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One-Man-Show? Portugals Abhängigkeit von Ronaldo

Es gab Zeiten, da hatte Portugal ein Reservoir an Spielern, das zu Recht als goldene Generation durchging. Rui Costa, Joao Pinto, Nuno Gomes, allen voran Luis Figo. Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre, war Portugal gesegnet mit Ausnahmenkönnern von internationalem Klasse-Format.

Den durchschlagenden Erfolg verpassten damals auch sie, einen großen Titel gewann Portugal noch nie. Und doch war es zumindest so, dass die Last der Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt war. Seit der EM 2008, als die Figos und Rui Costas nicht mehr dabei waren, hat sich das geändert. Ein Mann trug fortan alle Hoffnungen des Zehn-Millionen-Einwohner-Landes im Süden Europas: Cristiano Ronaldo.

Doch der Superstar von Real Madrid ist bei der Nationalmannschaft eben allzu häufig auf sich allein gestellt. Er ist es, der die Kohlen aus dem Feuer holen muss, er ist es, auf den sich jeder Gegner zu einem Höchstmaß konzentriert.

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CR7 - und dann?!

Dennoch hat CR7 eine solch immense Qualität, dass es ihm zuweilen gelingt, im Ego-Shooter-Modus die portugiesischen Fans zu verzücken. Ohne Ronaldos großartige Leistungen in den Playoffs gegen Bosnien respektive Schweden etwa, hätten die Portugiesen vermutlich die vergangenen beiden großen Turniere gänzlich verpasst.

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Deutlich wurde dabei: CR7 merzt den Mangel an Qualität aus, der sich mittlerweile durch das restliche Team zieht. Dass er dabei zuweilen überfordert ist, zeigte zuletzt die WM in Brasilien. In der Offensive fehlte es schlichtweg an Klasse, um CR7 unterstützen zu können. Hinzu kam, dass auch der Superstar himself schwächelte - Resultat: Vorrunden-Aus.

Ein Szenario, das die Elf von Trainer Fernando Santos bei der EM in Frankreich unbedingt vermeiden will. Aufgrund der vielleicht einfachsten Gruppe, die Österreich, Island und Ungarn als portugiesische Gegner vorsieht, ist dessen Eintreffen auch sehr unwahrscheinlich. Doch ob man zu mehr als Achtel- oder Viertelfinale imstande ist?

Coach Santos glaubt daran, peilt sogar den Titel an. "Ich halte dieses Ziel nicht für übertrieben ambitioniert", sagte er kürzlich. Trotz der vor allem offensiv recht dürftigen Leistungen, die Portugal in jüngerer Vergangenheit in petto hatte.

In der Quali oft zahnlos

Nur elf Tore gelangen in den acht EM-Quali-Spielen. Zu wenig, vor allem angesichts der Gegner, die mit Albanien, Armenien, Dänemark und Serbien nicht wirklich furchteinflößend klingen. Fünf der elf Treffer und damit beinahe die Hälfte gingen auf Ronaldos Konto, die restlichen Tore besorgten meist Defensivspieler.

Seltsam, aber wahr: Trotz Ronaldo ist es vor allem Angriffspotenzial, das Portugal oft abgeht. Schaut man sich die restlichen Namen aus der Offensivabteilung des EM-Halbfinalisten von 2012 an, ist das aber dann doch nicht so verwunderlich.

Nani hat zweifelsohne herausragende Fähigkeiten am Ball, ihm fehlt aber meist der rechte Zug zum Tor, die Effektivität. Ähnliches gilt für Ricardo Quaresma. Begnadete Künstler, die aber einfach zu selten dazu taugen, ein Fußballspiel zu gewinnen. Dazu kommt mit Eder ein international durchschnittlicher Mittelstürmer, weitere Offensivakteure wie Joao Mario oder Rafa Silva sind zwar talentiert, vergleichsweise aber eher Mittelmaß.

"Einen supermotivierten Cristiano"

Wirklich gut aufgestellt sind die Portugiesen aktuell eigentlich nur im Mittelfeldzentrum. Monacos Joao Moutinho und der heiß umworbene Sporting-Star William Carvalho sollen dort die Fäden ziehen. Auch Andre Gomes, der sich bei Valencia in den Fokus spielte oder Bayerns neues Mega-Talent Renato Sanches haben Potenzial.

Final läuft dann aber doch alles darauf hinaus, dass Ronaldo der Schlüssel zum Erfolg ist. Der hatte zuletzt im Vorfeld des Champions-League-Finals jedoch mit seiner Fitness zu kämpfen, spielte dann gegen Atletico - obwohl letztlich der Held vom Elfmeterpunkt - eigentlich enttäuschend. "Wir werden auf alle Fälle einen supermotivierten Cristiano haben", ist Trainer Santos trotzdem hoffnungsfroh. Und man kommt nicht umhin zu unken, dass dies auch seine einzige Hoffnung ist ...

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