngste Team der Liga. Kein Wunder: Zahlreiche Spielerinnen studieren nebenbei an der hiesigen Universität. “Wir haben Lehrerinnen, Janning (Jasmin Janning, Anm. d. Red.) studiert Medizin, Woldmann (Nicole Woldmann) ebenso." Vom Bundesliga-Durchschnittsgehalt von 4000 Euro ist man in Jena noch weit entfernt. “Die Sphären, zu sagen, wir schaffen es, 10, 15 Mädels in Vollzeit anzustellen, haben wir noch nicht erreicht“, so Sportdirektorin Isabell Knipp bei t-online.
Ein Grund dafür: In der kommenden Saison subventionieren die bereits chronisch unterfinanzierten FCC-Frauen ihre Männerabteilung. "Weil die Frauen in der Bundesliga spielen, dort Fernsehgelder und DFB-Förderung erlösen, finanzieren sie in sechsstelliger Höhe einen Teil des Etats für die Männer", verriet Widera.
ImagoBundesliga-Frauen stehen für Regionalligisten ein?
Während in anderen Vereinen die Querfinanzierung zugunsten der Frauen ausfällt, ist es beim FC Carl Zeiss Jena also genau umgekehrt. "Die fehlt in unserer Richtung", sagt auch Knipp. "Aber sie geschieht woanders. Insofern halten wir die Fahnenstange derzeit hoch."
Das hat für die Frauen klare Konsequenzen. Trotz gleich dreier Aufsteiger in die aufgestockte Bundesliga (Hamburg, Union Berlin, Nürnberg) startet Jena als Mannschaft mit dem wohl niedrigsten Marktwert und Kaderbudget. “Viele denken, dass wir absteigen werden“, gestand auch Trainer Florian Kästner kürzlich.
Bei den Männern hat der ausbleibende sportliche Erfolg – insbesondere die Nicht-Qualifikation für den DFB-Pokal – nicht zu personellen Konsequenzen geführt. Auch dank der Subventionierung plant die Abteilung mit demselben Budget wie in der vergangenen Saison. Bei den Frauen selbst käme es anders. Der Abstieg in die 2. Liga wäre mit einem Umsatzeinbruch auf nur noch 60.000 Euro gleichbedeutend. Für die Mehrzahl der Spielerinnen wäre dies das Ende jeglicher Gehaltszahlungen.
Das könnte Dich auch interessieren



.jpg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=400)

