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Marcel Sabitzer von RB Leipzig: Der Anführer vom Reißbrett


HINTERGRUND

"Marcel is here to lead", fünf Worte, die Marcel Sabitzer mittlerweile auswendig kennen muss. Unübersehbar prangten sie während des Trainingslagers von RB Leipzig an seinem Badezimmerspiegel. "Marcel ist hier, um zu führen."

Es sind gut ausgewählte, kurz und prägnante Sätze, RB-Manager Ralf Rangnick in Zusammenarbeit mit der Marketingabteilung des Vizemeisters entworfen hat. Speziell auf die Spieler zugeschnitten sollen sie jeden Tag daran erinnert werden, wie die sportliche Leitung mit ihnen plant. Weitere Beispiele gefällig? "Diego ist hier, um unser Team zu beschützen", wurde beispielsweise Neu-Nationalspieler Diego Demme vor Augen geführt.

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Dass der Klub mit Marcel Sabitzer als Führungspersönlichkeit plant, überrascht niemanden. Kaum einer hat die Identität des Klubs – so diskutabel sie auch sein mag – so verinnerlicht wie der 23-Jährige. Seit zwei Jahren ist er in Leipzig und seine Karriere kennt genauso wie sein Marktwert als Spieler nur eine Richtung: nach oben.

Bei RB hat sich der Österreicher etabliert. Und wenn es vor der Saison kritische Stimmen gab, Sabitzer könnte den Anforderungen der Bundesliga nicht gerecht werden, er hat sie verstummen lassen. Mit seiner Leistung auf dem Platz. Für das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl ist er unverzichtbar geworden.

Sabitzer ist enorm variabel in der Offensive

In der Offensive kann er gleich mehrere Positionen bekleiden. 31 Spiele hat er in der vergangenen Saison gemacht, 17 davon im rechten Mittelfeld, fünf im linken und neun sogar im Sturmzentrum. Mit seiner enormen Laufarbeit ist er das Musterbeispiel für das Leipziger Spiel der vergangenen Saison.

"Fleiß gehört ebenso dazu, das war mir schon immer klar. Deshalb schaue ich gut auf meinen Körper, ernähre mich gesund, nehme mir Zeit für die Regeneration und gehe früh ins Bett", sagte er zum Ende der letzten Spielzeit gegenüber Eurosport.

Doch nicht nur auf dem Platz wird er immer wichtiger, auch für die Struktur der Mannschaft. Die Sache mit dem Zettel am Badezimmerspiegel.

GFX Marcel SabitzerGoal

"Ich denke schon, dass ich von klein auf ein Gewinnertyp war. Ich bekomme echt schlechte Laune, wenn ich im Training verliere, und nach Niederlagen kann ich kaum schlafen. Auf dem Platz bin ich auch mal unangenehm, wenn ich nicht angespielt werde oder jemand die aus meiner Sicht falsche Entscheidung trifft", gibt Sabitzer heute im Kicker zu. Von klein auf ein Gewinnertyp. Das stimmt.

Sabitzer tauchte früh in den Schlagzeilen auf - auch wegen seines Vaters

Ortswechsel, Österreich. In seiner Heimat tauchte er früh in den Schlagzeilen auf. Kein Wunder, denn sein Vater  Herfried, war einst selber Profi und streifte sich das Trikot der österreichischen Nationalmannschaft über. Er ist es auch, der die Karriere seines Sohnes wie am Reißbrett geplant. Schon als Jugendlicher galt er als eines der größten Offensivtalente des Landes und konnte den Erwartungen – im Vergleich zu vielen anderen Fußballern – stets gerecht werden.

Herfried Sabitzer legte in der Ausbildung seines Sohnes penibel genauen Wert darauf, wo dieser spielt. Auch wenn, wie im Jahr 2013, große namhafte Klubs locken – der Plan wurde durchgezogen. So musste damals Schalke 04 in die Röhre schauen. Marcel unterschreibt nur dort, wo es für ihn gerade am sinnvollsten ist und er am meisten Spielzeit bekommt. Nicht dort, wo er vielleicht am meisten Geld verdient, so das Credo seines Vaters.

Dass er sich die Familie Sabitzer im Jahr 2014 für einen Abschied vom namhaften Austria Wien und für einen Wechsel in die Akademie von Admira Mölding entschieden, ist dabei nur ein Beispiel. Dort entwickelte er sich prächtig, wurde mit 16 Jahren zum Profi und empfahl auch durch den Aufstieg mit Admira in die erste Bundesliga für höhere Aufgaben.

Als er dann in der Hinrunde der Saison 2012/13 mit 18 Jahren zum absoluten Stammspieler und Leistungsträger avancierte, war schnell klar: Mölding ist auf Dauer zu eng. Über die Zwischenstation Rapid Wien landete er bei Red Bull Salzburg – aber nicht per normalem Wechsel. Im Sommer 2014 beherrschte Sabitzers Name dann erstmals auch die Schlagzeilen der großen deutschen Gazetten.

Der Wechsel nach Salzburg sorgt für Schlagzeilen

Der Nationalspieler hatte bei Rapid Wien eine Ausstiegsklausel für vergleichsweise günstige zwei Millionen Euro, die lediglich für einen Wechsel ins Ausland galt. Rangnick verpflichtete ihn in seiner Funktion als Leipziger Sportdirektor und verlieh Sabitzer umgehend für ein Jahr nach Salzburg. Hier sollte er weiter reifen – alle Parteien waren zufrieden – nur Rapid nicht. Aber jeglicher Protest der Wiener versandete.

Bei Salzburg entwickelte er sich enorm weiter, wächst immer mehr in die Rolle des Leaders hinein und wechselt nach einem Jahr fest nach Leipzig, in die Stadt, wo er nur ein Jahr zuvor eigentlich gar nicht hinwollte.

"Ich werde dorthin gehen, wo ich mich am besten weiterentwickeln kann. Wenn ich ehrlich bin, ist Leipzig für die Weiterentwicklung nicht in meinem Kopf drin", sagte er gegenüber Sky.

Schließlich zeigte sich nach dem Wechsel schnell, dass Leipzig gut für ihn – und er gut für Leipzig. Mit acht Toren und fünf Vorlagen trug er maßgeblich zum Bundesligaaufstieg von Red Bull bei und wirbelt seitdem die Liga auf - und den DFB-Pokal. Beim Sieg in der ersten Runde erzielte Sabitzer gleich zwei Tore und wurde zum Man of the Match gewählt. Kein Wunder, dass RB den aktuell bis 2021 laufenden Vertrag verlängern will. Denn man hat ja großes mit ihm vor. Das weiß er selbst auch, er wird sich, wie immer in seiner Karriere, den nächsten Schritt wieder gut überlegen. Denn ein Satz hat sich bei ihm eingebrannt. "Marcel is here to lead."

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