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Benteke, Lukaku, Origi: Belgiens Pseudo-Luxus im Sturmzentrum

Physis und Abschlussstärke, aber auch Eleganz und Technik. Die Anlagen sind bestens und bei allen dreien ähnlich ausgeprägt. Romelu Lukaku, Christian Benteke, Divock Origi - an Sturmtanks, die im Zentrum der vordersten Front internationale Klasse verkörpern könnten, mangelt es der belgischen Nationalmannschaft nicht. Und doch ist die Mittelstürmer-Position eine, die im Vergleich zu den meisten anderen Bereichen im hoch veranlagten Kader der Roten Teufel abfällt.

Die Gründe dafür liegen in Formschwankungen, in mangelnder Konstanz. Und vor allem daran, dass Benteke und Co. ihre Fähigkeiten im Nationaltrikot nicht wie gewünscht auf den Platz bringen. Das lässt sich am besten an Zahlen festmachen: Nur drei der 17 Tore, die Belgien in der laufenden EM-Qualifikation erzielt hat, wurden von Mittelstürmern erzielt. Und diese noch dazu in den vermeintlich leichtesten Spielen.

Origi traf beim 6:0 über Andorra, Benteke und Youngster Michy Batshuayi, der hinter den drei arrivierten Kräften an Rang vier der Hackordnung steht, netzten beim 5:0 gegen Zypern. Mehr war nicht. Ein Missstand, der deutlich darlegt: Auf den ersten Blick hat Belgien zwar ein Überangebot an echten Neunern, an brachialen Stoßstürmern. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich jenes aber als Fata Morgana.

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Keine konstante Besetzung

Auf eine konstante Nummer eins hat sich Nationaltrainer Marc Wilmots offenbar nicht festgelegt. In jeweils zwei der bislang acht Quali-Matches begannen Origi respektive Lukaku, in den restlichen vier Partien erhielt Benteke den Zuschlag. Der Mann aus Liverpool scheint in der Gunst des Coaches am höchsten zu stehen, kann das Vertrauen aber nicht nachhaltig zurückzahlen.

Auf Vereinsebene ist Benteke, der in den vergangenen drei Premier-League-Spielzeiten für Aston Villa stets zweistellig traf und sich in den Fokus der Top-Klubs spielte, aktuell ebenfalls noch nicht in Top-Form. Bei seinem neuen Verein FC Liverpool deutete er sein Potenzial bisher nur vereinzelt an. Etwa Mitte September gegen Manchester United, als er stark auftrat und ein sehenswertes Seitfallzieher-Tor beisteurte.

02345e9f8c07cb473c383e107818ede340ae7078Romelu Lukaku hat bei Everton einen erfreulichen Saisonstart hingelegt

Kurz darauf bremsten ihn allerdings Oberschenkelprobleme, die ihn nun auch für Belgiens anstehende EM-Quali-Duelle mit Andorra (Samstag, 20.45 Uhr) und Israel (Dienstag, 20.45 Uhr) lahm legen. Mit einem Dreier bei Fußball-Zwerg Andorra wäre die direkte Teilnahme an der EM in Frankreich gesichert. Zweifel hat daran niemand. Auch nicht Romelu Lukaku.

Lukaku: Stehen die Zeichen auf Durchbruch?

Der 22-Jährige vom FC Everton hofft in Bentekes Abwesenheit auf seine Chance. Ebenso wie sein Konkurrent von den Reds blieb Lukaku der Durchbruch im Nationaldress bis dato verwehrt. Als 16-Jähriger hatte er im März 2010 sein Debüt gefeiert, der Aufstieg zu einem Weltklasse-Stürmer schien vorgezeichnet.

Erfüllen konnte Lukaku die hohen Erwartungen aber noch nicht. Obwohl er seit seinem Wechsel von Chelsea nach Everton im Sommer 2013 zu einem Premier-League-Angreifer gehobener Klasse aufstieg. Die Robustheit des englischen Oberhauses liegt ihm, jene paart Lukaku in beeindruckender Manier mit Schnelligkeit, Wendigkeit und technischer Rafinesse. Wenn er denn in Form ist.

Bei der WM 2014 war er es nicht. Vor allem in den beiden Auftakt-Partien haperte es merklich. Als Stürmer Nummer eins war er in das Turnier gegangen, enttäuschte aber in den Vorrundenspielen gegen Algerien und Russland. Für den Rest des Turniers kam er nur noch von der Bank, seither hat er bei Wilmots offenbar an Stellenwert eingebüßt. Lukakus Plus: Im Klub ist er auf dem aufsteigenden Ast, lieferte fünf Tore und zwei Assists in den ersten acht Liga-Spielen.

Origis Klub-Dilemma

Damit dürfte er auch in der Landesauswahl seinen Startplatz sicher haben. Denn Origi kann von derlei Zahlen momentan nur träumen. Bei Liverpool spielte der 20-Jährige bislang keine nennenswerte Rolle, kommt lediglich auf 16 Einsatzminuten in der Premier League. In der Europa League darf er sich austoben - zufrieden sein dürfte er damit aber nicht, nachdem er in den vergangenen eineinhalb Jahren Stammspieler beim OSC Lille war.

Für seine Zukunft im belgischen Trikot muss Origi nun zunächst auf Klubebene wieder Fuß fassen. Denn neben Benteke und Lukaku hat er mit dem jungen Batshuayi und Laurent Depoitre von KAA Gent, der beim kommenden Quali-Doppelpack sein Debüt feiern könnte, weitere Konkurrenz.

Trainer Wilmots wird indes nicht umhin kommen, weiter nach seiner optimalen Lösung für das Sturmzentrum zu suchen. Ob er bis zur EM-Endrunde im kommenden Sommer einen Angreifer gefunden hat, der regelmäßig Tore garantiert, bleibt offen. Das Potenzial haben alle - alleine an der Ausschöpfung mangelte es bis dato. Und Belgien durfte sich glücklich schätzen, in der restlichen Offensivabteilung mit den Hazards, De Bruynes und Chadlis bereits außergewöhnliche Qualität zur Verfügung zu haben.

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