Jakub Blaszczykowski celebrates his scoring Poland Serbia friendly 23032016Getty

"König Kuba" stellt Rivale Lewandowski in den Schatten

Mit einem Kabinenselfie schickte "König Kuba" pathetische Grüße in die Heimat. "Gemeinsamer Sieg. Für Polen. Bin stolz auf diese Jungs!", schrieb Jakub Blaszczykowski bei Instagram neben einem Foto, das ihn lächelnd und eingerahmt von einigen Mitspielern zeigt. Robert Lewandowski ist auf dem Bild weit und breit nicht zu sehen. Kein Wunder, die beiden mögen sich nicht.

Die zwei Alphatiere bilden in der polnischen Nationalmannschaft eine Zweckgemeinschaft, und bei der EM tauschen sie überraschend die Rollen: Superstar Lewandowski ist das Sorgenkind, der fast schon aussortierte Blaszczykowski der große Held. Mit seinem historischen Siegtreffer (54.) zum 1:0 (0:0) gegen die Ukraine, der Polen ins Achtelfinale der EURO am Samstag gegen die Schweiz brachte, stahl der eingewechselte Blaszczykowski dem erneut enttäuschenden Null-Tore-Stürmer Lewandowski die Show.

"Blaszczykowski hat uns gerettet", schrieb die Gazeta Wyborcza: "Es kann sein, dass Blaszczykowski für den Helden des 21. Jahrhunderts steht." Der von Borussia Dortmund an den AC Florenz ausgeliehene Mittelfeldspieler ist nun an vier von fünf EM-Toren in Polens Fußball-Geschichte direkt beteiligt (zwei Tore, zwei Vorlagen). Schon zum Auftakt gegen Nordirland (1:0) war der 30-Jährige überragend, beim 0:0 gegen Weltmeister Deutschland glänzte er mit seiner Defensivarbeit.

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"Er spielt sensationell bei der EM", sagte der Dortmunder Lukasz Piszczek: "Ich freue mich sehr für ihn, er hatte kein leichtes Jahr." In Florenz wurde Blaszczykowski nie glücklich, weder sportlich noch menschlich. Und im Nationalteam schien seine Zeit abgelaufen, junge Talente wie Piotr Zielinski oder Bartosz Kapustka drängten ihn aus der Mannschaft.

Doch Blaszczykowski, der als kleiner Junge mitansehen musste, wie sein Vater seine Mutter erstach, ist eine Kämpfernatur. "Zur EM kam er als Mann mit einer Vergangenheit und einer Mission: Sich in Erinnerung bringen", schrieb die Zeitung Sport: "Das ist sein Turnier."

Genau das Gegenteil ist bei Lewandowski der Fall. Gegen die Ukraine war der Stürmerstar von Bayern München nicht nur glücklos, er spielte auch noch schlecht. Die Torflaute scheint ihn mehr zu belasten, als er öffentlich zugibt. Seit 523 Minuten wartet der Angreifer auf eine Torbeteiligung bei einer EM.

"Man kann nicht 60 Spiele in der Saison machen und in jedem Spiel ein Tor schießen", verteidigte sich der Torschützenkönig der Bundesliga und der EM-Qualifikation. Im Achtelfinale gegen die Schweiz soll bei ihm endlich der Knoten platzen. "Die Schweiz ist klar der Favorit", sagte Lewandowski, "aber wir können kämpfen."

Wie man erfolgreich kämpft, sieht er derzeit am Beispiel seines Rivalen Blaszczykowski, von dem "Lewy" vor eineinhalb Jahren die Kapitänsbinde übernommen hat. Spätestens seitdem ist das Verhältnis der beiden nachhaltig gestört. "Es ist kein Geheimnis, dass wir nicht auf einer Wellenlänge liegen. Wir haben keinen Kontakt, jeder geht seinen eigenen Weg", schrieb Blaszczykowski in seiner Biografie "Kuba".

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