Alara Sehitler (DFB-Frauen)Getty Images
7. Apr. 2025
UEFA Nations League A
Deutschland
FEATURES
Deutschland vs Scotland
Scotland
A. Sehitler
F. Kett
C. Zicai
E. Mahmutovic
S. Winkler
M. Grohs

Auf den Spuren von Gwinn und Oberdorf: Das sind Deutschlands Top-Talente

Christian Wück führt die neue Generation an das DFB-Team heran: Das sind die größten Top-Talente für die kommenden Jahre.

Noch etwas mehr als 80 Tage verbleiben Christian Wück, um die DFB-Frauen auf die Europameisterschaft in der Schweiz vorzubereiten. Knapp drei Monate, in denen es um mehr geht als nur den Feinschliff – wie auch das 4:0 in Schottland trotz vieler Tore phasenweise zeigte.

Dabei greift der Bundestrainer auch auf einige junge Talente zurück, die dem Team frischen Wind verleihen sollen. Doch wer sind die Gesichter dieser neuen Generation und wie schnell können sie den DFB-Frauen helfen?

  • DFB-Frauen: Abgehängt von der Konkurrenz?

    Deutschland spielt im Fußball der Frauen schon länger nicht mehr im Konzert der ganz Großen mit. Ja, sie wurden Vize-Europameister in England 2022. Und auch bei Olympia im vergangenen Sommer reichte es immerhin zur Bronzemedaille. Von einem Riesenabstand kann also kaum die Rede sein.

    Trotzdem gab es seit der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2016 keinen großen Titel mehr für das DFB-Team. Hinzu kommen das blamable Gruppenaus bei der WM 2023, das Ausscheiden in den Viertelfinals bei der WM 2019 gegen Schweden und bei der EM 2017 gegen Dänemark sowie eine immer älter werdende Stammelf Ende der 2010er und Anfang der 2020er Jahre.

    Nach den vielen Jahren der Dominanz setzte zunächst die Stagnation und dann die Rezession ein. Allerdings ist die Hoffnung groß, dass man nach den vielen Fehlentwicklungen vor allem in der Talententwicklung wieder Schritte nach vorn machen kann – und einige der Hoffnungsträgerinnen feierten jüngst sogar ihr Debüt im Nationalteam.

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    Die Torwartdebatte: Ann-Katrin Berger ist die Nummer eins – aber wie lange noch?

    Im Tor hat sich Wück zunächst für eine erfahrene Lösung entschieden. Ann-Katrin Berger ist seine Nummer eins. Angesichts des Kurses, den der Trainer sonst eingeschlagen hat, überrascht das durch aus. Berger war in der Vergangenheit nicht fehlerfrei. Selbst beim Olympia-Turnier vor rund einem Jahr überstrahlten ihre stärkeren Momente die zwei, drei wackeligen so sehr, dass es kaum Kritik gab.

    Mit Mala Grohs, Ena Mahmutovic (beide FC Bayern), Sophia Winkler (SGS Essen), Stina Johannes und auch Rafaela Borggräfe gibt es einige jüngere Optionen. Vor allem Winkler, Mahmutovic (beide 21) und Grohs (23) gelten als Top-Talente.

    Winkler hat sich allerdings schwer verletzt und wird die Europameisterschaft verpassen. Die Essenerin, die im Sommer zu Eintracht Frankfurt wechselt, hat beeindruckende Reflexe und kann das Spiel auch gut mit dem Ball am Fuß aufbauen. Mahmutovic bekam von Wück Ende des vergangenen Jahres ihre Chance und patzte schwer. Beim FC Bayern zeigte sie überwiegend starke Leistungen.

    Dort rückt nun aber Grohs wieder stärker in den Vordergrund. Auch wenn es für das Debüt im Nationalteam bisher nicht gereicht hat, zeigte sie zuletzt in der Champions League und nach ihrer Krebserkrankung, dass sie großes Potenzial hat. Spätestens nach der EM im Sommer werden die Karten hier wohl neu gemischt.

  • Franziska Kett: Die neue Giulia Gwinn bei den DFB-Frauen?

    Eine interessante Entwicklung macht derweil Franziska Kett durch. In der Defensive hat Wück große Probleme. Nicht nur in der Innenverteidigung, sondern auch auf der linken Abwehrseite, wo verschiedene Lösungen bisher nur durchwachsen funktioniert haben.

    Franziska Kett vom FC Bayern könne eine mögliche Lösung sein. Die 20-Jährige feierte gegen Schottland in der vergangenen Woche ihr Debüt beim DFB. Eigentlich ist sie eine Offensivspielerin, die durch eine feine Technik, hohe Dynamik, Dribblings und Torgefahr zu überzeugen weiß. Ihr Spiel ist gleichzeitig wuchtig, aber auch elegant.

    Schon bei den Bayern wurde sie zuletzt aber das eine oder andere Mal in der Defensive eingesetzt. Gegen Schottland startete sie nun als Linksverteidigerin. Ähnlich wie einst Giulia Gwinn könnte sie dort eine Abkürzung zu vielen Einsätzen nehmen. Dafür muss sie im Vergleich zum Auftritt gegen Schottland aber noch etwas zulegen. Große Impulse konnte sie dort noch nicht geben.

  • Alara Sehitler: Kurz vor dem großen Durchbruch?

    Überzeugungsarbeit muss Alara Sehitler hingegen kaum leisten. Gerade mal neun Bundesliga-Einsätze benötigte die 18-Jährige, um ihre erste Nominierung für die A-Nationalelf zu erhalten – und ihr Debüt zu feiern.

    Beim FC Bayern steht die offensive Mittelfeldspielerin kurz vor dem Durchbruch. In der Bundesliga wurde sie 14-mal eingesetzt, erzielte dabei drei Tore und kommt auf zwei Vorlagen. Sollten die Münchnerinnen am Ende Meister werden, schauen sie womöglich auch auf den 20. Oktober zurück, als eine größere Krise nur knapp vermieden werden konnte. Erst in der Nachspielzeit gelang dem FCB der 3:2-Siegtreffer in Leverkusen. Torschützin: die eingewechselte Sehitler.

    Auch sie vereint einen guten Mix aus technischer Eleganz und physischer Durchsetzungsfähigkeit. Sehitler ist nicht sehr schnell, dafür aber spielintelligent und kombinationsstark. Mit ihren Pässen und ihrer Pressingresistenz hat sie den Bayern in dieser Saison schon mehrfach weitergeholfen.

    Im vergangenen Jahr wurde sie mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold als größtes deutsches Talent im U17-Bereich ausgezeichnet. Mit Lena Oberdorf und Klara Bühl hat sie prominente Vorgängerinnen. Im DFB-Team sammelte sie bisher noch keine langen Einsatzzeiten. Spielt sie aber weiter groß auf, könnte sie eine sehr interessante Option für die EM werden.

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    Cora Zicai: Konkurrenz für Jule Brand und Klara Bühl

    Und auch auf den offensiven Flügeln hat Wück in dieser Saison eine hochinteressante Option dazugewonnen. Cora Zicai spielt (noch) nicht für eines der Top-Teams in der Bundesliga, sondern für den SC Freiburg. Trotzdem zählt die 20-Jährige zu den besten Scorerinnen in Deutschland. In 16 Bundesliga-Spielen gelangen ihr in dieser Saison acht Tore und drei Assists. Darunter auch einige spektakuläre Treffer aus der Distanz.

    Zicai ist schnell, wendig, schwer vom Ball zu trennen und verfügt über eine überragende Schusstechnik. Auch das Nationalteam kam bereits in den Genuss. In Schottland brauchte sie am vergangenen Freitag nur etwas mehr als zehn Minuten nach ihrer Einwechslung, um mit dem 3:0 die Vorentscheidung herbeizuführen.

    Gerade weil Klara Bühl und Jule Brand auf den Flügelpositionen nicht immer vollends überzeugen, ist es gut für den Bundestrainer, eine aufstrebende und junge Spielerin in der Hinterhand zu haben. Zicai würde bei einer etwaigen EM-Nominierung keine großen Ansprüche stellen, kann von der Bank oder auch mal in der Startelf durchaus den Unterschied machen. Etwas, das vor allem Brand in der Vergangenheit zu selten gelang.

    Das einzige Problem für Wück: Zicai spielt am liebsten links. Zwar ist Bühl beidfüßig, aber auch sie spielt lieber auf dem linken Flügel. Es bräuchte also einen Test, ob Zicai auch von der rechten Seite aus Gefahr ausstrahlen kann.

  • DFB-Frauen: Goldene Zukunft?

    Neben den Torhüterinnen, Kett, Sehitler und Zicai gibt es auch noch weitere junge Talente, die in Zukunft auf sich aufmerksam machen könnten. Nach den Rücktritten einiger verdienter Nationalspielerinnen befindet sich Deutschland in einem Generationenwechsel.

    Umso wichtiger ist es, dass Wück diese Spielerinnen möglichst schnell an das Team heranführt. Schon bei der kommenden EM könnte sich das bezahlt machen, wenngleich der Blick eher langfristiger ausgerichtet ist.