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FC Bayern - Thesen zum Remis gegen den VfB Stuttgart: Bayern muss Serge Gnabry um jeden Preis halten

Das 2:2 des FC Bayern gegen den VfB Stuttgart hat gezeigt, dass der Rekordmeister Serge Gnabry um jeden Preis halten und notfalls Leroy Sane verkaufen muss. Bei Tanguy Nianzou mehren sich die Zweifel, dass er den Durchbruch packt. Und mit der aktuellen Defensive wird es im kommenden Jahr schwierig. Die Thesen zum Spiel.

1. Bayern muss unbedingt mit Gnabry verlängern

Drei Torschüsse, drei Torschussvorlagen, dazu den 1:1-Ausgleich (Eigentor Mavropanos) erzwungen und das 2:1 durch den vorletzten Pass eingeleitet. Keine Frage: Serge Gnabry war beim 2:2 gegen den VfB Stuttgart mit die beste Offensivkraft beim FC Bayern. Eine Vertragsverlängerung mit dem Nationalspieler über 2023 hinaus ist für den Rekordmeister aus drei Gründen Pflicht.

1. Grund: Auch Gnabry ist vor manchem Durchhänger zwar nicht gefeit, doch insgesamt liefert er beständig ab. In jeder seiner bislang sechs Bundesliga-Saisons schoss er mindestens zehn Saisontore. Aktuell kommt er in 44 Pflichtspielen auf ordentliche 27 Scorerpunkte. Seine in diesem Jahr erzielten 14 Bundesligatreffer bedeuten einen neuen persönlichen Rekord.

2. Grund: Gnabry ist für das Kabinenklima elementar wichtig. Kimmich, Goretzka, Gnabry, Süle und auch Sane gelten als dicke Kumpels. Mit Süle verlässt bereits ein beliebtes Mitglied aus der Gang am Saisonende den Verein zu Borussia Dortmund. Dass neben dem Innenverteidiger auch Gnabry seine Koffer packen könnte, will sich keiner vorstellen. "Serge hat heute ein gutes Spiel gemacht, ist ein herausragender Spieler. Er ist ein ganz wichtiger Baustein bei uns in der Mannschaft, viel mehr als ein Mannschaftskollege", schwärmt Goretzka auf Nachfrage von GOAL und SPOX. Und weiter: "Er ist über die Jahre ein guter Freund geworden. Es ist kein Geheimnis, wenn ich erzähle, dass ich ihn schon kenne, seit ich selbst noch ein Junge war. Wir sind zusammen erwachsen geworden. Ich erhoffe mir natürlich eine Verlängerung von ihm."

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3. Grund: Sportlich UND wirtschaftlich gibt es ohnehin kaum eine Alternative zu Gnabry. Die Bosse betonen bei jeder Gelegenheit, finanziell den Gürtel künftig enger schnallen zu müssen. Für Nachfolgekandidaten wie Leipzigs Nkunku oder Ajax Amsterdams Antony müsste Bayern wohl tief in die Tasche greifen. Eine Verlängerung mit Gnabry, auch zu einem absoluten Top-Gehalt, erscheint da günstiger.

Laut Sportbild hat der FC Bayern Gnabry zuletzt ein verbessertes Angebot gemacht. 17 bis 19 Millionen Euro soll er demnach verdienen können. Zum Vergleich: Aktuell soll er rund acht Mio. Euro pro Saison kassieren. Mit der Gehaltserhöhung würde er zu den Topverdienern um Kingsley Coman (angeblich rund 17 Mio. Euro) und Sane (angeblich rund 20 Mio. Euro) aufsteigen. Angenommen hat Gnabry das Angebot bislang nicht. "Wir haben Grenzen", sagt Sportvorstand Hasan Salihamidzic angesprochen auf Gnabrys Vertragssituation. "Es liegt an ihm, zu entscheiden. Der Junge ist top, ich mag ihn sehr gerne. Ich würde ihn sehr gerne behalten."

Eine Frist wie damals bei David Alaba setze Bayern dem Rechtsaußen aber nicht. Stattdessen sollen weitere Gespräche folgen. Salihamidzic: "Serge muss sich wohlfühlen. Wir haben viele Gespräche geführt mit ihm und seinem Management - wir sind bereit, das weiter zu tun und werden das auch machen. Wir hoffen natürlich, dass wir das hinkriegen." Sind die Finanzen am Ende der Knackpunkt, sollten die Verantwortlichen darüber nachdenken, Leroy Sane zu verkaufen - um mit den dann freiwerdenden Mitteln Gnabry zu halten. Denn anders als Gnabry taucht Sane aus seinem nun schon seit Monaten andauernden Formtief gar nicht mehr auf...

2. Nianzou schafft bei Bayern den Durchbruch nicht mehr

Wieder eine Chance verpatzt. Nach zuletzt eigentlich aufsteigender Form erwischte Tanguy Nianzou gegen den VfB einen rabenschwarzen Tag.

Der Innenverteidiger gewann nur die Hälfte seiner Zweikämpfe, war ein ständiger Unsicherheitsfaktor und wurde in der 63. Minute schließlich für Niklas Süle ausgewechselt.

Klar, der Franzose ist erst 19 Jahre alt, bringt viel Potential mit und steht in München erst am Anfang einer Entwicklung. Und dennoch mehren sich mit Auftritten wie diesem die Zweifel, dass Nianzou den Durchbruch bei Bayern wirklich packen kann.

Tanguy Nianzou Bayern Stuttgart 0522Getty

Nagelsmann nahm ihn nach dem Spiel ein bisschen in Schutz, bemängelte stattdessen das Gegenpressing, das nicht gut ausgeführt zu Problemen in der Abwehrkette führe.

"Dass es Tanguy die ersten 25 Minuten nicht berauschend gemacht hat, darüber brauchen wir nicht sprechen", gab er dann aber doch zu.

Den Stab über Nianzou will Nagelsmann deshalb aber nicht brechen: "Ganz anders als in der ersten Hälfte der Saison oder bei Einwechslungen in der Rückrunde, wo er ein bisschen nervös gewirkt hat, war es heute so, dass er sich gefangen hat. Das ist wichtig für einen jungen Spieler."

3. Wenn Bayern in der Defensive weiter wackelt...

15 Torschüsse feuerte der VfB Stuttgart am Ende in Richtung des Kastens von Torhüter Manuel Neuer ab - als Abstiegskandidat. Wie schon so oft in dieser Saison wackelte die Defensive des Rekordmeisters bedenklich.

Zwar sprechen die nackten Zahlen (aktuell 35 Gegentore) im Vergleich zur Vorsaison (44 Gegentore) für eine positive Entwicklung im Defensivverbund.

Doch Spiele wie gegen Stuttgart, in Villarreal, in Salzburg oder zuhause gegen Fürth, Leverkusen und Leipzig, in denen die Gegner teilweise reihenweise dicke Einschussmöglichkeiten liegen ließen, zeigen, dass die Abwehr längst nicht so bombenfest steht, wie es die Statistik vermuten ließe.

"Unser Gegenpressing bereitet mir mehr Sorgen. Das muss gnadenlos gut sein, mit sehr viel Power. Wenn dieses Zusammenspiel nicht funktioniert, ist es in letzter Instanz die Kette, die dann nicht gut aussieht", erklärte Nagelsmann das Problem am Beispiel von Nianzou.

Will der Rekordmeister in der kommenden Saison international wirklich neu angreifen und auch in der Bundesliga den elften Titel in Folge einfahren, muss Nagelsmann die wacklige Defensive stabilisieren - andernfalls droht ein böses Erwachen. Denn Zahlen können auf den zweiten Blick auch täuschen...

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