Bierhoff Grindel DFB 04112016Getty Images

DFB-Präsident Reinhard Grindel über die Nations League: "Es geht richtig um etwas"


HINTERGRUND

Vor dem Auftakt in ein neues Länderspiel-Zeitalter sind die anfänglichen Zweifel zumindest beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) längst großer Vorfreude gewichen. "Wir nehmen die Nations League sehr ernst", sagte Bundestrainer Joachim Löw mit Blick auf den neu eingeführten Nationalmannschafts-Wettbewerb der Europäischen Fußball-Union (UEFA), der ab Donnerstag bis Juni 2019 erstmals ausgetragen wird. Präsident Reinhard Grindel ergänzte: "Der zentrale Unterschied zu früher ist: Es geht richtig um etwas."

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In den vergangenen Monaten hatte das neue Wettbewerbsformat besonders in Deutschland die Gemüter erhitzt. Allen voran Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wetterte, dass die Nations League "keiner braucht" - und erhielt dabei Rückendeckung von Hans-Joachim Watzke vom Ligarivalen Borussia Dortmund ("Wir haben wahrlich genug Wettbewerbe"). Selbst Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff hatte anfangs noch zugegeben, den Nutzen des neuen Wettbewerbs nicht zu verstehen und vermutet, dass "die UEFA nochmal Geld erwirtschaften" müsse.

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Trotz Kritik: Nations League ermöglicht Testspiele unter Wettbewerbsbedingungen

Doch nicht nur Bierhoff hat seine Meinung längst geändert und sieht die Nations League inzwischen als Prüfstein und Experimentierfeld zugleich. Dass die damalige DFB-Spitze 2014 in Astana gegen deren Einführung stimmte, scheint längst vergessen. Für die großen Nationen gewinnt das Format seinen Reiz vor allem aus der Möglichkeit, sich abseits von EM und WM unter Wettbewerbsbedingungen zu messen. Die kleineren Nationen freuen sich derweil über die Chance, sich in einem komplizierten Modus quasi durch die Hintertür für die nächste Europameisterschaft zu qualifizieren.

Dazu wird die Nations League die bisher üblichen Test-Länderspiele nahezu nahtlos und termingetreu ersetzen. "Es gibt kein einziges zusätzliches Spiel, und es gibt damit auch keine zusätzliche Belastung für unsere Nationalspieler", sagte Grindel bereits vor Wochen, um das Hauptargument der Kritiker zu entkräften. Stattdessen soll die europäische Nationenliga lediglich das Rad in den Zwischenjahren der Großereignisse in Schwung halten. Immer Wettbewerb, keine müden Testkicks mehr - so der Ansatz.

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UEFA Nations League: Neuer Modus bringt neue Anreize

Hierfür wurden die 55 UEFA-Mitglieder gemäß ihrer Stärke in vier Ligen (A bis D) eingeteilt. Innerhalb dieser Divisionen gibt es vier Gruppen mit je drei oder vier Mannschaften. In Hin- und Rückspielen werden Auf- und Absteiger ermittelt.

Die vier Gruppensieger der Top-Division A, in der sich Deutschland zunächst mit Weltmeister Frankreich und den Niederlanden misst, qualifizieren sich für das Finalturnier vom 5. bis 9. Juni 2019, bei dem der erste Titelträger ermittelt wird. Dazu gibt es in Play-offs im März 2020 vier EM-Startplätze zu verteilen, die unter Umständen auch an sehr kleine Nationen aus den unteren Divisionen fallen könnten.

Neben diesem besonderen sportlichen Anreiz dürften die voraussichtlich zwei Milliarden Euro aus der TV-Vermarktung ihr Übriges dafür getan haben, dass der anfangs so kritisch beäugte Wettbewerb in den meisten Ländern positiv aufgenommen wird. Die einstige Herzensangelegenheit des ehemaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini hat inzwischen viele Fürsprecher. Und das noch bevor der Ball erstmals gerollt ist.

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