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Frankreich: Wer ersetzt Rami und Kante?

Es waren zwei Aktionen beim Achtelfinalsieg gegen tapfere Iren, die Nachwirkungen haben sollten. Erst fällte N'Golo Kante in der 27. Spielminute seinen Gegenspieler McClean -nach einem bösen Fehler von Laurent Koscielny - und sah für den Tritt völlig zu Recht die Gelbe Karte. Keine Viertelstunde später sah auch Innenverteidiger Adil Rami  nach einem Foul im Mittelfeld eine Verwarnung.

Für beide Akteure war es bereits der zweite Gelbe Karton im laufenden Turnier und somit ist das Duo für die Partie gegen den Überraschungsviertelfinalisten aus Island am Sonntag (21 Uhr im LIVE-TICKER ) gesperrt. Nun ist Trainer Didier Deschamps auf der Suche nach Ersatz, doch vor allem in der Innenverteidigung ist seine Auswahl durchaus rar gesät.

Bereits vor der Europameisterschaft mussten mit Raphael Varane, Jeremy Mathieu und Mathieu Debuchy drei Verteidiger verletzungsbedingt passen. Hinzu kam Mamadou Sakho, der Ende April wegen eines Dopingvergehens für zunächst 30 Tage gesperrt worden war und auf den Deschamps deshalb verzichtete. Somit bleiben für die Innenverteidigung nur noch zwei mögliche Alternativen: Samuel Umtiti oder Eliaquim Mangala.

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Mangala punktet mit Erfahrung

Mangala wäre zweifelsohne der erfahrenere Ersatzmann. Der 25-Jährige von Manchester City hat trotz seines noch relativ jungen Alters bereits 30 Partien in der Champions League auf dem Buckel. Doch konnte der siebenfache Nationalspieler trotz Stammplatz in der vergangenen Saison nicht vollends überzeugen. So dürfte sein Konkurrent um den Platz in der Innenverteidigung wohl die besseren Karten haben.

Umtiti stammt aus der Jugendakademie von Olympique Lyon und ist seit der Saison 2012/13 unumstrittener Stammspieler beim Ex-Meister. Der 22-Jährige, der zum FC Barcelona wechseln wird, ist äußerst zweikampfstark und trotz seiner Größe von nur 1,81 Meter klasse im Kopfballspiel. Mit 131 Ligue-1-Spielen ist auch bei ihm durchaus Erfahrung vorhanden, auf einen Einsatz in der französischen Nationalmannschaft wartete der Youngster aber bislang vergebens. Sein großes Plus könnte seine Unbekümmertheit sein, die die Equipe Tricolore im Laufe des Turniers bislang so schmerzlich vermisste.

Man darf gespannt sein, wen Trainer Didier Deschamps letztlich in der Innenverteidigung aufbieten wird. Sicher ist nur, beide Defensivreihen, ob mit Umtiti oder Mangala, haben in der Form noch nie so zusammen auf dem Platz gestanden und werden wohl etwas an Eingewöhnungszeit brauchen. Französischen Medienberichten zufolge hat sich der 47-jährige Coach auch schon auf eine Variante festgelegt. Nach guten Trainingseindrücken soll Umtiti der Favorit auf den Platz in der Startelf neben Laurent Koscielny sein.

Kante-Ausfall wiegt schwer

Noch härter dürfte das französische Team jedoch der Ausfall von N'Golo Kante treffen. Der 25-Jährige von Leicester City ist das Herzstück des französischen Mittelfelds und einer der Gründe, warum Torhüter Hugo Lloris im Turnier bislang erst zweimal hinter sich greifen musste. Seine herausragenden Fähigkeiten in der Balleroberung und im schnellen Umschaltspiel machen den frischgebackenen englischen Meister unverzichtbar für die Equipe Tricolore.

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Die Statistiken belegen seinen enormen Wert. Kante spielte bei der EM mit Abstand die meisten Pässe der gesamten französischen Mannschaft (213) und seine Passgenauigkeit liegt bei starken 93 Prozent. Zehn abgefangene Bälle sind ebenfalls ein Spitzenwert im Team des EM-Gastgebers.

Deschamps hat auf der Suche nach Alternativen drei mögliche Ersatzkandidaten zur Verfügung, die Kante positionsgetreu ersetzen könnten: Yohan Cabaye, Moussa Sissoko und Morgan Schneiderlin. Letzterer wurde aufgrund der Verletzung von Lassana Diarra nachnominiert, spielte jedoch bislang noch keine einzige Minute. Dem defensiven Mittelfeldspieler von Manchester United werden daher nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Cabaye als Stratege vor der Abwehr

Cabaye hat seine Stärken - genauso wie Kante - in der Balleroberung. Der 30-Jährige von Crystal Palace agiert zumeist als Stratege vor der Abwehr und durch seine technischen Fähigkeiten setzt er seine Mitspieler mit klugen Zuspielen immer wieder schön in Szene. Zudem ist der frühere PSG-Star äußerst abschlussstark. Fünf Tore erzielte er in der abgelaufenen Saison. Keine schlechte Quote für einen defensiven Mittelfeldspieler. 

Dagegen ist Sissoko eher der Typ Vorbereiter. Acht Tore legte der 26-Jährige von Premier-League-Absteiger Newcastle United in der letzten Saison auf. Ein weiteres Plus ist seine enorme Variabilität. Auf nahezu allen Positionen im Mittelfeld kann Sissoko spielen. Doch während er bei den Magpies bevorzugt auf den Außenbahnen zum Einsatz kam, spielte der 1,87-Meter-Mann unter Deschamps zumeist in der Zentrale. 

Letztlich dürfte aber Cabaye die besten Karten für einen Startelfeinsatz im Viertelfinale haben. Bereits gegen die Schweiz war der 30-Jährige die erste Alternative für die Sechser-Position, als Deschamps einige Stammkräfte wie Kante, Payet oder Matuidi schonte. Doch egal, für wen sich der Trainer letztlich entscheiden wird, die kampf- und spielstarken Isländer werden für alle elf Akteure auf dem Feld ein hartes Stück Arbeit>

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