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8. Okt. 2025
Women's Champions League
Barcelona
Bayern München
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Opinion

Das Debakel des FC Bayern in Barcelona: Schlimm war nicht nur die spielerische Unterlegenheit

Große Worte vor dem Start und die harte Realität danach: Ein 1:7 zum Auftakt der Champions League zeigt, wie weit die Frauen des FC Bayern von ihren eigenen Ansprüchen entfernt sind. Ein Kommentar.

Nie zuvor haben die Frauen des FC Bayern in der Champions League eine solche Packung kassiert wie am Dienstagabend. Beim dreifachen Titelträger FC Barcelona kassierten sie sieben Gegentore und bekamen von den Katalaninnen um die beiden Weltfußballerinnen Alexia Putellas und Aitana Bonmati im Estadi Johan Cruyff ihre Grenzen aufgezeigt. Das Spiel war mehr als nur eine Niederlage, wenn man die (öffentlich geäußerten) Ansprüche der Münchenerinnen berücksichtigt.

  • Denkt man nach diesem Weckruf der Realität zurück an die Worte, die der FC Bayern noch vor ein paar Wochen wählte, dann klingen sie heute fast grotesk. Die Verantwortlichen sprachen vom "nächsten Schritt", den man in Europa gehen wolle. Bayern-Trainer Barcala kündigte gar noch Ende Juli an: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass Bayern bald die Champions League gewinnen wird." Doch wer das Spiel in Barcelona verfolgte, sah kein Team, das an die Nähe der europäischen Spitze gehört.

    Die Chancenlosigkeit der Bayern zeigte sich dabei nicht in einer einzelnen Szene, sondern über die gesamte Spielzeit. Schon in der dritten Minute nahm das Unheil in einer bezeichnende Szene seinen Lauf: Alexia Putellas stand am Strafraum völlig frei und schlenzte den Ball ins Kreuz – ausgerechnet nach einem Fehlpass von Klara Bühl, die den Ball auf unerklärliche Weise von der Seitenlinie vor den eigenen Strafraum gespielt hatte.

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    Die fehlende Gegenwehr macht den Abend des FC Bayern so bitter

    Später wirkte es fast wie ein Muster: Beim 3:0 von Esmee Brugts oder beim 6:1 von Claudia Pina spazierten Barcelonas Spielerinnen unbehelligt durch den Münchner Strafraum. Es brauchte keine Zaubertricks, keine artistischen Dribblings – bloß den Raum und das Wissen, dass ihnen ohnehin niemand ernsthaft in die Quere kommen würde.

    Von Gegenwehr war kaum etwas zu sehen. Die Bayern wirkten über weite Strecken wie gelähmt, als hätten sie den Glauben daran verloren, dem Spiel überhaupt noch eine Wendung geben zu können. Zweikämpfe wurden halbherzig geführt, selbst einfache Pässe fanden keine Abnehmerin. Es war nicht nur die spielerische Unterlegenheit, die diesen Abend so bitter machte - sondern die fehlende Gegenwehr.

  • Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander

    Zwar fehlten dem FC Bayern mit Lena Oberdorf und Giulia Gwinn zwei Schlüsselspielerinnen, die dem Spiel zweifellos mehr Stabilität und Präsenz gegeben hätten. Und ja, Barcelonas Kader ist selbst nach prominenten Abgängen noch immer eine Ansammlung europäischer Ausnahmekönnerinnen. Doch genau das ist der Punkt: Auch Bayern versteht sich längst nicht mehr als reiner Bundesligist, sondern als Anwärter auf internationale Titel. Mit Stars wie Magdalena Eriksson, Pernille Harder und Georgia Stanway hat der Klub in den vergangenen Jahren internationale Klasse eingekauft – und damit selbst den Anspruch untermauert, nicht nur mitzuhalten, sondern auch ein Wörtchen mitreden zu können. Nur: Auf dem Platz war davon in Barcelona nichts zu sehen.

    Klara Bühl betonte nach dem Spiel, dass das Ergebnis "zu hoch" ausgefallen sei und "jeder hat sein Bestes gegeben". Selbstkritik hört sich nach diesem historischen Debakel anders an. Viel mehr zeigt die Aussage, wie weit Anspruch und Wirklichkeit in München tatsächlich noch voneinander entfernt sind.