Der FC Nordsjaelland bot in dieser Saison die jüngste Startelf Europas auf, der Klub hat 13 Juniorennationalspieler im Kader – und Erfolg. Besonders ist am dänischen Erstligisten nicht nur das konsequente Jugendkonzept, denn die Verantwortlichen wollen die Welt auch ein kleines bisschen besser machen. Goal hat mit den Machern gesprochen und erzählt die Geschichte des Weges vom kleinen Amateurklub zum weltweiten Vorbild.

Von Maximilian Schmeckel

Auf den ersten Blick mutet Farum, ein 20.000-Einwohner-Städtchen 20 Kilometer nordwestlich von Kopenhagen, ganz und gar nicht wie ein Ort an, von dem aus die Fußballbranche auf den Kopf gestellt wird. Es gibt eine Kirche aus rotem Backstein, ein Open-Air-Museum und mehrere türkische Restaurants in der Innenstadt.

Dass hier ein Fußballklub ansässig ist, der nicht weniger in den Vereinsstatuten verankert hat, als die Welt verändern zu wollen, vermutet man auch dann nicht, wenn man in die Idaetsvaenget, die Sport-Weiden-Straße, einbiegt. Dort ist der FC Nordsjaelland beheimatet. Sein ganzer Stolz: das im Jahr 2000 gebaute Stadion mit 10.300 Plätzen.

Das Right to Dream Stadium hat den Umstand, dass hier nicht nur Träume gelebt werden, sondern Menschen auch zum Erfüllen der ihren verholfen werden soll, sogar im Namen verankert. In weißen Versalien prangt er auf glänzendem Metall. Darunter das Klublogo und das der Right to Dream Academyin Ghana, mit der Nordsjaelland 2016 eine Partnerschaft einging.

Hier, im kleinen beschaulichen Farum, findet seit Jahren in einer schnelllebigen Millionenbranche ein Lehrstück über Nachhaltigkeit und Moral statt. Und der zentrale Begriff aller, die dieses Projekt aufgebaut haben und es mit Stolz vorantreiben, ist ebenjener: Traum. Ein Traum, etwas zu bewegen.

"Das Leben anderer zum Positiven zu verändern, uns für Schwächere einzusetzen, ist eines unser zentralen Ziele", sagt Sören Kristensen, seit 2017 CEO des FC Nordsjaelland, im exklusiven Gespräch mit Goal. Kristensen, 47 Jahre alt, weiß genau, wie knallhart es bisweilen im Kapitalismus zugeht, wie oft der Mensch eher als Geldbringer auf zwei Beinen denn als fühlendes Lebewesen gesehen wird.

Zwölf Jahre lang arbeitete er für die Coca-Cola Company, zuletzt als Nordic Commercial Operations Director. Coca-Cola ist die viertwertvollste Marke der Welt, hat 62.000 Mitarbeiter und machte 2017 über 35 Milliarden Euro Umsatz. Nun also Nordsjaelland, ein Zwerg auf der fußballerischen Landkarte, 5,4 Millionen Euro Umsatz nach Steuern im Jahr 2017, eine einzige Champions-League-Teilnahme in der noch nicht einmal 30-jährigen Klubgeschichte. Will man verstehen, was Sören Kristensen und die anderen beim FC Nordsjaelland antreibt, muss man ins Jahr 2006 blicken.

"Wir haben mit zwei Mitarbeitern und ohne Stadion angefangen"

Kaum jemand kennt das Innenleben des dänischen Erstligisten besser als Jan Laursen. Der 47-Jährige arbeitet seit 1998 für den Klub, der damals noch Farum BK hieß. Acht Vereine aus dem Kopenhagener Umland hatten sich 2003 zusammengetan, um im Profibereich mitzumischen und den Amateur-Status zu überwinden, fortan unter dem Namen FC Nordsjaelland. Heute ist Laursen Sportdirektor der Jugend-Akademie. "Wir haben mit zwei Vereinsmitarbeitern angefangen und hatten kein Stadion", sagt er in geschliffenem Englisch im exklusiven Goal-Interview. "Es war eine lange Reise."

Eine Reise, die im Jahr 2006 grundlegend verändert wurde. "Wir fingen damals an, uns zu fragen, was man mit beschaulichen finanziellen Mitteln ändern kann, um nachhaltig voran zu kommen", sagt Laursen. "Wir mussten so denken. Denn schnelle Veränderungen brauchen meist Geld. Von Tag eins an haben wir einen etwas anderen Weg verfolgt."

Einmal lacht Laursen beinahe ungläubig. Denn dieser abenteuerliche Weg hat Nordsjaelland, heute längst im Besitz eines Stadions und mit einem großen Team von Mitarbeitern ausgestattet, bis auf den Thron des dänischen Meisters geführt, bis an die Stamford Bridge des FC Chelsea. Von Anfang an im Mittelpunkt: der eigene Nachwuchs.

"Man braucht großen Mut, um zu sagen: 'Ok, wir vertrauen komplett unserer Ausbildung und jungen Spielern'", sagt Laursen. "Man muss Fehler zulassen und nicht gleich alles in Frage stellen, wenn es mal nicht läuft. Das machen viele größere Vereine anders. Ich glaube, dass man nur wachsen kann, wenn man gemeinsam in eine Richtung geht und auch bei großen Hindernissen nicht sofort den eingeschlagenen Weg verlässt."

Konkret heißt das: Seit 2006 steckt Nordsjaelland fast das gesamte eingenommene Geld in die Jugendarbeit. Die Früchte des radikalen Weges werden regelmäßig geerntet – und ihr Geschmack und ihre Qualität bestätigen Laursen und Co. immer wieder, das Richtige zu tun. Am 7. Mai dieses Jahres schickte Trainer Kasper Hjulmand eine Anfangsformation aufs Feld, die durchschnittlich gerade einmal 21,1 Jahre alt war. Kein Verein in Europa hatte in dieser Saison eine jüngere. Zum Vergleich: Die jüngste Startelf der über 50-jährigen Bundesligageschichte (Schalke 04, Saison 1972/73) war im Schnitt ein volles Jahr älter. 

Hjulmand, 46 Jahre alt und hierzulande bekannt, weil er von 2014 bis 2015 Mainz 05 trainierte, kam 2008 als Co-Trainer zu Nordsjaelland. Hjulmand, der im exklusiven Gespräch mit Goal druckreif Englisch spricht und in über einer Stunde vollständig ohne gängige Fußball-Floskeln auskommt, war 2007/08 mit Lyngby BK Letzter geworden, hatte aber mit dem jüngsten Team der Liga mutigen, offensiven Fußball gespielt. Er passte perfekt zu Nordsjaellands zwei Jahre zuvor eingeschlagenem Weg.

Hjulmand lernte bei Ajax

Drei Jahre lang assistierte er Morten Wieghorst, der heute in Aalborg an der Seitenlinie steht. Nordsjaelland wurde Achter, Siebter und Sechster, ehe Hjulmand 2011 von Wieghorst den Cheftrainer-Posten übernahm. Im Hintergrund hatte das Gespann längst akribisch an einem mutigen, nach vorne gerichteten Fußball gefeilt.

"Ich war in den Neunzigern oft bei Ajax Amsterdam und habe dort viel über Taktik gelernt", sagt Hjulmand. "Ajax wollte das Spiel kontrollieren. Das hat mich sehr geprägt. Gerade kleinere Teams setzen auf destruktiven Fußball, wollen dem Gegner in erster Linie wehtun. Ich bin fest davon überzeugt, dass man erfolgreicher spielt, wenn man neben einem durchdachten Defensiv-Konzept auch ein ebenso wohlüberlegtes für die Offensive in der Schublade liegen hat."

"Ich bin mit einem kleinen Amateurverein in die erste dänische Liga aufgestiegen. 18 Spieler im Kader waren 20 und jünger. Und dennoch spielten wir einen Fußball, dessen Rhythmus wir bestimmten." Ein Satz, der auf Hjulmand noch heute zutrifft. Denn wie damals spielt er mit einer blutjungen Mannschaft offensiven Fußball – und erfolgreichen. In der Saison 2011/12 feierte Nordsjaelland sensationell die Meisterschaft, ließ finanziell deutlich betuchtere Klubs wie den FC Kopenhagen hinter sich und zog in die Champions League ein.

Nach seiner Zeit bei Mainz kehrte Hjulmand 2016 zurück, in der aktuellen Saison war Nordsjaelland zwischenzeitlich Erster und belegte am Ende Platz drei. Europa und große Träume im Right to Dream Stadium. Hjulmand wurde von seinen wie A-Jugendliche aussehenden Spielern dem dänischen Himmel entgegengeworfen.

Dass Nordsjaelland heute ein über die Landesgrenzen hinaus gehendes Vorbild ist, war lange nicht zu erwarten. Im Gegenteil. "Wir wurden von allen Seiten belächelt, als kleiner Verein auf Ballbesitz und Spielkontrolle zu setzen. Wenn man etwas anders als die anderen macht, muss man in Kauf nehmen, auf dem Weg zum Ziel manchmal dumm auszusehen", sagt Laursen. 

"Ist man mutig genug, das auszuhalten, kann man aber große Dinge bewirken. Viele haben vor den Fehlern, die man zwangsläufig als Mensch auf diesem Weg macht, Angst. Und verharren deshalb auf der Stelle, ohne eine Vision für die Zukunft zu haben. Jeder sagte, dass es aussichtslos und naiv sei, radikal auf die Jugend zu setzen, dass es unmöglich sei, so Spiele zu gewinnen. Plötzlich hatten wir die jüngste Startelf in Europa – und gewannen Spiele. Und wir gewannen sie nicht nur, sondern auch auf eine Art und Weise, die wir selbst gewählt hatten."

Inspiriert wurden Hjulmand und Co. dabei stark vom FC Barcelona. "Pep Guardiola hat unsere Arbeit maßgeblich beeinflusst", sagt Hjulmand. "Denn seine Teams spielten einen einfachen, aber großartigen Fußball."

"Zu Beginn ging es bei ihm vielmehr um die Maximierung des Erfolgs als Team und nicht um die Qualität Einzelner", so Hjulmand weiter. "Seitdem sind wir für alle taktischen Weiterentwicklungen offen." Einmal im Monat gibt es deshalb ein Meeting mit allen Trainern, um über neue taktische Entwicklungen und Innovationen zu sprechen." Das Trainerteam ist so offen besetzt, wie sich die Ansichten im Klub darstellen, hat Mitglieder aus Ghana, England oder Spanien.

"Wir haben uns grundsätzlich die Frage gestellt: Glauben wir, dass es möglich ist, auch gegen qualitativ stärkere Gegner eine eigene Spielphilosophie durchzusetzen und mit ihr Erfolg zu haben? Wir sind der Meinung, dass das möglich ist", sagt Hjulmand.

Die prägendste Erinnerung in dieser Hinsicht erlebte er im Oktober 2012, als der FC Chelsea zu Gast war. Dort die millionenschweren Londoner mit einem Kaderwert von über 825 Millionen Euro, 22 Nationalspielern und Stars wie Petr Cech und Frank Lampard. Und hier Fußball-Zwerg Nordsjaelland mit weniger als zehn Millionen Euro Gesamtmarktwert, einer Startelf, die im Schnitt 22,5 Jahr alt war (Chelsea: 26,3 Jahre).

Am Ende stand es 0:4, und doch klingt Hjulmand ergriffen, als er vom Spiel erzählt. "Chelsea war völlig überrascht von unserem Auftreten", sagt er. "Wir kontrollierten das Spiel. Wir gerieten zwar durch einen individuellen Fehler in Rückstand, bis zur 79. Minute traten wir aber mutig auf, nutzten Räume und spielten schnellen, direkten Fußball. Danach brachen wir dann etwas ein. Nach dem Spiel machte mit Roberto Di Matteo ein großes Kompliment für unsere Leistung."

Nordsjaelland hatte nicht nur genauso viele Torschüsse wie die Blues und eine bessere Zweikampfquote, sondern auch gezeigt, dass es selbst gegen eine der besten Mannschaften der Welt, den Titelverteidiger der Champions League, möglich war, mit dem Nordsjaelland-Fußball mitzuhalten. Und das auch nach Abgängen von Schlüsselspielern, wie es sie regelmäßig gibt. Dieses Jahr verließen Marcus Ingvartsen und Stanislav Lobotka den Klub beide für fünf Millionen Euro, zuvor waren es etwa Rekordabgang Emre Mor, Uffe Bech oder Jores Okore. Um Lücken wie diese zumindest taktisch schließen zu können, ist Nordsjaelland sehr interessiert an Einflüssen von anderen Klubs.

Prägendste Hospitanz bei Athletic Bilbao

"Insights from outside", betont Laursen, seien elementar, "Einflüsse von außen". Alle Mitarbeiter Nordsjaellands hospitieren regelmäßig bei anderen Vereinen. Um zu lernen und zu networken. Laursen etwa war auf Schalke, wo ihn besonders Norbert Elgert beeindruckte, in Gladbach und in England. Sein einschneidendstes Erlebnis auf seinen Bildungsreisen hatte er aber keineswegs bei einer Akademie eines Top-Klubs, sondern im Baskenland bei Athletic Bilbao.

"Der Stolz und die Hingabe dort hat mir gezeigt, dass es absolut möglich ist, mit kleinen Mitteln Großes zu schaffen. Dort wird nur im Baskenland gescoutet und trotzdem werden immer wieder große Talente gefunden", sagt Laursen. Das zeige, dass es darum gehe, eine Philosophie zu haben, die allen bewusst sei. Ohne teure Infrastruktur und ohne innovative technische Ausrüstung, wie sie die Top-Klubs hätten, werde in Bilbao jeden Tag exzellent gearbeitet.

Und genau so machen sie es seit Jahren beim FC Nordsjaelland. "Wir sehen unseren Klub als eine Einheit. Wir unterscheiden nicht zwischen Profis und der Akademie. Das ist einer unserer Vorteile, weil so alles gemeinsam entschieden wird und die Jugendarbeit immer auf Augenhöhe mit unseren Profis agiert, wenn es um Geld geht", sagt Laursen, der mit Carsten V. Jensen in einem Büro sitzt, der als Sportdirektor für die Profis zuständig ist. So wird garantiert, dass der Austausch so eng wie möglich ist.

Wie sehr der Fokus auf der Jugend liegt, zeigte sich 2012 nach dem Meistertitel, wie Laursen erzählt: "Es liegt in der Natur des Menschen, im Moment erster Erfolge mehr zu wollen. Es wäre also ein Leichtes gewesen, die Akademie zu vergessen und mit dem zusätzlichen Geld erfahrene Spieler zu verpflichten. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden und das Geld vollständig in die Akademie gesteckt. Wir wurden dafür teilweise hart kritisiert. Sechs Jahre später haben wir eine der jüngsten Mannschaften Europas, immer zwischen sechs und neun Spieler aus der eigenen Jugend in der Startelf und stehen stabil da."

Geschichten wie diese zeigen, wie wichtig es allen ist, immer wieder zu reflektieren und zu hinterfragen, ob der beschrittene Weg noch der richtige ist. "Zweimal in der Woche sitzen wir zusammen und sprechen. Oft auch über das Leben an sich, über Glück oder solche Dinge", sagt Hjulmand, der anhand seines eigenen Weges illustriert, dass der Mensch in Farum klar vor dem Erfolg steht. "Ich selbst musste als Profitrainer meine Familie mit der vielen Arbeit und der mentalen Belastung vereinbaren. Man hat nur ein Leben. Deshalb steht an erster Stelle, dass es einem gut geht und genug Zeit für die Menschen, die man liebt, bleibt. Das gilt auch für unsere Spieler."

"Es ist wichtig für den Fußball, dass es Teams gibt, die andere Wege gehen"

Jeder Verein könne eine nette Powerpoint-Präsentation erstellen und 15- oder 16-Jährige beeindrucken, so Laursen. Kaum ein Verein aber könne das Versprechen den Teenagern gegenüber halten, sich wirklich um sie zu kümmern. "Als Spieler und als Mensch", betont er. "Wenn man seinen Fokus dauerhaft darauf richtet, sich weiterzuentwickeln, explizit als Mensch und Fußballer, geht man anders durchs Leben. Es geht uns darum, dass die Selbstreflexion dauerhafter Bestandteil des eigenen Lebens wird."

Dass andere Vereine Talent eher als Ressource, die im Optimalfall entweder Geld oder Erfolg bringt, sehen, kann Laursen nicht verstehen. "Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig für den Fußball, dass es Teams gibt, die andere Wege gehen. Dass in unserem Fall sehr junge Spieler die Möglichkeiten erhalten, zu spielen. Es gibt in Europa sehr viele herausragende Jugend-Akademien", sagt er. "Dort geht aber sehr, sehr viel großes Talent verloren, weil die Spieler keine Chance haben, den so immens wichtigen Schritt vom Jugend- in den Herrenfußball zu machen. Sie tragen dann zwar dieses tolle Logo eines tollen Vereins auf der Brust, ihre Karriere stockt aber und ihr großer Traum zerplatzt oft."

Vor allem weil es so viele nicht schaffen, ist Nordsjaelland die schulische Ausbildung der eigenen Talente elementar wichtig. Der Klub arbeitet mit zwei Schulen zusammen, engagiert Privatlehrer. Die richtige Balance zu finden, sei eine echte Herausforderung, sagt Laursen. Denn durch den Erfolg der Ausrichtung seien oft sehr junge Spieler schon bereit für die erste Mannschaft, obwohl sie noch zur Schule gingen. Für diese Spieler erstelle der Verein dann individuelle Pläne. Auch, um bei einem Wechsel ins Ausland das Leben abseits des Platzes so leicht wie möglich zu machen.

Gerade weil die Talente in Farum sowohl taktisch als auch mental so gut ausgebildet sind, werden sie für Top-Klubs immer begehrter. Sage und schreibe 13 Jugendnationalspieler stehen im Profikader. Spieler wie Mikkel Damsgaard (17) oder Magnus Kofoed Andersen (19) werden oft beobachtet. Oder auch Kapitän Mathias Jensen (22), über den Hjulmand sagt, er spiele ein wenig wie Toni Kroos. Die Abwerbeversuche ausländischer Klubs seien indes aggressiver geworden, nicht nur bei Spielern, sondern auch bei Jugendtrainern.

"Haben Real, Barca und United geschlagen"

Man sei zwar von Beginn an sehr offen gewesen, wenn es um größere Klubs ging und habe immer gesagt, dass man "unseren Spielern helfen will, es zu großen Klubs zu schaffen. Aber es stimmt, die Dinge haben sich verändert. Gerade die englischen Klubs sind sehr aggressiv", so Laursen. "Wir reagieren darauf einerseits, indem wir ein möglichst enges Verhältnis zu unseren Spielern pflegen und zum anderen damit, dass wir Klubs direkt damit konfrontieren, wenn sie uns nicht respektieren. Wenn Klubs unsere Spieler direkt kontaktieren, sprechen wir das an. Auch bei den größten Klubs der Welt."

Laursen, Hjulmand und Co. sind trotz der Offerten aus dem In- und Ausland ganz entspannt. Laursen betont: "Die Spieler wissen, was sie an unserem Klub haben. Sie wissen, wie gut die Ausbildung ist. Wir haben in den vergangenen Jahren nahezu alle großen Jugendmannschaften geschlagen: Real Madrid, Barcelona, Manchester United, Liverpool und auch deutsche und niederländische Teams. Wir haben eine sehr junge erste Mannschaft. Warum also jung ins Ausland wechseln, wenn du bei uns im Profibereich wertvolle Erfahrungen sammeln kannst? Wir sagen ihnen immer wieder, dass wir wollen, dass sie ins Ausland gehen. Aber von unserer ersten Mannschaft in eine andere erste Mannschaft."

Das eigene Scouting findet deshalb vor allem im Umland statt, um die Bindung zum eigene Verein von Beginn an so eng wie möglich zu halten. "Wir schauen vor allem in unserer Region nach Talenten. Natürlich haben wir auch ein Netzwerk und gucken uns in ganz Dänemark um, der Fokus liegt aber ganz klar auf der eigenen Region. Wir glauben an eine langfristige Entwicklung, deshalb wollen wir Spieler lieber über Jahre ausbilden, als sie im Alter von 17 zu verpflichten. Der Wechsel ins Ausland soll dann nach etwa 100 Profispielen erfolgen. Dass unsere Jungs davon träumen, fördern wir sogar."

Da ist es wieder, das Träumen, das sie alle eint beim FC Nordsjaelland. Es geht dabei auch darum, andere zum Träumen zu bringen. So wie Menschen, denen es schlechter geht als ihnen im so lebenswerten Dänemark. 2016 wurde deshalb eine Kooperation mit der Rights to Dream Academy in Ghana eingegangen, in der 90 Kids aus sieben Ländern trainieren.

"2015 war Tom Vernon, der Gründer der Right to Dream Academy in Ghana, auf der Suche nach einem Klub in Europa. Ich bin sehr stolz, dass er uns ausgewählt hat", sagt Laursen. "Denn es geht dort nicht nur um die Ausbildung und Förderung fußballerischen Talents, sondern auch darum, Vorbilder zu schaffen und jungen Menschen Perspektiven im Leben zu geben."

"Wollen etwas im Leben junger Menschen verändern"

"Es geht uns nicht primär darum, Talente zu finden, irgendwann zu uns zu holen und mit Profit wieder zu verkaufen, sondern darum, wirklich etwas im Leben junger Menschen zu verändern", so der Sportdirektor weiter. Vernon, ein ehemaliger Scout von Manchester United, kaufte den FC Nordsjaelland gemeinsam mit anderen Investoren und ist seitdem sogar im Vorstand. Das und der Umstand, die ghanaische Akademie im Stadionnamen verankert zu haben, zeigt, wie ernst es ihnen mit diesem Projekt ist.

Das Leben anderer zu verändern, letztlich die Gesellschaft an sich zu beeinflussen. Das ist es, was sie antreibt. Jan Laursen, den großen Jugend-Förderer, Kasper Hjulmand, das Taktik-Brain, und Sören Kristensen, den CEO und ehemaligen Coca-Cola-Direktor. Letzterer fördert etwa Gleichberechtigung in großem Stil, steckt Gelder und Zeit in die Frauen- und Mädchen-Teams.

Es sind die kleinen Momente, die ihnen allen zeigen, dass es um mehr geht als nur um Fußball. "Ein Vater kam während eines Mädchenteam-Trainings zu mir", berichtet Kristensen. "Er erzählte mir mit strahlenden Augen, was es seiner Tochter bedeutet, dass nun alle einheitliche Trainingskleidung hätten. Das gab es vorher nicht."

Als erster Klub weltweit Common-Goal-Mitglied

Und dann ist da noch Common Goal, die jüngste Neuheit in Farum. Die von ManUnited-Star Juan Mata mitgegründete Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, dass Fußballer ein Prozent ihres Gehalts für wohltätige Zwecke spenden. Dabei sind inzwischen etwa Mats Hummels, Giorgio Chiellini und Julian Nagelsmann. Und seit gut einer Woche auch der FC Nordsjaelland – als erster Verein weltweit. "Das Moral-Gerüst von Common Goal passt genau zu unserem", sagt Kristensen.

"Durch den Fußball kann die Welt ein wenig verbessert werden. Ein Prozent der Gehälter unserer gesamten Führungsetage fließt künftig ebenso an Common Goal wie ein Prozent unserer Stadioneinnahmen. Wir sprechen zudem mit Sponsoren, um auch ein Prozent der Sponsorengelder zu spenden." Kristensen macht eine kurze Pause.

"Wir versuchen", sagt er, "uns für andere einzusetzen. Das steht ganz oben. Wir haben so viele Privilegien. Etwas zurückzugeben, sollte selbstverständlich sein."

CEO Sören Kristensen unterschreibt gemeinsam mit Leicester-Torwart Kasper Schmeichel bei Common Goal

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