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Randale in St. Etienne: Kroatische "Terroristen" sorgen für Skandal

Mario Mandzukic stand mit ausgebreiteten Armen ratlos vor den tobenden kroatischen Fans, zischend flogen ihm die bengalischen Feuer entgegen. Auch sein Kapitän Darijo Srna versuchte vergeblich, die skandalösen Szenen im Block zu unterbinden. Trotz einer 2:1-Führung lieferten sich Teile des kroatischen Anhangs wüste Schlägereien auf der Tribüne, ein herbeigeeilter Ordner wurde von einem Feuerwerkskörper getroffen und anscheinend verletzt.

Der Grund für die Attacke war offenbar politisch motiviert. Das Spiel sollte als klarer Protest gegen Zdravko Mamic, dem ehemaligen Präsidenten von Dinamo Zagreb, dem größten kroatischen Klub, stattfinden. Dieser führte den Verein wie ein Spielzeug, ist tief in einen Sumpf aus Korruption und Geldwäsche verstrickt. Alleine in diesem Jahr saß er zweimal im Gefängnis, nahm daher seinen Hut.

Zudem soll er etwa ein Viertel der Transfererlöse aus den Verkäufen von Luka Modric, Mario Mandzukic und Dejan Lovren in die eigene Tasche und die seines Bruders Zoran, der als Sportdirektor fungiert, gesteckt haben.

Landesweiter Hass

Was Mamic ebenfalls zur Persona non grata für die kroatischen Ultras, von denen Tausende die Heimspiele Dynamos und der kroatischen Nationalmannschaft boykottieren, macht, ist der Umstand der systematischen Ausschaltung seiner Gegner. Fans bekommen lebenslange Stadionverbote und diverse Freunde Mamic' wurden in den Vorstand bestellt. Was den Hass gegen den dubiosen Strippenzieher auf das ganze Land ausweitete, sind seine Tätiglkeiten im kroatischen Verband und in der politischen Landschaft.

"Das war Terror. Ich nenne diese Leute Hooligans, nicht Fans, das sind Terroristen!", schimpfte der erschütterte Nationaltrainer Ante Cacic über die höchst fragwürdige Art und Weise der Kritik: "Ihr Platz ist nicht im Stadion. Gegen Italien in Mailand gab es Nazi-Zeichen, die ruinieren alles, was wir tun. Das ist eine Schande vor den Augen ganz Europas!"

Auf den Beschuss des Feldes reagierten andere kroatische Fans mit Gewalt gegen die Chaoten, um den drohenden Spielabbruch zu verhindern und ihrerseits dagegen zu protestieren, dass die Ultras uhren Unmut auf dem Rücken des Teams austragen. Es entstand ein Gerangel auf der Tribüne, dem die zahlenmäßig unterlegenen Ordnungskräfte nur zusehen konnten.

Als Schiedsrichter Mark Clattenburg (England) das Spiel nach vier Minuten Unterbrechung fortsetzte, waren die kroatischen Spieler vollkommen aus dem Konzept geraten. Den späten Ausgleich zum 2:2 (1:0) durch einen Handelfmeter von Tomas Necid (90.+3) und das Nachsitzen auf dem Weg ins EM-Achtelfinale haben sie auch dem skandalösen Verhalten ihrer Fans in St. Etienne zu "verdanken". Eine heftige Strafe der UEFA wird folgen. Am Samstag wird der Verband Ermittlungen aufnehmen.

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"Schiedsrichter ließ sich beeinflussen"

"Das richtige Wort für diese Leute ist im Fernsehen nicht erlaubt!", sagte der Ex-Schalker Ivan Rakitic im ZDF. "Ich möchte mich bei der UEFA und der tschechischen Nationalmannschaft entschuldigen." Dem Schiedsrichter unterstellte er dann aber, er habe sich beeinflussen lassen: "Es ist kein Zufall, dass dann noch ein Elfmeter kommt, um uns einen mitzugeben."

Rakitic hatte nach dem Führungstreffer des früheren Wolfsburgers Ivan Perisic (37.) das 2:0 erzielt (59.), Kroatien schien mit einer grandiosen Leistung zu einem Titelanwärter aufzusteigen, ehe das Spiel kippte. Die lange überforderten Tschechen kamen durch Milan Skoda (76.) heran. In der 85. Minute begann wie aus dem Nichts die Randale im kroatischen Block.

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