Krycho winnerGetty

Polens Grzegorz Krychowiak: Der heimliche Star

Eden Hazard, Paul Pogba, Andres Iniesta, Arturo Vidal - auf der Liste der diesjährigen Nominierten für die Wahl ins UEFA-Team des Jahres findet man die üblichen Verdächtigen. Doch neben den zahlreichen Top-Stars tauchte ein Name auf, der nicht unbedingt jedem Fußball-Fan sofort ein Begriff sein dürfte. Die Rede ist von Grzegorz Krychowiak

Doch seine Nominierung hatte sich der polnische EM-Teilnehmer redlich verdient. Nicht nur, dass er mit seinem Verein FC Sevilla zweimal in Folge die Europa League gewinnen konnte, auch im Team von Nationaltrainer Adam Nawalka ist der Pole seit geraumer Zeit der Fixpunkt des polnischen Spiels. Dank seines verwandelten Elfmeters im Achtelfinale gegen die Schweiz stehen die Osteuropäer nun im Viertelfinale und treffen dort am Donnerstag (21 Uhr im LIVE-TICKER) in Marseille auf Portugal.

Doch wer ist der 26-Jährige, dessen Idol seit Kindesbeinen die Liverpool-Legende Steven Gerrard ist, und was macht ihn so besonders wertvoll?

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Das Fußballspielen lernte der kleine Krychowiak in einem Fußballinternat in Stettin, ehe er im Alter von 16 Jahren von Scouts aus der Jugendakademie Girondins Bordeaux' entdeckt wurde und 2007 den Schritt ins Ausland wagte. Doch der defensive Mittelfeldspieler konnte sich beim französischen Traditionsverein nicht durchsetzen, so folgte eine kleine Reise durch die französische Fußballprovinz. 

Stationen in Reims und Nantes

Nach Stationen in Reims (3. Liga) und Nantes (2. Liga) wechselte er 2012 schließlich fest zu Stade Reims in die Ligue 1 und wurde dort unmittelbar zum Stammspieler und Leistungsträger. Nach zwei starken Spielzeiten wurde der spanische Top-Klub FC Sevilla auf ihn aufmerksam und lotste ihn für 5,5 Millionen Euro nach Andalusien.

Auch in Spanien wusste der 1,86-Meter-Mann sofort zu überzeugen und ist mittlerweile die Schaltzentrale im Spiel Sevillas. "Der FC Sevilla, das ist heute Krychowiak und zehn andere Spieler", schrieb ein Kommentator der Tageszeitung ABC de Sevilla. Die Marca bezeichnete ihn sogar als den "kämpferischsten Spieler Sevillas".

Grzegorz Krychowiak - SevillaGetty

Krychowiak ist ein klassischer Sechser. Er hat alles, was der moderne Fußball von einem defensiven Mittelfeldspieler erwartet. Neben seiner enormen Zweikampfstärke hat er herausragende Qualitäten in der Balleroberung und ist durch schnelles Umschalten nach Ballgewinn der Ausgangspunkt vieler Angriffe. Doch der 38-fache Nationalspieler überzeugt nicht nur durch seine Robustheit und körperliche Präsenz. Auch technisch ist er äußerst versiert und trifft selten falsche Entscheidungen auf dem Feld.

In der polnischen Nationalmannschaft ist er durch seine Fähigkeiten unverzichtbar geworden. Krychowiak verpasste bereits in der EM-Qualifikation keine einzige Spielminute und stand bislang auch im Turnier durchgehend auf dem Feld. Er ist so etwas wie der heimliche Chef im Team hinter den Stars um Kapitän Robert Lewandowski oder Jakub Blaszczykowski und sorgt für viel Stabilität.

Interesse mehrerer Top-Klubs

Seine starke Entwicklung hat mittlerweile einige Top-Klubs auf den Plan gerufen. Diversen Medienberichten zufolge sollen unter anderem Manchester United, Juventus Turin und der FC Arsenal am Mittelfeldspieler interessiert sein. Laut der andalusische Sportzeitung Estadio Deportivo ist der Kontakt zum französischen Meister Paris Saint-Germain jedoch am konkretesten. Der jahrelange Sevilla-Trainer Unai Emery ist seit kurzem neuer Coach bei den Hauptstädtern und PSG ist offenbar bereit, die festgeschriebene Ablösesumme von 45 Millionen Euro für seinen ehemaligen Schützling zu zahlen.

Doch Krychowiak will sich erstmal auf die EM konzentrieren. "Ich bin hier, um Fußball zu spielen. Für den Rest habe ich einen Berater, der sich um alles kümmert und seinen Job gut macht. Wenn es etwas Konkretes gibt, ruft er mich an. Momentan lässt er mich in Ruhe, weil er weiß, dass es nichts zu bereden gibt, während die EM läuft", hielt sich Krychowiak gegenüber France Football bedeckt.

Für seinen großen Traum vom EM-Finale muss also auch seine Zukunft noch ein wenig warten. Allerdings müssten die Polen dafür weit über sich hinauswachsen. Eins ist jedoch sicher: Knüpft Krychowiak an seine guten Leistungen aus den bisherigen Partien an, so könnte ihm nach der Nominierung für die UEFA-Top-11 2015 auch ein Platz in der besten Elf des EM-Turniers winken.

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