Allianz Riviera NizzaGetty Images

Europameisterschaft 2016: 1,8 Milliarden Euro für Stadion-Umbauten

Paris. Der Countdown zur EURO 2016 in Frankreich läuft - und die Probleme bei den Stadien haben die Organisatoren gut anderthalb Jahre vor der Europameisterschaft offenbar im Griff. Alle Arenen liegen im Zeitplan. Knapp 1,8 Milliarden Euro wird Frankreich - laut Plan - in die zehn EM-Stadien investieren. Davon gehen aber nur 700 Millionen auf Kosten des Steuerzahlers. Der Rest wird von den Klubs oder privaten Investoren finanziert.

Die Vereine versprechen sich durch Neubauten, Aufstockung und Modernisierungen höhere Einnahmen nach der EM-Endrunde (10. Juni bis 10. Juli 2016). Das aber kann eine Milchmädchenrechnung werden. Die Stadt Marseille verlangt von Olympique beispielsweise zukünftig statt unter zwei Millionen Euro Jahresmiete vier Millionen - plus 20 Prozent von allen Ticketeinnahmen, falls diese 20 Millionen übersteigen. Ein gutes Geschäft für den Verein? Jedenfalls ist das Stade Velodrome jetzt voll überdacht. Es gibt aber Plätze mit Sichtbehinderung, die in der Liga für 10 Euro angeboten werden.

Unhaltbare Zustände

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Am schlimmsten ist aber Lens dran. In der früheren Bergarbeiterstadt Nordfrankreichs stellen sie das ganze Stadion auf den Kopf. Seit September: Rasen raus, Tribünendächer abgerissen, Sitzschalen demontiert. Der RC Lens muss in dieser Saison seine Heimspiele im 80 Kilometer entfernten Amiens austragen - wo das Stadion viel, viel kleiner ist - oder bei Top-Spielen im 200 Kilometer entfernten Stade de France in Paris.

Das hat schon beim "Heimspiel" gegen Paris St. Germain zu Sicherheitsproblemen geführt. Für das Match gegen Marseille, das sich die Ultras von PSG natürlich auch nicht entgehen lassen werden, sehen die Sicherheitsbehörden jetzt schon schwarz.

Lille, die andere Stadt in Nordfrankreich, ist das Gegenteil. Die Stadt verfügt bereits seit 2012 über ihr EM-Stadion, das doppelt so viel fasst wie die seinerzeitige Spielstätte. Es hat 425 Millionen Euro gekostet statt der 324 Millionen veranschlagten. Kommt eben darauf an, ob nur die reinen Stadionbaukosten gelistet werden oder auch die für die Infrakstruktur drum herum. Jedenfalls wird der OSC Lille gegen Wolfsburg mehr einnehmen, als er das vor zwei Jahren gekonnt hätte. So rechnen sich die Investitionen für die Vereine.

Einzig Lyon liquide

Lyon ist der einzige Klub, der sich für 405 Millionen ein eigenes Stadion leistet. Das Problem: Zehn Jahre lang hat der Verein weniger Geld für Beine, weil er in die Steine investiert. Danach macht er Reibach, aber derzeit spielt der Dauermeister des letzten Jahrzehnts nur unter ferner liefen.

In Paris übernimmt der Vereinsbesitzer Katar 75 Millionen der Umbaukosten in Höhe von 95 Millionen. Die Geschäftsstelle wurde schon ausgelagert, die Räumlichkeiten in Salons umgebaut - ohne Blick auf den Rasen. Das Problem: Der Prinzenpark liegt inmitten eines Wohngebietes. Eine Vergrößerung der Kapazität durch ein Absenken der Spielfläche ist erst nach der EM geplant. Es gibt statische Probleme, weil das Stadion teilweise über die Stadtautobahn gebaut ist.

Deutschen Fußball-Fans - vor allem denen von Bayern München - sei während der EM ein Besuch in St Etienne empfohlen. Die Grünen haben 2013 im Stadion ein Museum eröffnet, in dem auch der Pfosten steht, der St. Etienne am 12. Mai 1976 in Glasgow einen Torerfolg gegen die Bayern im Endspiel um den Europapokal der Landesmeister verwehrt hat (0:1). Die Franzosen, die das Einnerungsstück für 20.000 Euro von einem schottischen Privatmann erworben haben, schwören noch heute Stein und Bein, der Ball wäre reingegangen, wäre der Pfosten nicht eckig, sondern schon abgerundet gewesen...

Die Allianz Riviera in Nizza ist wohl das umweltfreundlichste Stadion der EM. Mehr als 4000 Sonnenkollektoren sorgen dafür, dass das Dreifache des eigenen Energiebedarfs produziert wird. Erdwärme wird genutzt und das Regenwasser gesammelt, um den Platz zu bewässern.

Das neue Stadion in Bordeaux wurde von den selben Architekten geplant, die auch für die Allianz-Arena in München verantwortlich waren.

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