Bayern Dortmund Bundesliga 04112017

FC Bayern: "Alles ist überragend und super, aber ..."


HINTERGRUND

Es herrschte ein hektisches Gedränge in den engen Katakomben des Westfalenstadions, als sich die Bosse des FC Bayern München um 20.31 Uhr ihren Weg durch all die Journalisten, Ordner und Vereinsmitarbeiter bahnten. Uli Hoeneß ging voran, den rotweißen Schal lässig um den Hals gehängt, ein breites Siegerlächeln im Gesicht. Im Schlepptau marschierte Karl-Heinz Rummenigge und hatte eine nicht minder glückliche Miene aufgesetzt. "Alles wunderbar, perfekt", sagte der Vorstandsboss kurz und knapp, bevor er sich davonmachte.

Analyse: Sieg in Dortmund - Bayern marschiert weiter

Der Videotext auf einem an der Wand befestigten Fernseher verriet derweil im Hintergrund der Interviewzone, was die hohen Herren des Rekordmeisters so glücklich stimmte: das Ergebnis des Bundesliga-Top-Spiels. Mit 3:1 hat der FC Bayern am Samstagabend bei Borussia Dortmund gewonnen. 

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Leisere und lautere Jubelschreie waren eine halbe Stunde nach Abpfiff aus dem rechten Gang zu hören, der in die Gästekabine führt. Hinter verschlossenen Türen wurde dort gefeiert, es wurden Fäuste geballt und Fotos geschossen. Ziemlich zufrieden grinsten Robert Lewandowski, Joshua Kimmich und Co. dabei in die Kameras. Innerhalb von nur fünf Wochen haben die Münchner einen Fünf-Punkte-Rückstand auf den BVB in einen Sechs-Punkte-Vorsprung umgewandelt. Das, sagte Trainer Jupp Henckes, habe man so nicht voraussehen können. "Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn", sei das, befand Arjen Robben. 

 

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"Wir gehen jetzt mit einem sehr, sehr positiven Gefühl in die Länderspielpause", grinste indes Kimmich und verwies dabei auch auf das Weiterkommen im DFB-Pokal und den Einzug ins Achtelfinale der Champions League. "Wir hatten nun sehr viele wichtige Spiele", erinnerte der Rechtsverteidiger und meinte dabei die Duelle mit RB Leipzig und eben den jüngsten Erfolg der wiedergekehrten Super-Bayern, den 3:1-Sieg beim BVB.

"Effektivität hat den Ausschlag gegeben"

In einem phasenweise offenen und fast immer offensiv geführten Spiel hatten Robben (17.), Lewandowski (37.) und David Alaba (67.) die Münchner Tore erzielt, Marc Bartra konnte erst in der Schlussphase verkürzen (88.). 

"Wir haben gegen eine sehr gute Mannschaft insbesondere in der ersten Halbzeit überragend Fußball gespielt, obwohl Borussia Dortmund auch zwei große Torchancen hatte. Da hat uns Sven Ulreich im Spiel gehalten", bilanzierte Heynckes, der zwischen der 30. und 34. Minute vier Großchancen zu sehen bekam. Beim BVB scheiterten Andrij Yarmolenko und Shinji Kagawa, beim FC Bayern vergab zweimal Lewandowski.

"Es war ein Spiel mit vielen Chancen auf beiden Seiten. Der BVB hätte mehrere Tore schießen können, und wir waren auch nicht unbedingt effektiv vor dem Tor. Aber am Ende hat die Effektivität doch den Ausschlag gegeben", analysierte Mats Hummels treffend. Am Ende war der FC Bayern im Duell zweier verschwenderischer Offensivabteilungen die etwas kaltschnäuzigere, die reifere Mannschaft.

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Großen Anteil daran hatte Robben, der nach Vorlage von James Rodriguez sehenswert vollendet und damit gleich zwei Rekorde aufgestellt hatte. Einerseits ist der Routinier jetzt der beste ausländische Torjäger in der Klubgeschichte des FC Bayern, andererseits ist er nun der erfolgreichste niederländische Torjäger der Bundesliga. "Das sind zwei Rekorde in einem", lachte Robben: "Das ist eine schöne Bestätigung meiner langen Zeit hier. 93 Tore sind natürlich nicht nichts. Das ist schön."

"Unser vielleicht bestes Spiel gemacht"

Dass er gegen den BVB inzwischen schon elf Pflichtspieltore erzielt hat, konnte er auch noch ganz einfach erklären. "Ich liebe diese großen Spiele. Da kann man manchmal noch etwas extra bringen." Natürlich sei es immer schön, Tore zu schießen, sagte Robben, "aber mir war die Mannschaftsleistung noch wichtiger. Wir haben uns fußballerisch nochmal gesteigert und unser vielleicht bestes Spiel gemacht. Wie wir diese Woche überstanden haben, da darf ich als Kapitän schon sagen, dass ich stolz bin auf die Mannschaft."

Und trotzdem versuchte Robben, die Euphorie zu bremsen. "Alle sind natürlich in Jubelstimmung. Alles ist überragend und super", berichtete er, hob dann allerdings den Zeigefinger: "Aber wir müssen bodenständig und ruhig bleiben. Mir hat jetzt schon jemand eine Frage nach dem Triple gestellt, damit müssen wir jetzt sofort aufhören", sagte er. 

"Man sollte den Ball flachhalten", meinte auch Heynckes. Genauso Kimmich, der forderte, aufzupassen. "Keiner von uns wird hier durchlaufen und sagen, die Meisterschaft sei entschieden. Leipzig ist Zweiter und vier Punkte hinter uns. Wenn man da ein Spiel patzt, ist alles wieder nah beieinander. Außerdem gibt es noch die Rückspiele gegen Leipzig und Dortmund. Von daher müssen wir weiterhin unsere Hausaufgaben machen", sagte er. Auch Hummels glaubt nicht, "dass es langweilig wird. Wir sind nicht ewig weit weg. Wir müssen weiter performen."

"Aber jetzt", fügte Hummels noch an, "genießen wir es erst einmal ein paar Tage, weil wir mal durchschnaufen können. Und dann geht die wilde Fahrt auch schon weiter."

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