FC Bayern München v Eintracht Frankfurt - Google Pixel Frauen BundesligaGetty Images
12. Juni 2025
Bundesliga
Eintracht Frankfurt
FEATURES
S. Kleinherne
B. Dunst
S. Johannes
T. Pawollek
Bayern München
VfL Wolfsburg

Das mühsam aufgebaute Gebilde fällt auseinander: Warum der riesige Umbruch bei Eintracht Frankfurt auch eine Chance sein kann

Jahrelang profitierte Eintracht Frankfurt von Kontinuität. Jetzt droht der erste große Umbruch - was Chance und Risiko zugleich ist.

Wer am Ende der 22 Spieltage nur auf die Tabelle geschaut hat, wird festgestellt haben: Der FC Bayern München ist mit deutlichem Abstand Deutscher Meister geworden. 59 Zähler haben gereicht, um den VfL Wolfsburg auf acht Punkte zu distanzieren und Eintracht Frankfurt auf deren neun.

Alles beim Alten, könnte ein Fazit lauten. Die Münchnerinnen enteilen der Liga Schritt für Schritt, Wolfsburg ist die zweite Kraft in Deutschland und Frankfurt kommt nicht an die Spitze heran. Wer die Saison aber etwas genauer verfolgt hat, kann dem nicht ganz zustimmen. Denn Frankfurt war der Hauptkonkurrent des FCB – und muss nun einen großen Umbruch bewältigen, der das Erreichte in Gefahr bringt.

  • Eintracht Frankfurt: Auf den letzten Metern gestolpert

    Ein kurzer Rückblick auf den 17. Spieltag: Die Ausgangslage war heikel für den FC Bayern, der sich zwar in guter, aber nicht überragender Form befand. Am Freitag, den 14. März, empfing man den VfL Wolfsburg. Es war der Auftakt in die schwerste Phase der Saison.

    Auf diese Heimpartie folgten das Hinspiel zuhause gegen Lyon im Champions-League-Viertelfinale, eines gegen die TSG Hoffenheim im Pokal-Halbfinale, das Auswärtsspiel in Lyon und ein Heimspiel gegen Leverkusen in der Bundesliga. Eine Serie an Begegnungen, in der man alles hätte verlieren können.

    Denn in der Liga war Eintracht Frankfurt den Münchnerinnen auf den Fersen – und hatte nach Aus in Pokal und Champions League auch keine große Belastung mehr. Drei Punkte trennte die SGE von der Spitze. Und am 19. Spieltag warf das große Spitzenspiel im Deutsche Bank Park bereits seinen Schatten voraus.

    In Frankfurt hoffte man auf den ganz großen Wurf. Die eigenen Pflichtaufgaben erfüllen, mindestens den Drei-Punkte-Abstand halten und schließlich mit besserem Torverhältnis vor großer Kulisse die Weichen auf Meisterschaft stellen. Doch es kam anders. Während die SGE selbst dramatisch in Freiburg scheiterte, zogen die Bayern weg – und gewannen schließlich auch in Frankfurt deutlich mit 3:0.

  • Eintracht Frankfurt vermeldet zahlreiche Abgänge

    Vielleicht war das die eine Chance für die Adlerträgerinnen, die Bundesliga zu gewinnen. Es hätte der Höhepunkt einer Phase sein können, die von und durch Kontinuität geprägt war. Ein Kader, der seit Jahren im Großen und Ganzen zusammenspielte und immer wieder punktuell verstärkt wurde. Und mit Niko Arnautis ein Trainer, der das Team sukzessive voranbringen sowie entwickeln konnte.

    Vielleicht aber hat das abermalige Scheitern am letzten großen Schritt nun dazu geführt, dass das mühsam aufgebaute Gebilde auseinanderfällt. Mit Stina Johannes (Wolfsburg), Barbara Dunst (Bayern) und Tanja Pawollek (Union Berlin) sind bereits wichtige Säulen des Teams weggebrochen. Am Montag verkündete Frankfurt zudem den Abgang von Sophia Kleinherne. Die 25-Jährige zieht es ebenfalls nach Wolfsburg.

    Neben diesen klaren Leistungsträgerinnen wird auch Carlotta Wamser in Richtung Leverkusen wechseln. Die 21-Jährige spielte zuletzt auf der rechten Defensivbahn und zeigte dort vor allem in der Rückrunde beeindruckende Leistungen. Wamser kam auf fünf Assists und fünf Tore in 24 Einsätzen in der abgelaufenen Saison.

    Außerdem steht der Transfer von Rotationsspielerin Anna Aehling fest. Die 24-jährige Verteidigerin wechselt ebenfalls zu Union. Abgänge hatte die SGE wie jeder andere Klub immer zu verzeichnen. Neu ist aber, dass eine große Zahl an wichtigen Spielerinnen die Stadt am Main verlässt.

  • Verliert die SGE den Glauben an sich?

    Und das erfordert einen Umbruch in einer Größe, die man bei den Hessinnen nicht mehr gewohnt ist. Es ist der erste größere Bruch in einer kontinuierlichen Entwicklungslinie. Das Risiko liegt auf der Hand. Einerseits blickt man zurück auf mindestens drei starke Jahre und sieht, dass es nicht für einen Titel reichte. Vor allem mit Blick auf die abgelaufene Saison und die unnötigen Punktverluste im Finale dürfte dort etwas Wehmut aufkommen. Was wäre, wenn …?

    Frankfurt hatte eine gute Chance auf den Titel. Auch wenn die Bayern stark waren, waren sie nicht unschlagbar. Aber sie haben es abermals in Spielen aus der Hand gegeben, in denen sie favorisiert waren. Es wirkte wieder so, als wären sie in den entscheidenden Spielen wie gelähmt. Als wäre der Rucksack zu schwer.

    Das fällt dann andererseits auch den Spielerinnen auf, die womöglich Schritt für Schritt den Glauben verloren haben, in Frankfurt noch an Silberware zu kommen. Woanders könnte der Weg dorthin kürzer sein. Zumal einige Spielerinnen jetzt in einem Alter sind, in denen kurze Wege notwendig sind.

    Jeder Abgang einer Schlüsselspielerin wird entsprechend dazu führen, dass weitere Stützen des Teams überlegen, ob sich eine Zukunft in Frankfurt noch lohnt.

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    Eintracht Frankfurt: Die Chance im Umbau

    Doch da sind auch Chancen in der aktuellen Situation. Die SGE zählt zu den finanzstärkeren Teams der Liga, hat in den vergangenen Jahren auf dem Transfermarkt gut gearbeitet. Investiert man jetzt klug in den Kader, bringt man vielleicht frischen Wind in das Team, den es für einen Titel braucht.

    Das wiederum könnte auch die Spielerinnen positiv stimmen, die aktuell womöglich etwas skeptischer auf die Abgänge blicken. Es ist die Chance, sich durch den erzwungenen Umbruch auf Positionen zu verstärken, auf denen man vorher vielleicht etwas bequemer war.

    Dass die Qualität im Team auch ohne die genannten Spielerinnen weiter hoch ist, steht außer Frage. Aber klar ist auch, dass Frankfurt den großen Vorteil der Stabilität ausnutzen konnte, um sich zwischenzeitlich zumindest vor Wolfsburg zu schieben. Jetzt müssen sich die Hessinnen selbst erstmal neu aufstellen.

    Die dafür notwendige Zeit kann das Team um ein, zwei Jahre zurückwerfen und so weiteren Schaden anrichten. Es kann aber auch sein, dass man mit den entsprechenden Glücksgriffen stärker angreifen kann denn je. In jedem Fall aber wird es ein spannender Sommer in Frankfurt – zwischen dem schmerzhaften Blick zurück auf die Bundesliga-Tabelle und jenem nach vorn in die Zukunft.